Partner durch Kapital und Kooperation:

TA-Büromaschinen bald unter Olivetti-Flagge

25.04.1986

MÜNCHEN (lo) - Mit ungelegten Eiern handelten bisher Marktbeobachter im Fall VW-Konzern, Olivetti und Triumph-Adler (TA). Versuchten Beteiligte mehr oder weniger glaubhaft eine Übernahme zu leugnen, ist sie nun da: Durch den Vertragsabschluß von Volkswagen mit den Italienern über die VW-Tochter TA. Fünf Prozent der Olivetti-Aktien wandern dabei in die Kasse der Wolfsburger.

Damit löst der bundesrepublikanische Automobilhersteller die Bande (...) recht unglücklichen, weil kostspieligen Wahlverwandtschaft. Ihr Erwerb im Jahr 1979 kostete die Wolfsburger runde 630 Millionen Mark, die Folgezahlungen zum Ausgleich der von den Nürnbergern erwirtschafteten Verluste beliefen sich auf weit über eine Milliarde Mark.

Das Volkswagenwerk kauft 20 Millionen Aktien der Ing. C. Olivetti & C. SpA. Diese werden im Zuge einer Kapitalerhöhung in Höhe von fünf Prozent ausgegeben. In Nordamerika steigt Olivetti bei den TA-Aktivitäten ein, die bisher von der VW of America Inc. wahrgenommen wurden. Hiervon sind die Holding-Gesellschaft TANA und die Pertec Computer Corp. nicht betroffen.

Noch im Nachgang zur jüngsten Aufsichtsratssitzung war in einer Wolfsburger Presseerklärung über Kooperationsgespräche mit Olivetti zu lesen gewesen: Endgültige Entscheidungen liegen "noch" nicht vor. Ein klares "Ja" indes hätte schon kommen können, werteten Beobachter nach der verdichteten "Indizienkette"; doch der VW-Vorstand hätte wahrscheinlich noch eine Absage des potentiellen Käufers ins Kalkül gezogen.

Carlo de Benedetti, Präsident des größten europäischen Büroinformatik-Konzerns, dessen Kurs jetzt an der Mailänder Börse um 15 Prozent stieg, unterstreicht: Kapitalpartner sollen gleichzeitig auch Kooperationspartner sein. Diese Maxime festigte er bisher immer auch mit Kooperationsabkommen, wie etwa mit: dem amerikanischen Kommunikationskonzern American Telephone and Telegraph AT & T, der mit einem Viertel seiner Anteile größter Aktionär bei Olivetti ist.

Jener amerikanische Partner wiederum lieferte das Betriebssystem "Unix" für das Computermodell "M 32" von Triumph-Adler. Nicht zuletzt aus diesem Grund, so eine Nürnberger Stellungnahme zu jüngsten Vermutungen im Markt über eine Aufgabe des System M32, sei dieses für eventuelle Kooperationspartner "von großem Interesse für zukünftige gemeinsame Arbeiten". Es erlaube unterschiedliche Nutzungen wie Datenverarbeitung im Bürobasisbereich oder auch interne und externe Kommunikation. Mit dem Büro-System sollen bei VW in den kommenden Jahren bis zu 5000 Arbeitsplätze ausgestattet werden.

Die addierten Marktanteile von Olivetti und TA im Sektor Elektrische Schreibmaschinen werden allgemein als hoch beurteilt. Deswegen sei ein Zusammenschluß unter "wettbewerblichen Gesichtspunkten" recht kritisch zu beurteilen, meldet sich auch das Bundeskartellamt in Berlin zu Wort. Das bedeute kein generelles Nein. Bei der derzeitigen Marktstruktur müsse die neue Unternehmenseinheit jedoch nachweisen können, daß zwischen den großen Anbietern von Schreibmaschinen - IBM und Olympia, aber auch japanischen Unternehmen - nach diesem Zusammenschluß noch "wesentlicher Wettbewerb" herrschen werde.