Tandem will im ersten Quartal 1994 wieder schwarze Zahlen schreiben Neues Konzept soll fehlerfreien Zugriff auf Server garantieren

17.12.1993

CUPERTINO (hi) - Erste Synergie-Effekte zeitigt der engere Schulterschluss zwischen Ungermann-Bass (UB) unter der Leitung des neuen President und CEO Roel Pieper sowie der Mutter Tandem Computers. Ergebnis der Zusammenarbeit ist eine Client-Server- Loesung mit der Bezeichnung "Nonstop Access for Networking" zum Aufbau eines "Trusted Network".

Mit der jetzt vorgestellten Philosophie des Trusted Network wollen sich beide Unternehmen ihren Anteil am wachsenden Client-Server- Markt sichern. Nach Einschaetzung der Companies entwickelt sich das Client-Server-Computing derzeit weg von seiner urspruenglichen Workgroup-Orientierung hin zu einem unternehmensweiten Loesungsprinzip. Dabei ist die Entwicklung dieses Segments laut Bruce Dougherty, Vice-President bei Tandem, momentan von zwei Faktoren gepraegt: Auf der einen Seite steht die Fraktion der Downsizer, die von ihren alten Mainframe-Hierarchien wegkommen wollen, waehrend auf der anderen Seite das Upsizing-Lager, von der PC-Seite kommend, die Desktop-Rechner besser in die Strukturen der Unternehmen einbinden will.

Hier setzt das Konzept des Nonstop Access for Networking an. Auf der Server-Seite sieht das Trusted-Network-Prinizip den Einsatz der "Nonstop-Himalaya"-Reihe von Tandem vor. Die bereits im Juli 1993 vorgestellten und laut Tandem ausfallsicheren Parallel-Server verfuegen ueber zwei LAN-Controller, von denen jeder mit zwei Prozessoren verbunden ist. Damit sei im Fehlerfall sichergestellt, dass der I/O-Prozess zwischen Server und Hub automatisch auf den anderen LAN-Controller transferiert wird, ohne eine gerade laufende Sitzung zu unterbrechen.

Zusaetzlich ueberwacht der Server softwaregesteuert die Integritaet der Daten, so dass laut James Treybig, President und CEO von Tandem, ein Fehler in den Datenbestaenden praktisch ausgeschlossen ist.

Treybig rechnet damit, dass Tandem mit diesem Konzept bereits im ersten Quartal 1994 den Turnaround schafft und wieder schwarze Zahlen schreibt. Zur Erhoehung der Ausfallsicherheit im Netz ist der Einsatz von zwei Hubs vorgesehen.

Der eine von ihnen kontrollierte den Netzverkehr staendig und uebernimmt beim Ausfall des anderen ohne Unterbrechung die Steuerung. Zusaetzlicher Vorteil waere, so Pieper, dass Wartungs- und Upgrade-Arbeiten bei laufendem Netz vorgenommen werden koennen. Ohne deutlicher zu werden, stellte Pieper darueber hinaus fuer die Zukunft bereits die Integration des Hubs in einen Computer in Aussicht.

Bereits heute kommt im Computer der Dual-Port-LAN-Adapter "Masterlan FT" von UB zum Einsatz, der das Prinzip des Trusted Network vom Server via Hub bis zum Desktop weiterfuehrt. Die Karte fuer DOS-, Windows- oder OS/2-basierte Rechner schaltet im Bedarfsfall unterbrechungsfrei zwischen den beiden Ports um. Allerdings setzt das Konzept von UB und Tandem eine strukturierte Sternverkabelung auf TP-Basis voraus, die fuer jeden Desktop zwei Verbindungen benoetigt.

Auch wenn die Architektur des Nonstop Access for Networking grundsaetzlich offen ist, straeubt sich UB-Chef Pieper gegen diese Bezeichnung: "Heute redet jeder davon, so dass der Begriff keine Bedeutung mehr hat." Um jedoch die Offenheit des eigenen Konzepts zu demonstrieren, kuendigten UB und Tandem fuer das zweite Quartal 1994 die Unterstuetzung von Netware-Umgebungen an.

Herrscht in bezug auf eine weitergehende Unterstuetzung anderer Systeme bei den beiden Companies im Moment noch Funkstille, so gehen die Analysten der Aberdeen Group, mit Sitz in Boston, davon aus, dass langfristig auf der Server-Seite auch Produkte von HP, IBM, NCR sowie DEC im Rahmen der Trusted-Network-Philosophie unterstuetzt werden.

Ebenfalls gilt ein Support von Windows NT als wahrscheinlich, auch wenn Pieper Microsofts-Ansatz sarkastisch als eine "sehr interessante Strategie" kommentiert, da die Gates-Mannschaft das "Upsizing ganz alleine bewaeltigen" wolle.