Talfahrt des IBM-Kurses nach fünf Jahren noch nicht beendet

21.08.1992

Das renommierte amerikanische Investment-Bankhaus Goldman Sachs stuft seine Einschätzung für die Aussichten der IBM-Aktie zurück. Man geht jetzt davon aus, daß sich der Kurs des DV-Marktführers in Zukunft schlechter als der US-Aktienmarkt insgesamt entwickeln wird: Die Gewinnschätzungen für 1992 werden von 7,20 Dollar auf 6,50 Dollar je Aktie zurückgenommen. Für 1993 geht man von 7,70 Dollar nach vorher geschätzten acht Dollar aus.

Anlaß für die Revision durch Goldman Sachs war das enttäuschende IBM-Ergebnis im zweiten Quartal 1992. Anstatt wie erwartet 1,37 Dollar wurden lediglich 1,25 Dollar je Aktie verdient. Positiv überraschte hingegen der Quartalsumsatz, der mit 16,2 Milliarden um 700 Millionen Dollar über den Erwartungen lag. Unterstützt wurde diese Entwicklung durch die Schwäche der US-Währung im zweiten Quartal 1992, die die Dollar-Erlöse auf den Exportmärkten aufblähte.

Die Begründung von Goldman Sachs für die vorsichtigere Schätzung der IBM-Zukunft ist nicht neu: Die besondere Sorge der Analysten gilt dem Mainframe-Geschäft, dessen Baisse konjunkturell und strukturell begründet weiter anhält (siehe Seite 49).

Angesichts der wachsenden Bedenken hat sich der IBM-Kurs jedoch bisher prächtig gehalten. Dies gilt auch für die restlichen Standardwerte an der New Yorker Börse, deren Durchschnitt, der Dow Jones Industrial, deutlich besser dasteht als die Aktienbarometer anderer Weltbörsen.

Als "Institutional Darling" der 80er Jahre dürfte sich IBM in den meisten Portefeuilles institutioneller Anleger aus den USA befinden. Sollte das Unternehmen indes seinen Nimbus der solidesten Wachstumsanlage bei der US-Investorengemeinde verlieren, dürfte das Ende der seit 1987 anhaltenden Kurs-Talfahrt noch nicht erreicht sein. Die Herabstufung durch Goldman Sachs könnte durchaus Signalcharakter haben. Deshalb empfiehlt es sich, trotz der vorsichtigen Kaufempfehlung von März zu 86 Dollar, das Engagement vorsichtshalber glatt zu stellen.

*Arnd Wolpers ist Geschäftsführer der Vermögensverwaltungsgesellschaft CMW GmbH in München. Die hier veröffentlichten Informationen beruhen auf Quellen, die wir für vertrauenswürdig und zuverlässig halten. Trotz sorgfältiger Quellenauswahl und -auswertung können wir für Vollständigkeit, Genauigkeit und inhaltliche Richtigkeit der Angaben eine Haftung nur insoweit übernehmen. als grobe Fahrlässigkeit oder Vorsau Haftung begründen. Jede darüber hinausgehende Haftung wird ausgeschlossen . Für Angaben Dritter übernehmen wir kein Obligo. Aktienanlagen sind durch stärkere Kursschwankungen gekennzeichnet.