Existenz eines internen Strategiepapiers dementiert

T-Systems will vorerst nicht durch Akquisitionen wachsen

26.01.2001

Seit Anfang des Jahres firmiert die T-Systems International als Aktiengesellschaft, doch damit scheinen allenfalls formal die Weichen dafür gestellt, den Dienstleistungsarm als vierte Säule im Telekom-Konzern zu etablieren. Denn T-Systems, neben T-Mobile, T-Online und T-Com (für das traditionelle Festnetzgeschäft mit Privatkunden) eines der vier künftigen Standbeine der Deutschen Telekom, kommt nicht zur Ruhe. Seit der Übernahme des Debis Systemhauses vom Daimler-Chrysler-Konzern und der Verschmelzung des Serviceunternehmens mit den hauseigenen Dienstleistern DeteCSM und Detesystem schlagen die Wellen um das neu gegründete Dienstleistungsunternehmen hoch. Ihren bisherigen Höhepunkt erreichte die Aufregung im Herbst letzten Jahres, als viele Debis-Topmanager das Unternehmen verließen.

Nun berichtet die "Financial Times Deutschland" von einem internen Strategiepapier des Telekom-Vorstandes, das bis zum Jahr 2004 Wachstum durch Zukäufe verordnet.

Noch lange kein führender Anbieter

Ziel sei eine weltweit führende Position, von der die T-Systems derzeit allerdings noch weit entfernt ist. Marktführer sind IBM Global Services, Accenture (ehemals Andersen Consulting) und EDS. Beispielsweise nimmt IBMs Servicetochter jährlich rund 30 Milliarden Dollar ein, bei T-Systems sind es allenfalls zehn Milliarden Euro, also etwa ein Drittel so viel.

Die Telekom-Tochter soll sich laut dem Strategiepapier zu einem führenden Anbieter von TK- und IT-Dienstleistungen in den Regionen Westeuropa, USA, Asien und Lateinamerika entwickeln. Das kann nur durch Zukäufe gelingen, denn zurzeit betreibt T-Systems erhebliche Teile seines Geschäfts mit der eigenen Mutter, zwangsläufig wird der Umsatz überwiegend in Deutschland gemacht.

Seitens der Telekom wurde die Existenz des Strategiepapiers dementiert. Dort hieß es, man wolle erst die schon übernommenen Firmen integrieren, bevor an weitere Zukäufe gedacht werde. Das mag zum einen an der hohen Schuldenlast von 62 Milliarden Euro liegen, die Akquisitionen verbietet. Zudem ist der derzeitige Aktienkurs von weniger als 40 Euro weit von seinem Höchststand (104,50 Euro) entfernt. Doch ab dem Jahr 2002 könnte der Bonner Carrier wieder auf Einkaufstour gehen, denn das Unternehmen verfügt noch über 800 Millionen Aktien im aktuellen Gegenwert von 30 Milliarden Euro.