Tele-Verwirrspiel

08.02.1980

"Wo bleiben Berichte vom Anwender direkt?", sinniert der Redakteur der "Telecommunikations Info" in einem Beitrag über "Betriebssicherheit in DFÜ-Netzen" (Nummer 1/80, Herausgeber Deutsche Telecom e. V., Mannheim). "Telecom" ist eine Vereinigung von Großanwendern der Telekommunikation.

Daten- und Textkommunikationsexperten sind Publicity-Muffel, so scheint es. Doch diese Erklärung wäre zu simpel. Daß so wenige DFÜ-Anwender zur Feder greifen, deutet eher darauf hin, daß viele fürchten, sich im "Netzwerk der Begriffe" zu verhaspeln.

In der Tat liegt alles, was mit Datenkommunikation zu tun hat, unterhalb der Gürtellinie des "normalen" EDV-Leiters. Mit Begriffen wie "Routing", "Gateway" oder "Packet-Switching" können die wenigsten etwas anfangen. Kein Wunder: Jeder Hersteller von Geräten und Systemen der Datenkommunikation benutzt sein eigenes Vokabular - Übereinstimmungen sind rein zufällig.

Beispiel: Auf dem 3. Fachkongreß für Daten- und Telekommunikation "Online 80", der vom 4. bis 6. Februar in Düsseldorf stattfand, stellten neun Hersteller ihre Netzwerkkonzepte vor.

Auf dem "Online-Gemälde" sah man unter anderem SELs Communication Network Architecture CNA, DECNET für Problemlösungen der verteilten Datenverarbeitung, die Distributed Network Architecture DNA von NCR, N20DS als Antwort von Philips Data, Honeywell Bulls Distributed Systems Environment DSE, ein erweitertes IBM-SNA (Systems Network Architecture) - über allem der ISO-Standard, Utopia.

Wer verstünde da nicht die "Angst des DV-Mannes vor dem Networking". Im Online-Referentenkreis jedenfalls 1 war der DFÜ-Anwender unterrepräsentiert. An die Mikrofone drängelten sich Herstellerverter und Mitarbeiter der Deutschen Bundespost-Simultanübersetzung wurde nicht geboten.