Marktführer Ingram Micro auf den Fersen

Tech Data will die Münchner Macrotron AG übernehmen

25.04.1997

Die Initiative für den geplanten Merger ging dem Vernehmen nach von den Münchnern aus. So gab es laut Michael Kaack, Vorstandsvorsitzender der Macrotron AG, in den vergangenen Monaten Gespräche mit insgesamt vier Interessenten. Gleichzeitig wurde, wie der Macrotron-Chef vor der Presse erläuterte, auch die Option geprüft, in der bisherigen Form "weiter zu wachsen". Aufgrund der Kundenansprüche und der Dynamik des Marktes sei man jedoch gezwungen, das bisherige Engagement in Deutschland, Österreich und der Schweiz europaweit auszudehnen. Dies gestalte sich mit einem geeigneten Partner "wesentlich leichter".

Kartellbehörden müssen grünes Licht geben

Spekulationen über den Einstieg eines der Großen der Branche bei den Münchnern hatte es schon seit Februar gegeben, als Kaack anläßlich der Bilanzpressekonferenz 1995/96 eine Veränderung bei den Großaktionären des Unternehmens nicht mehr ausgeschlossen hatte. Überdies hatte der Vorstand seinerzeit bekanntgegeben, daß sich der Umsatz in den ersten vier Monaten des laufenden Geschäftsjahres 1996/97 gegenüber dem Vergleichszeitraum des Vorjahres außerplanmäßig um 40 Prozent auf fast 700 Millionen Mark erhöht hat - ein, wie Insider mutmaßen, kaum mehr kontrollierbares Wachstum.

Nach einer jetzt getroffenen Vereinbarung wird Tech Data rund 75 Prozent der stimmberechtigten Stammaktien von Macrotron kaufen. 25 Prozent davon kommen von der Pongs & Zahn AG, Berlin, die sich Macrotron-Angaben zufolge mit den US-Amerikanern ebenfalls einig ist. Die restlichen 50 Prozent steuert der Firmengründer und heutige Aufsichtsratsvorsitzende Richard Bladowski bei, der bisher 60 Prozent der Stämme hielt.

Über den Kaufpreis sei, wie Bladowski betonte, Einvernehmen erzielt worden. Ob die Übernahme tatsächlich zustande kommt, hängt allerdings noch vom ausstehenden Plazet der Kartellbehörden sowie der Bewertung bilanztechnischer Fragen ab, die beide Parteien bis Ende Juli abschließen wollen. Der Firmen- und Markenname Macrotron soll auf den europäischen Märkten, in die man jetzt mit Hilfe von Tech Data expandieren möchte, in jedem Fall weiter Bestand haben, hieß es.

Durch die geplante Fusion würde dem bisherigen Marktführer in Europa, der Computer 2000 AG, ein mächtiger Konkurrent entstehen. Branchenexperten sprechen bereits von einer neuen weltweiten Nummer zwei hinter Marktführer Ingram Micro. Macrotron und Tech Data dürften es entsprechend dem geplanten Wachstum im laufenden Geschäftsjahr zusammen auf einen Umsatz von rund zwölf Milliarden Mark und einen Ertrag von 125 bis 135 Millionen Mark bringen. Die bis dato nur in Frankreich aktiven Amerikaner hatten im zurückliegenden Fiskaljahr bei Einnahmen von knapp acht Milliarden Mark einen Gewinn von fast 100 Millionen Mark erzielt. Bei den Münchnern war 1995/96 das Konzernergebnis bei einem Umsatz von 1,34 Milliarden Mark auf 15,2 Millionen Mark vor Steuern gestiegen.