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Rezessionsgefahr

Telcos schüren die Furcht vor einer Wirtschaftskrise

09.01.2008
AT&T und Vodafone haben vor einer Abschwächung der Konjunktur gewarnt. Die Zahlen der Konzerne deuten darauf hin, dass ihre Kunden beim Telefonieren sparen.

Der amerikanische Telekomkonzern AT&T wird durch die Abkühlung der US-Konjunktur belastet. Das Festnetzgeschäft mit Privatkunden habe sich abgeschwächt, sagte Vorstandschef Randall Stephenson am Dienstabend (Ortszeit) vor Investoren in Phoenix. Verantwortlich dafür seien vor allem Zahlungsschwierigkeiten bei den Kunden, weswegen Anschlüsse gekappt werden müssten. Der führende US-Telekomkonzern verdient rund jeden fünften Dollar mit privaten Festnetzkunden. Die Bereiche Geschäftskunden und Mobilfunk sieht Stephenson von der Entwicklung nicht beeinträchtigt. Es scheint, dass die Kunden bei finanziellen Engpässen zuerst ihren Telefon- und Breitbandanschlüsse kündigen, aber an ihrem Handy festhielten, sagte der Vorstandsvorsitzende.

Ungeachtet der Schwierigkeiten im Privatkundengeschäft bestätigte Stephenson die Prognose für 2007 und 2008. Der Gesamtkonzern werde dank der Treiber Mobilfunk und Breitbanddienste weiter wachsen, sagte Stephenson. Im laufenden Jahr will AT&T den Umsatz um rund fünf Prozent und den Gewinn pro Aktie im zweistelligen Prozentbereich steigern. Der Branchenprimus legt am 24. Januar die Bilanz für das abgelaufene Geschäftsjahr vor. Dessen ungeachtet führten die Aussagen des AT&T-Chefs gestern zu einem Kursrutsch an den amerikanischen Börsen.

Ebenfalls am Dienstag hatte schon Vodafone vor einer Abkühlung der weltweiten Konjunktur gewarnt. Das Jahr 2008 bringe neue Herausforderungen, da sich das makroökonomische Umfeld in den Industrieländern verschlechtere, sagte Vorstandschef Arun Sarin dem britischen Fernsehsender Sky News. Vodafone sei zwar rezessionsbelastbar, aber er könne nicht sagen, dass das Unternehmen rezessionserprobt sei.

"Ich rechne nicht damit, dass viele Kunden sagen werden: 'Ich benutze mein Mobiltelefon nicht'", sagte Sarin. Allerdings könnten sich die Nutzer zurückhalten. Bislang habe Vodafone noch keine negativen Auswirkungen verzeichnet. Das Unternehmen habe aber einen wachen Blick auf die Entwicklung, sagte Sarin. Vodafone baut derzeit seine Stellung in Asien, Afrika und Südamerika aus, um von dem Wirtschaftsboom in Ländern wie Indien zu profitieren. In den westeuropäischen Märkten hat sich das Wachstum wegen des harten Konkurrenzdrucks merklich abgekühlt; in einigen Ländern wie Deutschland verzeichnet Vodafone sogar Rückgänge.

Ein Gegenmittel sieht Vodafone im Ausbau des deutschen Filialnetzes. Der Telefonkonzern plant rund 400 neue Geschäfte, hatte ein Konzernsprecher am Montag in Düsseldorf bestätigt. Die Zahl der Filialen steigt damit auf rund 2.000. Vodafones Rivale Deutsche Telekom kommt derzeit auf 1.700 Vertriebspunkte. Der Ausbau soll Spekulationen zufolge noch in diesem Jahr stattfinden. Vodafone D2 will mit der Erweiterung seinen Vertrieb stärken und damit den Druck auf die Konkurrenz erhöhen.

Das Unternehmen will in diesem Jahr sowohl bei den Mobilfunk- als auch bei den DSL-Kunden kräftig zulegen. Geplant ist zudem eine engere Zusammenarbeit mit der Tochter Arcor, an der die Düsseldorfer mit 74 Prozent beteiligt sind. Die beiden Gesellschaften kooperieren bereits in den Bereichen Netze und Service. Vodafone ist mit zuletzt 32,5 Millionen Kunden der zweitgrößte Handy-Anbieter in Deutschland nach T-Mobile. Die Tochter Arcor hat 2,34 Millionen DSL-Kunden unter Vertrag. (dpa/ajf)