Heizungsbauer fand erst nach sechs Monaten Standard-Software:

Techniker sollen EDV selbständig nutzen

16.10.1981

Daß mit Datenverarbeitung erheblich Zeit bei technischen Berechnungen gespart und eine Wärmebedarfsrechnung übersichtlich erstellt werden kann, sieht die Heizungsbauer Arthur Richter Söhne GmbH & Co, Koblenz, als wichtigen Wettbewerbsvorteil. Die Einführung der EDV bei dem mittelständischen Heizungsbauer beschreibt Unternehmensberater Jürgen Scheiding in seinem Bericht.

Seine drei Niederlassungen sind nach Angaben des Geschäftsführers Helmut Richter frei in Akquisition und Kundendienst, was die EDV-Planung zu berücksichtigen hatte. Der Heizungsbauer wollte die Datenverarbeitung schrittweise einführen. Dabei sollte die kommerzielle DV in der Zentrale zusammengefaßt werden und die technische DV in den Abteilungen und Niederlassungen abgewickelt werden können. "Wir wissen natürlich", betont Horst Köhnemann, Leiter der Kundendienstabteilung, "daß sich beide Bereiche in unserer Branche nicht scharf gegeneinander abgrenzen lassen. Beispielsweise gibt es Überschneidungen im technischen Kundendienst. Im Grunde sollte die technische DV die Niederlassungen nicht in ihrer Unabhängigkeit einschränken."

Kapazitätsgrenze bald erreicht

Vor drei Jahren wurde in der Zentrale mit der kommerziellen EDV begonnen. Hier laufen die typischen Programme Lohn- und Gehaltsabrechnung, Finanzbuchhaltung und Bilanzierung für die Zentrale und die Niederlassungen. Der Computer sollte anfangs auch für technische Berechnungen genutzt werden. Die Grenzen seiner Kapazität seien jedoch bald erreicht gewesen. Zudem wollte man auf keinen Fall eine "EDV-Zentrale" mit Bediener und Programmierer schaffen. Die Techniker sollten den Rechner selbständig nutzen können.

Erfahrungen mit einem Wärmebedarfsrechner hatte das Koblenzer Unternehmen schon gesammelt. Als nächstes sollte nun die technische EDV in Angriff genommen werden.

Die Unternehmensleitung wußte aufgrund der kommerziellen EDV schon, daß es auf, die Qualität der Software ankommt. Im Hause sollten keine eigenen Programme erstellt werden. Dazu hätte man einen Programmierer mit speziellen Fachkenntnissen auf dem Gebiet Haustechnik Einstellen müssen. Eine reine Kostenfrage: Die eigene Lösung sei etwa zehnmal so teuer gekommen wie Standard-Software.

So suchte das Unternehmen einen Software-Mann vom Fach. Gewünscht wurde ein komplettes Software-Paket mit Berechnung von K-Wert, Wärmebedarf, Rohrnetzen verschiedener Ausführung und Heizkörperauslegung. Neue und für Arthur Richter Söhne wichtige Wachstumsbereiche seien Klima- und Lüftungstechnik. Auch hierfür sollte entsprechende Software vorhanden sein. Dazu Textverarbeitung, die das Schreiben von Leistungsverhältnissen und Angeboten vereinfachen sollte.

Diese Anforderungen an die Programme, verbunden mit dem Konzept, die technische EDV zu dezentralisieren, bildeten zugleich die wichtigsten Auswahlkriterien für den Rechnertyp: ein Tisch-Computer mit Bildschirm, Tastatur und Schönschreibdrucker und mit genügend externer Speicherkapazität für Daten und Programme.

Das klare Konzept war vorhanden, dennoch habe die Suche nach dieser Branchenlösung mehr als sechs Monate gedauert. "Oft hieß es, wenn wir bei Tests nach bestimmten Programmen fragten: 'Im Augenblick nicht, aber das ist kein Problem' ", erinnert sich Köhnemann an die Phase der Entscheidungsfindung. "Wenn wir dann nachhakten, konnten wir leider nur allzuoft feststellen, daß hinter solchen Worten viel zu viel an 'Messe-Versprechungen' stand. Wir suchten Programme vom Fachmann aus unserer Branche. Er sollte uns auch unterstützen können, wenn wir Änderungen brauchten."

Die HTS Haustechnik-Software schließlich hatte das Gesuchte: Ein Programmpaket Technische-Gebäude-Ausrüstung für Compucorp Tisch-Computer. Diese Rechner könnten ausreichende Diskettenkapazität, Schönschreibdrucker und ergonomischen Aufbau mit neigbarem Bildschirm und beweglicher Tastatur bieten.

Einführungsprobleme habe es mit dem neuen System nicht gegeben. Wichtigste Aufgabe sei es gewesen, den Ingenieuren und Technikern die Scheu vor dem Tish-Computer zu nehmen.