Hardwaregeschäft an Bechtle verkauft, PMC-Übernahme abgesagt

TDS hakt ein Katastrophenjahr ab

13.04.2001
STUTTGART - Ein heftiger Durchhänger im SAP-Consulting und ein miserables Hardwaregeschäft haben der TDS Informationstechnologie AG die Bilanz 2000 verhagelt. Jetzt ist bei dem schwäbischen Servicespezialisten, der sich zunehmend in Richtung Application-Service-Providing (ASP) orientiert, ein großes Aufräumen angesagt. Von Beate Kneuse*

Grund zur Freude hat TDS-Vorstandschef Peter Eisenbacher beim Blick auf die Ergebnisse des zurückliegenden Geschäftsjahres 2000 kaum. Der Umsatz liegt mit 158,8 Millionen Euro unter den 165,3 Millionen Euro des Vorjahres, der Gewinn vor Zinsen und Steuern (Ebit) beläuft sich auf magere 800000 (Vorjahr: 7,7 Millionen) Euro und beim Jahresüberschuss steht ein Minus von 4,3 Millionen Euro in der Bilanz - nach einem Gewinn von 3,5 Millionen Euro im Geschäftsjahr 1999. Grund für die Misere: Zwei von drei Geschäftsbereichen schnitten schlechter ab als erwartet.

So konnten die Einnahmen im Kernsegment Consulting/Application Integration nur minimal von 74,7 auf 77,5 Millionen Euro gesteigert werden, das Ebit wiederum weist dort einen Verlust von 2,7 Millionen Euro aus. Wesent-licher Auslöser dafür war ein ausgesprochen schwaches SAP-Beratungsgeschäft, das bei TDS rund 20 Prozent des gesamten Consulting-Bereiches ausmacht. Die vor allem in der ersten Jahreshälfte 2000 herrschende eklatante Nachfrageflaute konnte laut Eisenbacher in den verbleibenden Monaten nur bedingt wettgemacht werden. Hinzu sei gekommen, dass man "für zu wenige Projekte zu viele Consultants an Bord hatte".

Folge: Von 200 SAP-Beratern mussten 100 gehen. "Seit November schreibt das SAP-Consulting aber immerhin wieder eine schwarze Null", gab Eisenbacher auf der Bilanzpressekonferenz in Stuttgart zu Protokoll. Zu allem Überfluss verkalkulierte sich die niederländische TDS-Tochter auch noch bei einem Festpreisprojekt, und der Konkurs der Portal AG bescherte Forderungsausfälle.

Erst recht kein gutes Jahr aber erlebte der Neckarsulmer Servicespezialist im Hardwarehandel inklusive Desktop-Services. Aufgrund einer schwachen Nachfrage und eines laut Eisenbacher hohen Konkurrenzdrucks ging der Umsatz in diesem Geschäftsbereich um fast 28,7 Prozent auf 46,3 (Vorjahr: 64,9) Millionen Euro zurück. Beim Ergebnis vor Zinsen und Steuern fiel ein Minus von 2,3 Millionen Euro an nach einem vorjährigen positiven Ebit von 1,5 Millionen Euro. Hier zogen die TDS-Lenker jetzt die Notbremse. Hardwarehandel und Desktop-Services wurden vergangene Woche an den schwäbischen Systemintegrator und IT-Händler Bechtle AG verkauft. Von den bislang 250 Mitarbeitern der TDS Infrastrukturservices GmbH wechseln 200 die Fronten. Die restlichen 50 verbleiben bei TDS und sollen sich dort im Rahmen der weiter bestehenden Tochtergesellschaft fortan um die Themen Management-Consulting, System-Management sowie Netzlösungen kümmern.

Der Pannen im zurückliegenden Geschäftsjahr nicht genug, setzten die Schwaben auch noch bei der Übernahme der PMC Gesellschaft für Unternehmensberatung GmbH, Heilbronn, auf die falsche Karte. Erst Mitte Juni 2000 war der Kauf des im Automotive-Sektor tätigen SAP-Entwicklungspartners und Servicespezialisten bekannt gegeben worden, jetzt trat man von dem Deal zurück. "Wir wollten uns damit Lösungskompetenz im Automotive-Bereich an Bord holen. Im Lauf der Zeit stellten wir aber fest, dass PMC doch mehr Entwicklungs- und Produkthaus ist, als von uns angenommen", so Eisenbacher. Deshalb sei es sinnvoller gewesen, sich wieder zu trennen. Von kurzer Dauer war dadurch auch der Auftritt in den USA, den man über die PMC-Niederlassung in Detroit in die Wege geleitet hatte. Traurig aber scheint Eisenbacher darüber nicht zu sein. "Der bisherige Verlauf war eher ernüchternd. Das Hosting-Geschäft hat sich langsamer entwickelt als erwartet. Außerdem ist das wirtschaftliche Klima in den USA merklich abgekühlt", erklärte der TDS-Chef.

ASP-Umsätze stiegen anWenigstens einen Lichtblick aber gab es für den IT-Dienstleister im abgelaufenen Geschäftsjahr. Die Positionierung als ASP-Spezialist hat erste Früchte getragen. So erzielten die Schwaben im Geschäftsbereich Application Hosting/ASP eine Umsatzsteigerung von rund 36 Prozent auf 35 (Vorjahr: 25,7) Millionen Euro. Der Gewinn vor Zinsen und Steuern legte in diesem Bereich von 2,4 auf 5,8 Millionen Euro zu. Eine Entwicklung, die sich im laufenden Jahr fortsetzen soll. Dieses wiederum will Eisenbacher mit einem Umsatz von 133 Millionen Euro sowie einem positiven Ebit von 3,2 Millionen Euro abschließen.

*Beate Kneuse ist freie Journalistin in München