Cloud-Hoffnungen

T-Systems will mit flexiblen Sourcing-Angeboten punkten

26.01.2010
Die Telekom-Großkundensparte T-Systems will mit Hilfe von Angeboten aus der Cloud 2010 den Umsatzrückgang der vergangenen Jahre stoppen.
T-Systems-Chef Reinhard Clemens hofft auf weitere "Megadeals".
T-Systems-Chef Reinhard Clemens hofft auf weitere "Megadeals".
Foto: Telekom AG

"Ich glaube, dass wir 2010 wieder wachsen können", sagte T-Systems-Chef Reinhard Clemens am Montagabend vor Journalisten in Bonn. Sowohl Umsatz als auch Ergebnis von T-Systems hoffe er in diesem Jahr zu steigern. Für 2009 hatte Clemens im vergangenen März ein Wachstum "mit dem Markt" angekündigt. In den ersten neun Monaten war der Umsatz jedoch unter anderem wegen der Wirtschaftskrise um fünf Prozent auf 6,4 Milliarden Euro geschrumpft. Das Betriebsergebnis hatte sich gegenüber dem Vorjahreszeitraum um knapp 87 Prozent auf 54 Millionen Euro verschlechtert. In diesem Jahr soll alles anders werden, so Clemens. Die Telekom legt ihre Jahresbilanz am 25. Februar vor.

In den vergangenen 18 Monaten konnte die Telekom-Tochter ein Dutzend größere Outsourcing-Aufträge mit einem Auftragseingang von jeweils mehr als 100 Millionen Euro ("Megadeals") an Land ziehen. "Das sind große, lang laufende Verträge", sagte Clemens, der auf Abkommen mit Shell, BP, Arivia, Linde, MAN, Philips und anderen verwies. Der T-Systems-Chef betonte, viele Kunden seien darauf aus, mit einem europäischen Anbieter zusammenzuarbeiten, "und nicht mit Amerikanern".

Höherwertige Services flexibel anbieten

Laut Clemens spielen Aspekte des Cloud Computing eine wichtige Rolle bei diesen Abschlüssen. T-System ermögliche den Kunden, den Bezug der IT-Leistungen flexibel an ihren Bedarf anzupassen, so dass die Betriebsrisiken bei ihnen sänken. "Wir ermöglichen ein dynamisches, netzwerkzentriertes Sourcing", so Clemens.

Anders als Cloud-Pionier Amazon.com wolle T-Systems dabei nicht ins Geschäft mit "Commodity-Leistungen" wie Speicher- oder Rechenkapazität, sondern mit höherwertigen Angeboten, allen voran Application Management Services rund um SAP-Produkte. Im September hatte die Telekom-Tochter das europäische Hosting-Geschäft von SAP übernommen und damit sein Profil im Bereich SAP-Betrieb und -Wartung geschärft. Nur mit individualisierten, höherwertigen Leistungen, eng an den Kundenbedürfnissen ausgerichtet, sei für einen Dienstleister wie T-Systems Geld zu verdienen.

Vor diesem Hintergrund hat es der T-Systems-Mann mit der Ausweitung des Offhoring-Angebots nicht besonders eilig. Durch die enge Partnerschaft mit Cognizant sei man hier gut aufgestellt. Allerdings bekannt Clemens auch: "Den Profit, den eine Cognizant macht, würde ich natürlich auch gerne mitnehmen." Mit anderen Worten: Eine günstigere Marge ließe sich mit einem eigenen Billiganbieter im Rücken eher erzielen - Rivalen wie IBM und Accenture machen das seit Jahren vor. "Wir müssen hier unseren eigenen Weg gehen und nicht die anderen kopieren", zeiget sich Clemens vorsichtig. Er wolle "keine 40.000 Leute im Ausland", genauso wenig wie er sich auf niedrigmargiges Massengeschäft einlassen wolle. Der Telekom-Manager ließ durchblicken, dass sich Engagements in Osteuropa auszahlen könnten.

Für das laufende Jahr gab sich Clemens zuversichtlich: "Die Pipeline, die wir haben, ist gut. Wir haben eine Hand voll Lösungen, die uns von Wettbewerbern differenzieren", sagt er. Er hoffe, dass sich die Auftragsentwicklung aus dem Jahr 2009 fortsetzen werde. Zu Beginn des Jahres konnte T-Systems zwei Verträge verlängern. Nach dem Deutschen Zentrum für Luft- und Raumfahrt (DLR) wolle auch die Deutsche Post ihren Vertrag mit der Telekom-Sparte zunächst bis 2014 verlängern und erweitern, kündigte Clemens an. Das Volumen dieses Auftrags liege "im oberen dreistelligen Millionenbereich".

T-Systems hofft auf weitere Aufträge

Clemens hofft nun, dass im Januar und Februar noch weitere neue Aufträge hinzukommen. Die Zuschläge im vergangenen Jahr seien nicht allein Folge der Krise gewesen, auch wenn Kunden wie der Lastwagenbauer MAN die Auslagerung ihrer Rechenzentren im Zusammenhang mit millionenschweren Sparpaketen ankündigten. "Die Deals haben alle nichts mit Sparen zu tun", betont Clemens. Die Unternehmen hätten vielmehr mit Hilfe von T-Systems die Möglichkeit, standardisierte Prozesse flexibel einzusetzen. "Outsourcing ist heute eine strategische Entscheidung." (dpa/hv)