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TechCrunch Disrupt

Technologiekonferenz bringt Szene-Glanz nach Berlin

29.10.2013
Auf Technologietreffen geht es um Ideen und Investitionen, so auch auf der ersten Konferenz des bekannten US-Blogs "TechCrunch" in Deutschland. Zumindest auf der Bühne trübte die NSA-Affäre den ungezügelten Enthusiasmus der Tech-Szene ein wenig.

Da ist er wieder, der Vergleich mit dem Silicon Valley, dem Herz der Technologieentwicklung in den USA. Diesmal bringt ihn Michael Arrington, Blogger und Investor. In Berlin gebe es noch Zusammenhalt, sagt er auf der Bühne der Technologiekonferenz TechCrunch Disrupt in der deutschen Hauptstadt. "Silicon Valley ist ein seltsamer Ort geworden."


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Berlin dagegen, so predigt es die Szene, sei die neue Technologie-Hochburg. Das findet auch Marc Samwer, der dafür bekannt ist, mit seinen Brüdern Alexander und Oliver Internetunternehmen praktisch im Akkord hochzuziehen und international auszubreiten. "Berlin ist wirklich die Startup-Stadt", sagt er.

Hoffnungsvolle Jungunternehmer schieben sich durch die Arena Treptow, vorbei an Monitoren, auf denen Webseiten und Apps präsentiert werden. Beim Mittagessen erklärt der Tischnachbar anhand eines Prototypen seine App-Idee. Das Publikum ist fast ausschließlich männlich, aber statt dem Kapuzenpulli-Look der Hacker tragen hier viele Jeans und Jackett. Marc Samwer sagt, seine besten Leute seien die mit BWL-Studium und Beratererfahrung. Er visiert Asien als wichtigen Markt an und rät zur Eile: "Dort gibt es fantastische Möglichkeiten, aber wenn man zu lange wartet, sind diese Möglichkeiten weg."

Zwischendurch geht es auf der Bühne dann doch nicht nur um Expansion und Geschäftsstrategien. Mehrmals fragen die Moderatoren ihre Gäste nach der NSA-Affäre um die Spionageaktivitäten des amerikanischen Geheimdienstes. Das interessiert zumindest die großen Firmen schon aus Eigeninteresse: "Wir machen hier viele Geschäfte, also hoffe ich, dass wir diese Situation durchstehen", sagt AOL-Chef Tim Armstrong zu den jüngsten Vorwürfen der Geheimdienstarbeit in Deutschland. Er habe die enttäuschte Reaktion in Deutschland auf die jüngsten Enthüllungen wahrgenommen, sagt Armstrong, und forderte Aufklärung von Politikern in den USA.

AOL wolle sein Deutschland-Geschäft wieder ausbauen, sagte Armstrong. "Ich hoffe, dass wir irgendwann wieder stärker zurück in Deutschland sind." Das Blog "TechCrunch", das die zweitägige Konferenz veranstaltet, ist Teil des Internetkonzerns.

Einen Überraschungsauftritt legte der Mitgründer des russischen Online-Netzwerks VKontakte hin. Er erneuerte sein Jobangebot an den Informanten Edward Snowden, der nach den Enthüllungen über die NSA in Russland Asyl erhalten hatte. "Wir könnten einen Computerexperten gebrauchen, der Englisch spricht", etwa um die Sicherheitsfunktionen der Webseite auszubauen, sagte Pawel Durow. Er hoffe, mit Snowden darüber sprechen zu können. (dpa/tc)