Chameleon 32 für breites Schnittstellen-Spektrum:

Tekelec verfeinert Protokollmeßtechnik

16.01.1987

MÜNCHEN (sch) - Neue Maßstäbe in der Protokollmeßtechnik und der Schnittstellen-Simulation will die Tekelec Airtronic GmbH (TA) mit dem Testsystem Chameleon 32 und einem ISDN-Simulator/Analysator setzen. Ein entsprechendes TA-Prüfsystem liegt jetzt darüber hinaus für das Manufacturing Automation Protocol MAP vor.

Chameleon 32 eignet sich für die Datenübertragungsprozeduren HDLC/X.25, SDLC/SNA, X.75, QLLC/PSH, ISDN/LAP D, "Bisync" oder "Asynchron" und ist kompatibel mit dem bisher vorwiegend in Entwicklungsabteilungen verbreiteten Chameleon II. In dem Gehäuse mit kundenspezifischer Tastatur sind folgende Hardwarekomponenten untergebracht: 9-Zoll-Farbbildschirm mit Sony-Trinitron-Röhre, 3 1/2-Zoll-Mikrofloppy mit 800 KB, 20-MB-Harddisk, das Betriebssystem Mtos mit zur Zeit sechs Mikroprozessoren (68010,80186, Z-80, 8085 und 8031), 1,5 MB RAM, erweiterungsfähige Multibus-Architektur und ein 400-Watt-Netzteil. Das Gerät besitzt als Standardschnittstellen: V.24-Leitungsschnittstelle, serielle und parallele Druckerschnittstelle bis 9600 Bit pro Sekunde, 19,2-KBit/s-Interface zur Fernbedienung, IEEE-488-Schnittstelle für die Einbindung in automatische Meßsysteme, SCSI-High-speed-E/A-Schnittstelle zum Anschluß externer Speichermedien sowie zusätzliche V.24-Schnittstellen, die für künftige Erweiterungen vorgesehen sind. Optional werden angeboten: V.35, V.36, X.21, S0 und TI beziehungsweise S2m. Tekelec-Angaben zufolge soll 1987 für Chameleon 32 noch ein neues I/O-System mit vier Schnittstellen und jeweils 64 KBit pro Sekunde, ein Eingang mit 256 KBit, ein S0-Basisanschluß sowie ein T1/S2M-Primärmultiplexanschluß angeboten werden.

Neu ist bei diesem Testsystem die "Multi-page"-Darstellung auf dem Farbmonitor, wobei gleichzeitig bis zu 15 verschiedene Seiten quasi als virtuelle Terminals auf dem eingebauten Bildschirm betrachtet werden können. Derzeit sind die sieben Seiten "main menu", "utilities" (unter anderem die Verwaltung der Disk-Systeme), "real time" (Echtzeitanalyse der ausgewählten Protokolle in den gewünschten Ebenen), "history" (Zurückblättern während des Echtzeitbetriebes entweder in den Datenspeicher mit 144 KB oder auf der Harddisk mit 10 MB bei gleicher Interpretation wie "real time"), "statistics", "event analysis" (konzentrierte Darstellung von Rahmentypen bei bitorientierten Protokollen und duale Zeilendarstellung für asynchrone Protokolle) sowie "triggering". Letztgenannte Funktion umfaßt eine neuartige Trigger-Steuerung mit einer eigenen Trigger-Sprache und gestattet die Definition von einem oder mehreren Ereignissen, deren logische Verknüpfung und den darauf zu erfolgenden Aktionen. Einmal geschriebene Trigger-Szenarios lassen sich als File auf der Harddisk speichern und bei Bedarf wieder abrufen.

Software für die Protokoll-Simulation

Als Option wird Software für die Simulation von Protokollen angeboten. Zur Zeit verfügbar sind Pakete für X.25/X.75, SNA/SDLC, LAP D, Bisync/Async. Neben der Programmierung in einer Basic-ähnlichen Sprache gibt es auch einen C -Compiler als höhere Programmiersprache.

Mit der zweiten Produktinnovation - dem ISDN-Simulator/Analysator - lassen sich alle Funktionen für das Senden und Empfangen der analogen Signale und digitalen Datenströme auf dem Standard-S0-Bus ausführen. In diesem Gerät sind alle Funktionen der Schichten 1 und 2 nach CCITT 1.430 realisiert. Eine Anpassung an die FTZ-Richtlinien ist ebenfalls vorgesehen. Der Simulator kann wie ein ISDN-Endgerät an den S0-Bus angeschlossen werden und gestattet es dem Anwender, die beiden Nutzkanäle B1 und B2 sowie den D-Kanal an physikalisch getrennte Schnittstellen herauszuführen.

Der ISDN-Simulator/Analysator hat zwei Betriebsarten für die D-Kanalsteuerung:

- transparente Durchschaltung für die externe Bearbeitung der Schichten 2 und 3 mit geeigneten Testgeräten,

- automatische Bearbeitung der Schicht 2 in dem Gerät mit Durchschaltung der Schicht 3 zu LAP D.

Für die Durchschaltung der beiden Nutzkanäle B1 und B2 sind ebenfalls zwei Möglichkeiten vorgesehen:

- Beide B-Kanäle stehen für beliebige Datenübertragung an zwei Schnittstellen mit 64 KBit pro Sekunde zur Verfügung. Für den Anschluß von Endgeräten sind wahlweise TTL- oder V.24-Signalpegel erhältlich.

- Beide B-Kanäle lassen sich wahlweise über eingebaute CODECs an Telefonhörer schalten. Somit kann der Anwender mit dem Gerät gleichzeitig Sprache und Daten über den S0-Bus übertragen. Ebenfalls herausgeführt wird die IOM-Schnittstelle zur Simulation und Analyse mit externen Protokolltestern beziehungsweise Aufzeichnung auf Massenspeicher.

MAP-Tester erlaubt Feld- oder Labortest

Der ebenfalls in Deutschland jetzt zum ersten Mal der Öffentlichkeit vorgestellte MAP-Tester unterstützt die ISO-Ebene 5 Session Kernel und Schicht 7 Case Kernel. Dieses Prüfsystem erlaubt den Herstellern den Aufbau einer Testumgebung entweder im Labor oder im Feld. Einzelne MAP-Komponenten oder aber komplette Netzwerke können somit "durchgecheckt" werden. Die Eigenentwicklung der gesamten Hardware basiert auf dem Mikroprozessor 68000 von Motorola. Das Betriebssystem Mtos und die Anwenderprogramme werden über die eingebauten zwei 3 1/2-Zoll-Mikro-Disketten-Laufwerke geladen. Jedes Laufwerk hat eine Speicherkapazität von 800 KB und dient auch zur Aufzeichnung von Daten.

Wie es weiter hieß, beabsichtigt Tekelec eine enge Zusammenarbeit mit der European Map User Group "Emug" zur Synchronisierung der Testprozeduren. Nach, Worten des Vertriebschefs der deutschen Tekelec Airtronic GmbH, Gerhard Kafka gibt es allerdings bisher in Deutschland noch keinen Anwender des neuen MAP-Testers. Ein erster Aspirant sei möglicherweise die Technische Hochschule in Aachen.