Forrester-Research-Report moniert:

TCO-Diskussion ist wegen diffuser Definition wenig ergiebig

26.09.1997

Nicht gerade zimperlich äußerte sich Tom Rhinelander zu den wahren Absichten von Unternehmen wie Sun Microsystems, Compaq oder Microsoft, die sich die TCO-Problematik dick auf die Fahnen schreiben. Der Autor des Reports "Rethinking Desktop Support" schreibt darin, Sun beispielsweise wolle mit dem TCO-Werbefeldzug eigentlich nur das Thema Network Computer (NC) im Bewußtsein der Öffentlichkeit verankern. PC-Hard- und Software-Anbieter wie Compaq oder Microsoft andererseits nutzten den Marketing-Rummel um TCO nur dazu, ihre neuen Produkte erfolgreich zu verkaufen: "TCO ist lediglich ein Angelhaken, um Unternehmen noch mehr Geld für neue PCs und Management-Tools aus der Tasche zu ziehen", resümiert Rhinelander.

Verläßliche Zahlen gibt es nicht

Der einzige Erfahrungszuwachs, den Firmen durch die TCO-Diskussion gewinnen könnten, liege in der Erkenntnis, daß der größere Teil der DV-Investitionen für Support-Dienstleistungen ausgegeben werde und nicht für Neuanschaffungen.

Spätestens dann, wenn man die unterschiedlichen TCO-Kostenmodelle genauer untersuche, werde deren Aussagekraft unterminiert. Die verschiedenen Ansätze differierten alle in dem Punkt, welche Kosten in eine Berechnung überhaupt einzubeziehen seien: Unklar sei etwa, wie sich Ausfallzeiten von Rechnern auf die Kosten auswirken, weil Mitarbeiter in dieser Zeit nicht oder nur eingeschränkt arbeiteten. Nicht geklärt sei beispielsweise auch, ob Netzverkabelungen in die Gesamtkosten für eine DV-Umgebung einzubeziehen seien oder nicht. Solange diese Fragen nicht geklärt seien, könne niemand mit verläßlichen TCO-Zahlen aufwarten. Solange ließen sich auch keine glaubwürdigen Einsparpotentiale beziffern.

Rhinelander kritisierte darüber hinaus, in der TCO-Diskussion würden die wirklich wichtigen Themen und für Anwender relevanten Schwierigkeiten gar nicht angesprochen: Das weitverbreitete Unverständnis, wie eine Software-Anwendung überhaupt funktioniert, gehörte ebenfalls in diese Themensparte wie das Unvermögen, Netzwerk-Ressourcen ausfindig zu machen. Auch so scheinbar banale Dinge wie das Ausdrucken oder die Schwierigkeiten beim Verschicken von E-mails, halten Anwender gefangen. Würden solche Probleme angegangen, ließe sich die Produktivität der Angestellten wesentlich einfacher steigern, und die Kosten für den Unterhalt von PC-Landschaften reduzierten sich.

Möglicherweise ist TCO aber nur ein "virtuelles Thema": Ein Großteil der IT-Verantwortlichen aus Fortune-1000-Unternehmen, die für diese Untersuchung befragt wurden, scheint das Thema TCO allerdings nicht so sehr zu berühren: Der Autor des Forrester-Reports stellte fest, daß 78 Prozent der DV-Manager die TCO-Kosten ihrer PC-Landschaften gar nicht verfolgen.