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Tandberg ASA trotzt der IT-Flaute

21.10.2002

MÜNCHEN (COMPUTERWOCHE) - Wie Tandberg ASA beweist, gibt es auch heute in der krisengebeutelten IT-Branche noch nennenswerte Erfolgsstorys. Der norwegischer Anbieter von Videokonferenzlösungen wächst bereits 18 Quartale in Folge und erweiterte die Zahl der Mitarbeiter in diesem Jahr um ein Viertel auf 484 Angestellte. Im dritten Quartal 2003 steigerte das Osloer Unternehmen seinen Nettogewinn im Vergleich zum Vorjahreszeitraum um 51 Prozent auf 14,3 Millionen Euro. Gleichzeitig kletterte der Umsatz um 47 Prozent auf 63,1 Millionen Euro. Dabei gelang es Tandberg, die operative Gewinnspanne gegenüber dem vorangegangenen Dreimonatszeitraum von 29,5 auf 31 Prozent zu erhöhen. Für das kommende Jahr erwarten die Osloer ein Umsatzwachstum von 38 bis 40 Prozent gegenüber dem Vorjahr.

Der Grund für den Optimismus: Das Marktsegment Videokonferenzsysteme und -dienste ist relativ unabhängig von anderen Sparten der angeschlagenen IT-Branche. So profitierten die Player Polycom, Tandberg und Co im Gegensatz zu anderen Bereichen von den Terroranschlägen vom 11. September vergangenen Jahres deutlich. Die Furcht vor einem Krieg gegen den Irak oder neue Terroranschläge könnte den Branchenvertretern erneut Zuwächse bescheren, da viele Firmen nach günstigen Alternativen zu Flugreisen suchen.

Auch Tandberg-CEO Andrew Miller verspricht sich weitere Wachstumschancen: Derzeit sei nur jeder 20. Sitzungssaal in Unternehmen mit einem Videokonferenzsystem ausgestattet. Die Nachfrage werde daher aufgrund der wirtschaftlich schwierigen Zeiten eher steigen als nachlassen, erklärte Miller.

Wie ein Blick zu dem Konkurrenten Polycom zeigt, können nicht alle Anbieter von Videokonferenzsystemen entsprechende Erfolge vorweisen: Das an der US-Nasdaq notierte Unternehmen verbuchte im zweiten und dritten Quartal einen sequenziellen Umsatz- und Gewinnrückgang. Im abgelaufenen dritten Quartal belief sich Polycom's Nettogewinn auf vier Millionen Dollar bei 106 Millionen Dollar Umsatz, die operative Marge lag bei 9,2 Prozent. Grund für das vergleichbar schlechte Abschneiden waren Abschreibungen auf überschüssige Lagerbestände - zumindest teilweise durch den Einsatz von zu vielen Resellern bedingt. Außerdem muss Polycom noch immer eine Reihe von Akquisitionen im vergangenen Jahr verdauen und arbeitet derzeit mit drei Softwarestandards. Tandberg hingegen gibt nur dann neue Produkte bei seinen Herstellern in Auftrag, wenn Umsätze getätigt wurden. Außerdem setzen die Osloer auf ein kleineres Vertriebsnetz und lediglich eine Softwareplattform.

Nach eigenen Angaben konnte Tandberg dem Hauptkonkurrenten und Marktführer Polycom im dritten Quartal weitere Anteile abnehmen. Basierend auf dem Umsatz liegen die beiden Konkurrenten nun mit einem weltweiten Marktanteil von 40 bis 43 Prozent gleichauf. Bei Betrachtung der verkauften Stückzahlen liegt Polycom jedoch mit rund 60 Prozent noch immer deutlich vor Tandberg (29 Prozent). (mb)