Tarifvertrag wegen Sozialplan gekuendigt Digital Deutschland will hohe Abfindungen nicht mehr zahlen

08.07.1994

MUENCHEN (hp) - Digital Equipment Deutschland hat den seit einem Jahr geltenden Tarifvertrag gekuendigt. Nach neuesten Verlautbarungen soll der Personalstand von momentan 4900 Mitarbeitern auf 2000 reduziert werden. In den USA sollen die ersten Verhandlungen ueber den Verkauf der Disk-Drive-Unit laufen.

Der deutschen Digital-Niederlassung werden anscheinend die festgelegten Abfindungen zu teuer. Bei der Erstellung des Sozialplans 1991 war der DV-Hersteller nach eigenen Angaben nur von einem begrenzten Personalabbau ausgegangen. Aufgrund der "nachhaltigen Verschlechterung der wirtschaftlichen Lage" kuendigt die Geschaeftsfuehrung von Digital Deutschland den Tarifvertrag und den in ihm enthalten Sozialplan. Betroffen sind die Mitarbeiter der Digital Equipment GmbH, Digital Kienzle Computersysteme GmbH und Digital-PCS Systemtechnik GmbH.

Der Muenchner DV-Anbieter will die uebrigen Regelungen des Tarifvertrags auch weiterhin anwenden.

Momentan sind bei Digital Deutschland rund 4900 Mitarbeiter beschaeftigt, wobei der Personalstand auf 4000 Angestellte reduziert werden soll. Dem Betriebsrat ist jetzt zu Ohren gekommen, dass Digital bis Jahresende nur noch 2000 Mitarbeiter beschaeftigen will.

Nach der Veroeffentlichung des Verlusts im dritten Quartal des Geschaeftsjahres 1994, der sich auf 183 Millionen Dollar belief, verkuendete DEC-Chef Robert Palmer, dass er 20 000 der insgesamt 85 000 weltweiten Arbeitsstellen streichen muesse. Zudem plaedierte er dafuer, Unternehmensteile zu verkaufen. Nach diesem Vorschlag haeuften sich die Geruechte. Jetzt berichtet das "Wall Street Journal" von ersten konkreten Verhandlungen. So soll Digital mit Quantum, Seagate und Hewlett-Packard ueber den Verkauf der Disk- Drive-Unit sprechen. Im Gespraech ist ein Preis von 400 Millionen Dollar. Gepannt wartet die Branche auf die Geschaeftsergebnisse des vierten Quartals, das am 30. Juni beendet wurde.