Nach Vertrag mit Mips bald auch RISC-Rechner im Angebot

Talfahrt von Wang scheint trotz Quartalverlust beendet zu sein

08.02.1991

LOWELL/FRANKFURT (cw) - Erneut rote Zahlen hat die Wang Laboratories Inc. im zweiten Quartal 1990191 geschrieben. Dennoch kannte der amerikanische Minicomputerhersteller Verluste zur Halbzeit des laufenden Geschäftsjahres deutlich abbauen.

Insgesamt belief sich der Fehlbetrag im zweiten Quartal bei Wang auf 24,7 Millionen Dollar. Dies bedeutet zwar mehr als eine Verdoppelung gegenüber der vergleichbaren Vojahresperiode, als ein Minus von 10,5 Millionen Dollar ausgewiesen wurde, doch war in jenem Ergebnis laut Wang ein einmaliger Ertrag von 92 Millionen Dollar enthalten. Federn lassen mußte der US-Minimaker auch bei den Einnahmen. Nach einem Quartalsumsatz von 646,7 Millionen Dollar im Vorjahr konnte Wang heuer nur 551,5 Millionen Dollar einnehmen.

Trotz des neuerlichen Minus-Quartals scheint sich Wang von seiner finanziellen Talfahrt, die vor knapp anderthalb Jahren begann, langsam zu erholen. Im ersten Abschnitt (30. September 1990) des laufenden Geschäftsjahres hatte die Company aus Lowell erstmals seit sechs Quartalen wieder einen leichten Gewinn in Höhe von 2,6 Millionen Dollar einfahren können. Zudem lesen sich die Halbjahreszahlen 1990/91 weitaus besser als die des Vorjahres Damals hatte Wang einen Verlust von 72,6 Millionen ausweisen müssen; jetzt steht man nur noch Mit 22,1 Millionen Dollar im Soll. Der Umsatz verringerte sich gegenüber des Vorjahreshalbzeit um neun Prozent auf 1,12 (1,25) Milliarden Dollar.

Angesichts des verbesserten Ergebnisses gibt sich denn auch Wang-Chairman Richard Miller für die Zukunft des Unternehmens optimistisch. Man habe in den letzten 17 Monaten einen schweren Gang getan. Doch die eingeleiteten Restrukturierungsmaßnahmen und die Bemühungen, Kosten und Ertrag im Gleichgewicht zu halten, hätten gegriffen, obwohl sich die DV-Branche und die weltweite Wirtschaft derzeit nicht in ihrer stärkste Phase befänden.

Produktstrategisch stellt Wang nun zunehmend Unix und die RISC-Technologie in den Vordergrund der Aktivitäten. Noch im Laufe dieses Quartals soll eine neue Produktlinie mit dem Namen "Office 2000" vorgestellt werden, die auf offenen Systemarchitekturen basiert. Darüber hinaus schloß der Minimaker mit der kalifornischen Mips Computer Systems Inc. wie bereits erwartet jetzt ein weltweit gültiges Abkommen, das Wang die Vermarktung von Mips-Rechnern auf RISC-Technologie gestattet. Vertrieben werden sollen die Systeme unter dem Wang-Label "Dynamix".

Zuversichtlich ist auch die deutsche Wang-Tochter für den weiteren Verlauf des Geschäftsjahres. Wie aus Frankfurt verlautete, sei man nach dem ersten Quartal auch im zweiten Abschnitt profitabel gewesen. Durch kostensenkende Maßnahmen habe man sogar einen höheren Gewinn als im Vorahresabschnitt erzielen können. Konkrete Zahlen gaben die Frankfurter indes nicht bekannt.