Selbsterklärende Anwendersoftware:

Teachware noch in den Kinderschuhen

18.04.1980

MÜNCHEN (bi) - Alternatives hat jetzt sogar Siemens anzubieten: Teachware heißt die Ware. Seit vergangenen Herbst ist sie für BS 2000 auf dem sogenannten Compact-Computer zu haben bei der Siemens-Schule für Daten- und Informationssysteme in München. "Etwas ganz Neues wollten wir nicht damit machen" versichert Andreas Alteneder, Leiter der Kundenausbildung, aber doch eine praktikable und kostengünstige "Massenausbildungslösung" bereithalten für die aufziehenden Zeiten der allgemeinen Dialogisierung, speziell In der Fachabteilung. Die ersten tausend Stück der papierernen Seite der Teachware, ein schlichtes Lernheft, sind verkauft. Das passende Prozedurkonzept, sprich: die Lern-Software, haben die ersten Teachware-Probanden offenbar so oft auf dem Rechner durchgespielt, daß sie sich auch gerne anderes DV-Wissen in dieser didaktischen Machart aneignen würden. Sie sind mit dem Lernerfolg zufrieden.

Teachware ist, so definiert Andreas Alteneder salopp, "etwas Schriftliches und etwas, was mit dem Computer zu tun hat". Zielgruppe seien nicht die "spezialisierten Spezialspezialisten", sondern all die Leute, die bereits jetzt und erst recht in Zukunft in den Fachabteilungen am Bildschirm arbeiten; das sei eine Benutzerschicht, bei der unter Umständen Barrieren gegen den Computer abgebaut werden müssen.

Teachware scheint demnach nichts anderes zu sein als eine Sonderform der Medienkombination oder des Computerunterstützten Unterrichts (CUU), bei Siemens heute auch noch speziell auf BS 2000 zugeschnitten. Konkret sieht das so aus, daß die Lernschritte am Arbeitsplatz, in der Arbeitszeit und in individuellem Tempo absolviert werden können, beliebig oft bis "es sitzt". Die Tatsache, daß unbeobachtet und ohne Leistungsdruck der Computer, das unbekannte Wesen, erforscht werden kann, ist ein großer Anreiz für die Teachware-Adressaten.

Es gibt jedoch noch eine Menge Leute, das muß Andreas Alteneder immer wieder feststellen, "die nur mit einem Kurs motiviert werden können; da sagt dann der Chef Geh nach München, mach Dir ein paar schöne Tage'. Aber das wird sich in den nächsten vier bis fünf Jahren ändern." Müssen - ist man versucht hinzuzufügen, denn auch kostenmäßig kann hier die Teachware durchaus mit den klassischen Kursen konkurrieren.

Was Siemens jetzt mit einem großen Wort vorgelegt hat, ist erst der erste Schritt zu einem didaktischen Konzept, das in den nächsten Jahren durchaus in den hochoben aufgehängten Begriff Teachware hineinwachsen könnte. Alteneder stellt sich vor, daß auch aus den bisherigen Kursen Teile, modular herausgelöst als Massenunterweisungen, in Form von Teachware an den Mann gebracht werden. "Der nächste Schritt. Sämtliche Anwendersoftware soll Teachware-unterstützt werden. Und: Anwendersoftware sollte allmählich selbsterklärend sein."