Technische Regeln aktuellen in Golem

02.11.1979

Zunehmende Kompliziertheit der Technik, steigende Anforderungen an Gesundheitsschutz und Sicherheit unserer Bürger sowie Probleme des Umweltschutzes haben die Zahl der empfehlenden (DIN-Normen etc.) und verbindlichen (Gesetze, Verordnungen) technischen Regeln nicht nur sprunghaft steigen lassen, sondern wegen der gewünschten Widerspruchsfreiheit die einzelnen Regeln mit anderen immer mehr verzahnt. Gleichzeitig ist ihre durchschnittliche Lebensdauer bis zu ihrer Änderung oder Ersetzung auf unter fünf Jahre abgesunken.

Wie viele technische Regeln zum heutigen Tage gültig sind, läßt sich nicht exakt sagen. Mengenanalysen lassen erwarten, daß mit über 35 000 Einzeldokumenten zu rechnen ist, die in ihrer Gesamtheit durch die gegenseitigen Verflechtungen von über

160 000 Einzeländerungen pro Jahr betroffen sind.

Dies alles schafft nicht nur bei amtlichen und privaten Stellen ein gerüttelt Maß an Rechtsunsicherheit, sondern belastet auch den einzelnen Bürger. Baute er etwa vor zehn Jahren ein Haus, hatte er noch nicht einmal 50 Regeln einzuhalten. Heute sind es bereits mehr als 250.

Obwohl es leichter ist, über die Vielfalt zu schimpfen, sollen hier die unzähligen Regeln nicht vergessen werden, die dem einzelnen helfen. Für den Privatmann sind sie ebenso hilfreich (zum Beispiel Wohnflächenberechnung) wie für die Großindustrie (zum Beispiel Abnahmebedingungen für Werkzeugmaschinen).

Und welcher DV-Fachmann kennt nicht DIN 66 029 Kennsätze und Dateianordnung auf Magnetbändern zum Informationsaustausch? Aber nicht jeder kennt alles. In einer zur Zeit laufenden Benutzerumfrage zum Informationsverhalten bekannten uns 21 Prozent der Befragten, daß ihnen bereits ein wirtschaftlicher Schaden durch Unkenntnis einer technischen Regel entstanden ist. Wie hoch mag die Dunkelziffer sein?

Hier helfend einzugreifen ist das Ziel des am 1. Oktober 1979 gegründeten Deutschen Informationszentrums für technische Regeln (DITR) im DIN Deutschen Institut für Normung e. V., Berlin.

Dieses Informationszentrum baut auf den Arbeiten auf, die das DIN mit seinen DINST-Datenbanken (DIN-Normen und Sicherheitstechnik, letztere gemeinsam mit der Bundesanstalt für Arbeitsschutz und Unfallforschung, Dortmund) bisher geleistet hat.

In fünfjähriger Aufbauzeit soll - gefördert vom Bundesministerium für Forschung und Technologie - aus diesem Grundstock eine Datenbank entstehen, die sämtliche deutschen technischen Regeln, weit über das von üblichen Literaturdokumentationsstellen übliche Maß

aufgeschlossen, nachweist. Die Dienstleistung des DITR wird für jedes Dokument die Gültigkeit Rechtsverbindlichkeit, Einschränkungen oder Erweiterungen des Geltungsbereiches, mitgeltende andere Dokumente umfassen, gleichgültig, ob sie im Dokument selbst genannt sind oder nach Erscheinen durch Länder- oder Bundesgesetzgebung oder andere Art entstanden sind.

Wenn dieses neue Informationszentrum alle Anforderungen erfüllen will, muß es tagesaktuelle Informationen liefern können Verantwortungsbewußte Mitarbeiter sind daher ebenso Voraussetzung wie eine optimale Hard- und Software. Das Deutsche Informationszentrum wird daher das sich seit Jahren im DIN bewährte Retrievalsystem "Golem" als Kernstück der Datenbank einsetzen. Engpaß aller DV-Aktivitäten ist normalerweise der Input. Hier werden Systeme eingesetzt, mit deren Hilfe die Tagesaktualität garantiert werden kann. Je nach Aufgabenstellung sind dies "Fidas 3" oder "Flirt".

Der in Golem integrierte Online-Änderungsdienst macht die er wähnten 160 000 Änderungen zwar nicht geringer - zum Nutzen des Informationssuchenden -, aber sofort bekannt.

Mit der Wahl des Retrievalsystems Golem 2 ist gewährleistet, daß die Datenbank auch über Euronet und Diane den Online-Benutzern angeboten werden kann. Der Dialog wird dann nicht in der Golem-Standard-Kommandosprache geführt, sondern - allerdings mit vermindertem Komfort - mit dem von Euronet geforderten CCS (Common Command Set).