1 Rohde & Schwarz entschied sich für Philips P 5002:

Technische Dokumentation testet Textsystem

09.11.1979

Viele Unternehmen zögern den Einsatz von Textsystemen noch hinaus, weil es wenig reine Schreibplätze gibt und geringe Schreibtätigkeit an Mischarbeitsplätzen, die relativ hohen Anschaffungskosten nicht rechtfertigt. Rohde & Schwarz in München unternahm jedoch den Schritt im schreibintensiven Bereich technischer Dokumentationen. Neben einer Steigerung der Schreibleistung und erhöhter Arbeitsqualität schaffte sich das Unternehmen die organisatorische Basis für einen späteren breiteren Einstieg in die Textautomation - wenn nämlich systemfähige Kleingeräte mit kompatiblen Datenträgern im Verbund mit den jetzigen Textsystemen arbeiten werden und sich so auch eine wirtschaftliche Lösung für dezentrale Schreibplätze beziehungsweise Mischarbeitzplätze ergibt.

Die Wettbewerber von Rohde & Schwarz, vornehmlich amerikanische

Produzenten, sind durch ihre meist sehr hohen Geräte-Stückzahlen in der Lage, die zugehörigen technischen Beschreibungen auch bei häufigen Änderungen in aufwendiger Druckform herauszugeben. Um auch hier konkurrenzfähig zu bleiben, ist das deutsche Unternehmen gezwungen, mit gleichwertigen Dokumentationsformen aufzuwerten - jedoch mit weniger Aufwand.

Es bedurfte also wenigstens einer sauberen, einheitlichen Schreibmaschinenschrift. Noch bis vor einem halben Jahr wurden die Texte auf IBM Executive-Schreibmaschinen geschrieben. Die Kosten hielt man durch ein ausgeteiltes Konzept, das eine geschickte Verteilung der Schreiben auf Firmen und Heimarbeit vorsah, ausgesprochen niedrig. Die Leistung einer Schreiberin belief sich in der Regel auf fünf bis zehn Seiten DIN A4 pro Tag, nur bei einfachen Texten wurden höhere Leistungen erzielt. Die so erstellten Reinschriften wurden vorwiegend verfilmt und im Offset-Verfahren gedruckt.

Die Umstellung der Schreibarbeiten von der Schreibmaschine auf ein Textsystem gründete sich bei Rhode & Schwarz primär recht auf die - normalerweise ausschlaggebende - Forderung nach mehr Effizienz, da das bislang geübte Verlehren gut und wirtschaftlich funktionierte. So simpel es klingt, der Anstoß für die Umstellungsüberlegungen war zunächst die eingestellte Produktion der IBM Executive-Sichreibmaschinen. Da man nun mittelfristig zu einem Maschinenwechsel gezwungen war, wollte man von vornherein die gerade für Dokumentationen vorteilhaften Textverarbeitungsmöglichkeiten eines Textsystems nutzen. Ferner lag es im Sinn des Unternehmens, mit der Anschaffung des Textsystems auch die organisatorische Erfahrung für den späteren Einsatz weiterer Systeme in anderen Unternehmensbereichen zu sammeln. Man ging also ohne übertriebene Rationalisierungserwartungen an die Sache heran. Die Einsparung von Arbeitskräften stand nicht, im Vordergrund, sondern vielmehr die Qualitätsverbesserung und termingerechte Auslieferung der Dokumentationsschriften. Daß sich dann auch quantitativ eine erhebliche Verbesserung der Schreibleistung ergab, war ein erfreulicher Nebeneffekt.

Vor der Kaufentscheidung wurden fast 30 verschiedene Fabrikate auf ihre Eignung durch eine intensive Prüfung unter den spezifischen Anwendungsbedingungen untersucht. Dabei waren folgende Kriterien ausschlaggebend:

- Bildschirm mit hoher Schrift-Wiedergabequalität beziehungsweise hohem Auflösungsvermögen;

- analoge Wiedergabe des Bildschirminhalts auf dem Drucker

- modulare Software (es sollte möglich sein nur diejenigen Programmteile zu übernehmen, die für die Anwendung nötig sind);

- komfortable Textbearbeitung und einfaches Handling (häufig-vorkommende Abspeicherungen, Löschungen, Einfügungen sowie Austausch von Fachbegriffen mußten einfach zu handhaben sein, notfalls zu Lasten selten benötigter Funktionen);

- seitliches Verschieben und Vertauschen von Text-/Zahlenkolonnen;

- Senkrecht-Strich auf dem Drucker (für übersichtliche Tabellengestaltung);

- Bedienerführung in deutscher Sprache;

- Systemfähigkeit der Maschine;

- potenter Hersteller.

Die Entscheidung fiel für das System Philips P 5002. Angeschafft wurde eine Konfiguration mit Zentraleinheit (8 K Byte-RAM-Bildschirmspeicher, 56/ K Byte-ROM-Programm- und Datenspeicher), 15-Zoll-Bildschirm, 2 Floppy-Disk-Laufwerke (300 000 Zeichen = 128 DIN A4-Seiten Speicherkapazität je Diskette) sowie 1 Typenraddrucker mit Endlos-Formularführung und Schallschluckhaube.

Dazu erklärt Hermann Roth, Leiter der Abteilung Technische Information/ Dokumentation im Fachgebiet Funkgeräte/Funkanlagen: "Das einfache Handling bei den häufig vorkommenden Arbeiten war für uns von besonderer Wichtigkeit. Wir brauchen keine Maschine, die alles kann; die wird es sowieso nie geben. Dafür sollte sie das, was wir brauchen qualitativ gut und kosteneffektiv erledigen. Wir verzichten gerne auf Eigenschaften, die nur die Möglichkeiten des Computers demonstrieren ohne einen praktischen Nutzen zu haben. Wichtig ist uns auch ein Partner, der die Zukunft des Systems sicherstellen kann, da wir den Einsatz von Textsystemen auch für weitere Bereiche in unserem Haus überlegen und aus organisatorischen Gründen nur ein kompatibles, systemfähiges Fabrikat in Betracht kommt. Bei Philips haben wir bis jetzt die Erfahrung gemacht, daß versprochene Software-Erweiterungen auch tatsächlich verfolgt und nicht mangels finanzieller Rückenstärke oder mangels geeigneter Entwicklungs-Spezialisten auf die lange Bank geschoben werden."

Textsystem-Einführung ohne Reibungsverluste

Die Einführung der automatisierten Textverarbeitung bereitete man bei Rhode & Schwarz systematisch vor. Über mehrere Wochen wurden sämtliche Schreibkräfte des "testenden" Fachgebiets "Funkgeräte, Funkanlagen" schrittweise an die Arbeit mit dem Textsystem herangeführt, zum einen durch Vermittlung des Grundwissens über Textautomation sowie detaillierte Einweisung in Arbeitsweise und Bedienung des Systems zum anderen erhielt jede Schreiberin ihre eigene Übungs-Diskette für praktisches Training am Gerät. Im Mai dieses Jahres konnte dann die reguläre Arbeit mit dem Textsystem aufgenommen werden. Hier ist zu erwähnen, daß zirka 80 Prozent der zu schreibenden Texte mehr oder weniger häufige Änderungen vorhandener Dokumentations-Handbücher sind, während die restlichen 20 Prozent bei der Erstellung neuer Handbücher anfallen. Dies ermöglichte eine sukzessive, nicht überstürzte Umstellung.

Wenngleich ursprünglich nur eine Qualitätssteigerung angestrebt war stellte sich doch eine deutliche Erhöhung der Schreibleistung ein. Und das, obwohl Dokumentationen eine reine Textbearbeitungsaufgabe sind und nicht solch immense Anschlagzahlen erzeugen wie etwa Serienbriefe. Bereits nach einem halben Tag Einarbeitungszeit erzielten die Schreibkräfte Leistungen von zehn DIN A4-Seiten pro Tag. Voll eingearbeitete Kräfte verdoppeln ihre Schreibleistung gegenüber früher. Bei der geplanten Ausnutzung gegebener Kombinationsmöglichkeiten mit der Baustein-Textverarbeitung erhofft man in Einzelfällen sogar eine Steigerung auf das Vierfache.

Neben dem Textsystem für technische Dokumentationen hat Rhode & Schwarz mit Erfolg ein weiteres System Philips P 5002 in der Verwaltung installiert. In absehbarer Zeit ist der Einsatz zusätzlicher Anlagen im Einkaufs- und im Vertriebsbereich geplant, wobei der Baustein-Textverarbeitung mit Rechenfunktionen eine besondere Bedeutung zukommt.