Teams werden je nach Bedarf zusammengestellt Eine virtuelle IT-Organisation soll bei Lockheed Kosten senken

14.04.1995

FRAMINGHAM (IDG) - In den USA macht die Lockheed Martin Corp. mit ungewoehnlich radikalen Kostensenkungsplaenen von sich reden. Der Luftfahrtkonzern will sein IT-Budget in den naechsten fuenf Jahren um insgesamt 700 Millionen Dollar senken. Die Anwenderbeduerfnisse sollen kuenftig von virtuellen IT-Organisationen gestillt werden, die jeweils auf Projektbasis entstehen.

Mit der Umstrukturierung hat der Konzern Joseph Cleveland beauftragt, den Chef der ehemaligen IT-Organisation der Martin Marietta Corp., die in diesem Jahr mit der Lockheed Corp. fusioniert worden war. Als President der neugegruendeten Tochtergesellschaft Enterprise Information Systems Co., Orlando, Florida, soll Cleveland die 5500 Mitarbeiter starke, weit verzweigte IT-Organisation auf Vordermann bringen. Zu diesem Zweck plant er, die DV-Mitarbeiter auf vier Spezialisten-Pools aufzuteilen.

Zwar sollen die Mitarbeiter zunaechst in ihren Filialen bleiben, doch will Cleveland sie einer der Kategorien Anwendungsentwicklung, verteilte Verarbeitung, Systemdesign und - architektur sowie Host-Computing zuordnen. Aus diesen Gruppen sollen jeweils auf Projektbasis Teams zusammengestellt werden, die ungeachtet der raeumlichen Trennung eng zusammenarbeiten. Der IT- Chef hofft, mit solchen virtuellen Organisationen die Kosten zu reduzieren, da kuenftig nicht mehr jede Niederlassung fuer alle Belange Spezialisten vorhalten muesse.

Unruhe soll vermieden werden

Um weitere Unruhe zu vermeiden, haelt sich Cleveland mit genauen Angaben zu seinen Kuerzungsplaenen zurueck. Immerhin hatten die beiden Unternehmen seit Mitte letzten Jahres zusammen mehr als 32 000 Mitarbeiter entlassen und damit fuer erhebliche Unsicherheit bei den Mitarbeitern gesorgt.

Das neue Konzept laesst sich nach Meinung von Marktbeobachtern nur mit einem konzernweit einheitlichen Kommunikationssystem realisieren. Hunderte von LAN- und WAN-Einrichtungen in den 30 bis 40 Gesellschaften, die zum Lockheed-Martin-Konzern gehoeren, muessen konsolidiert beziehungsweise integriert werden. "Wir wollen uns auf eine kleine Menge von E-Mail-Systemen einigen, um Interoperabilitaet zu gewaehrleisten", berichtet Cleveland. "Danach sehen wir, wie wir die richtige Balance zwischen E-Mail und anderen Kommunikationseinrichtungen einschliesslich dem Internet herstellen."

E-Mails: Alles auf einen Nenner bringen

Nicht nur die Konsolidierung der E-Mail-Systeme, auch der kulturelle Wandel duerfte dem Konzern Schwierigkeiten machen. Die IT-Manager von Lockheed waren es bisher gewohnt, weitgehend eigenverantwortlich zu arbeiten und nur an die jeweilige Geschaeftsfuehrung zu berichten, waehrend ihre Kollegen von Martin Marietta von jeher in eine zentrale IT-Umgebung eingebunden waren. Vor allem auf die Lockheed-Mitarbeiter kommt also nun eine enorme Umstellung zu.