IW: Arbeitstechniken gemeinsam mit den Mitarbeitern ändern

Tätigkeiten nicht auf Bildschirm beschränken

16.10.1981

KÖLN (nw) - Auf rund 650 000 dürfte In der Bundesrepublik die Zahl der Bildschirme am Arbeitsplatz bis 1985 ansteigen. Dabei sollten, wie das Institut der deutschen Wirtschaft, Köln, betont, die Veränderungen in den Tätigkeiten gemeinsam mit den Mitarbeitern vorgenommen werden.

Insgesamt sehen die Kölner Wirtschaftsforscher den Einsatz von neuen Informations- und Kommunikationstechniken als unvermeidlich an. Denn Arbeitsplätze gingen vor allem dort verloren, wo die neuen Techniken nicht rechtzeitig eingeführt würden.

Zur Zeit gebe es in der Bundesrepublik 400 000 dezentrale Datenendgeräte, von denen rund 250 000 über einen Bildschirm verfügten. Die verbreitetsten Formen der Arbeit mit Bildschirmgeräten seien Sachbearbeitung im Dialog mit dem Computer, Auskünfte abrufen, Informationseingabe sowie Textbe- und -verarbeitung. Die Dialogmöglichkeit mit der Zentraleinheit über Datenfernleitungen werden dabei als Möglichkeit gesehen, die Mitarbeiter in den Unternehmen von Routineaufgaben zu entlasten. Dies sei deswegen notwendig, weil seit Jahren die Verwaltungsarbeiten ansteigen. Die Zahl derer, die im Büro arbeiten, sei mit ihnen gestiegen. 1950 seien rund 35 Prozent der Arbeitnehmer mit Bürotätigkeiten befaßt gewesen, 1975 bereits 45 Prozent, und 1980 dürfte die 50-Prozent-Marke erreicht worden sein. In den USA habe der Verwaltungs- und Informationsbereich diese Grenze schon überschritten. Wenn die deutsche Wirtschaft konkurrenzfähig bleiben wolle, könne auf den Einsatz der neuen Techniken nicht verzichtet werden.

Ebenso hat es sich gezeigt, so führt das Kölner Institut weiter aus, daß die Arbeit mit Datensichtgeräten grundsätzlich keine anderen Eignungen beim Menschen erfordere als andere Sachmittel in Büro und Verwaltung, die manuelle Fähigkeiten mit hohem Aufmerksamkeitsgrad verlangen. Beachtet werden müßten allerdings ergonomische Anforderungen sowie die Anpassung der für den Mitarbeiter relevanten Software. Diese solle auch für den EDV-Laien verständlich sein.

Viele Schwierigkeiten, die heute dem Bildschirmgerät zugeschrieben würden, beruhten in Wirklichkeit auf einer unzureichenden Arbeitsplatzgestaltung, wie zum Beispiel zu hohe/ niedere Tische, keine Fußstützen oder eine falsche Beleuchtung. Wichtig ist es auch, so betont das IW, daß die veränderten Arbeitstechniken und -inhalte in Kontakt mit den Mitarbeitern entwickelt werden. Es sollten umfassende Tätigkeitsfelder erarbeitet werden, in denen ein Mitarbeiter ein möglichst breites Spektrum bearbeitet. Vor allem bei reinen Texterfassungsplätzen und am Textautomaten sollten nach Möglichkeit andere Tätigkeiten miteingeplant werden, um die Arbeit abwechslungsreicher zu gestalten.

Die bisherigen Erfahrungen im Verwaltungsbereich der gewerblichen Wirtschaft mit seinen rund fünf Millionen Beschäftigten hätten gezeigt, daß die Vorhersagen über zu erwartende Arbeitsplatzverluste bei Einführung der EDV nicht begründet seien. Die Kölner Wirtschaftsforscher vertreten vielmehr die Ansicht, daß die Zahl der Arbeitsplätze gerade in den Unternehmen nicht abgenommen hat, die sich systematisch dieser Techniken bedienen.