TPC fordert neue Benchmarks

Technische Schlappen für Microsofts SQL Server 2000

14.07.2000
MÜNCHEN (CW) - Gleich zwei Kröten musste Microsoft vergangene Woche schlucken: Zunächst wurden die guten Benchmark-Ergebnisse für das in Kürze erhältliche Datenbanksystem "SQL Server 2000" angezweifelt, und dann meldete IBM auch noch bessere Messresultate für das Konkurrenzprodukt "DB2".

Fünf Monate lang hatte Microsoft auf Präsentationen stolz auf die guten Benchmark-Ergebnissen für seinen SQL Server 2000 verwiesen. Die damalige Testinstallation mit zwölf Compaq-"Proliant-8500"-Servern unter Windows 2000 hatte mit 227,079 Transaktionen pro Minute (TPM-C) einen neuen Rekord aufgestellt und die Konkurrenz auf die Plätze verwiesen. Nun teilte das zuständige Transaction Processing Council (TPC) mit, dass die Resultate "inkompatibel" mit dem hauseigenen Benchmarking-Reglement sind.

Zur Begründung hieß es, dass in der damaligen Testimplementierung kein Update des Primärschlüssels einer verteilten Datenbank erlaubt gewesen sei. Nochmalige Tests seien deshalb nötig. Woher die plötzliche Einsicht kommt und ob die Entscheidung aufgrund einer Beschwerde eines Wettbewerbers gefallen ist, wollte das Gremium aus Gründen der Vertraulichkeit nicht sagen.

Aktion von Konkurrenten gesteuertVerdächtigungen der CW-Schwesterpublikation "Computerworld" gegenüber Microsofts ärgstem Konkurrenten Oracle wurden von diesem weder bestätigt noch bestritten. Für Jonathan Eunice, Analyst bei Illuminata, ist die Sache dennoch klar: Noch nie wurde auf eine solche Art und Weise ein Benchmark-Ergebnis annulliert. Die ganze Aktion, so der Experte, sei "von Konkurrenten gesteuert".

Derweil bezeichnete Steve Murchie, Group Product Manager für den SQL Server bei Microsoft, die Regeln der TPC bezüglich der Update-Möglichkeit als zweideutig. So sei dieser Aspekt auch bei Benchmarks von Oracle und Tandem nicht berücksichtigt worden. Microsoft habe nun den Code des Datenbank-Management-Systems angepasst, so dass das fehlende Feature zum Produkt-Launch im August erhältlich sein wird. Allerdings wäre der Benchmark-Highscore auch ohne Einspruch dieser Tage hinfällig geworden: IBM meldete jetzt 440,879 TPM-C bei Tests mit seinem Datenbanksystem "DB2" unter Windows 2000 Advanced Server auf den hauseigenen "Netfinity"-Servern. Illuminata-Experte Eunice weist allerdings darauf hin, dass Resultate, wie sie die TPM-C-Benchmarks für Proliant- oder Netfinity-Server-Cluster liefern, grundsätzlich weniger aussagekräftig sind als solche für einzelne Symmetrische-Multiprozessor-(SMP-)Systeme. "Für die Verwaltung ist es sicher sinnvoller, statt eines 16-Wege-Clusters eine einzige SMP-Maschine zu nutzen."