T-Systems vermietet Siebel-Software

22.10.2004
Die Telekom-Tochter ebnet Siebel den Weg in kleine und mittlere Unternehmen.

Ab Februar kommenden Jahres können hiesige Interessenten Siebels CRM-Software auch bei der T-Systems mieten. Zur Nutzung des Angebots "Hosted CRM" benötigen die Anwender nur einen Web-Browser. Applikationen und Daten werden in den 32 weltweiten Rechenzentren der T-Systems vorgehalten. Der neue CRM-On-Demand-Service umfasst Funktionen, mit denen Unternehmen ihre Marketing-, Verkaufs- und Serviceaktivitäten steuern können.

Der Dienst ist für einen monatlichen Fixbetrag pro An-wender verfügbar. Konkrete Preise nannten die Unternehmen allerdings nicht, sie sollen unter 100 Euro pro Monat liegen. In den USA bietet Siebel zusammen mit IBM den gleichen Dienst für 70 Dollar pro Monat und Anwender an. Eine weitere Partnerschaft besteht mit British Telecom. "In Europa beobachten wir einen stark wachsenden Bedarf an Hosted-CRM-Services", begründet Jan Geldmacher, Geschäftsführer Telecommunications Services bei T-Systems, den Vorstoß. "Durch die Kooperation mit Siebel können wir unseren Kunden schnell, ein-fach und zuverlässig leistungsfähige CRM-Dienste bereitstellen." Schätzungen zufolge wird sich das weltweite Marktvolumen in diesem Segment im Jahr 2007 auf 1,1 Milliarden Euro belaufen.

Siebel verschafft sich mit der Telekom nicht nur einen Technikparter, der die Infrastruktur für die Mietlösung bereitstellt. Viel entscheidender für den Erfolg von Siebels Mietlösung dürfte der Zugang zum Flächenvertrieb der T-Systems sein.

Gewinnschwelle erst bei 100 000 Nutzern?

Die Verkaufsexperten der Telekom-Tochter haben einen guten Draht zu den mittelständischen Kunden, die als wichtigste Klientel für gehostete Softwarelösungen gelten. Doch gerade diesen Effekt stellt Siebels ärgster Widersacher im Hosted-CRM-Markt, Salesforce.com, in Frage. Der Marktführer mit knapp 170000 Nutzern und über 11000 Firmenkunden hat schlechte Erfahrungen mit einer Kooperation in Italien gemacht: "Der Partner verfolgt eigene Interessen und bietet On-Demand-Services nur im Paket mit eigenen Leistungen an, etwa um DSL-Anschlüsse zu verkaufen", schildert Peter Steidl, Geschäftsführer der deutschen Niederlassung.

On-Demand-Services, so der Manager, seien zudem Massengeschäft mit knappen Margen. Salesforce.com sei erst mit einer Nutzerzahl von 100000 profitabel gewesen. Ob sämtliche Siebel-Partner den benötigten langen Atem haben, das Geschäft bis zum Breakeven fortzuführen, bezweifelt Steidl.

Trotz aller Bedenken der Konkurrenz hat Siebel mit T-Systems einen wichtigen Vertriebspartner gefunden. Salesforce.com dagegen geht den Weg weiterhin alleine und muss die hohen Vertriebs- und Marketing-Kosten auf eigenen Schultern tragen. Der Kurs des seit Juni an der Börse notierten Unternehmens brach im Ausgust heftig ein, nachdem die Finanzanalysten von den enormen Investitionen in diesen Bereichen erfuhren.

Ab Januar 2005 startet T-Systems das Angebot mit ausgewählten Kunden. Der Dienst wird in Deutschland, Österreich, der Schweiz, Tschechien, Ungarn, Polen, Slowakei, Kroatien und Russland angeboten. (jha)