T-Systems testet ökologischen Rechenzentrumsbetrieb

27.07.2007
IT-Dienstleister T-Systems hat für eines seiner Rechenzentren in München testhalber eine biogas-betriebene Brennstoffzelle in Betrieb genommen. Sie soll im Zuge eines Pilotprojekts zunächst einen Rechenzentrumsraum mit Energie versorgen.

Die Technologie wird Teile des Münchner RZs mit Strom versorgen und gleichzeitig kühlen. Die Brennstoffzelle erzeugt ihre Energie aus gereinigtem Biogas. Die dafür notwendigen Futterpflanzen – T-Systems verwendet Mais – stammen aus dem Münchner Umland.

Auf der Pressekonferenz sagten T-Systems-Vertreter, mit der Brennstoffzelle wolle man einen ersten Schritt hin zu einem Rechenzentrum tun, das unabhängig vom öffentlich Stromnetz funktioniert, das zudem umweltschonende, erneuerbare Energie nutzt und das so dem Klimawandel Rechnung tragen würde.

Die weltweit erste Anlage ist ein gemeinsames Forschungsprojekt der Telekom-Töchter T-Systems und Power & Air Solutions sowie deren Kooperationspartnern Voigt & Haeffner und CFC Solutions.

Eine Million Euro an Fördergeldern

Beim Betrieb eines Rechenzentrums entfallen allein 50 Prozent der Energieaufwendungen auf die Kühlung der Systeme.
Beim Betrieb eines Rechenzentrums entfallen allein 50 Prozent der Energieaufwendungen auf die Kühlung der Systeme.
Foto: Strato

Die beiden T-Systems-Manager Manfred Teumer, Vice-President Infrastructure & Architecture Services (IAS), sowie Katrin Horstmann, Corporate Business Development, informierten darüber, dass die Telekom-Tochter eine Förderung durch das Bundesministerium für Wirtschaft und Technologie in Höhe von einer Million Euro beantragt hätten. Teumer rechnete vor, dass der Betrieb der Brennstoffzellentechnik pro Jahr rund 2,5 Millionen Euro kosten werde.

Das aus Mais gewonnene Biogas stammt aus einer Anlage in Pliening in der Nähe Münchens, sagte Horstmann. Mit der Kombination aus Biogas und Brennstoffzelle will T-Systems Teile des Münchner Rechenzentrums, des größten RZs des IT-Dienstleisters in Deutschland, sowohl mit Strom versorgen als auch kühlen. Die Technik soll im Dauereinsatz an sieben Tagen in der Woche eingesetzt werden. Es entstünden keinerlei Schadstoffe wie Stickoxide oder Schwefelverbindungen. Freigesetzt würden lediglich Wasserdampf, Stickstoff und Restsauerstoff.

Die Brennstoffzelle produziert nicht nur Strom, sondern auch Wärme – bis zu 400 Grad maximal. Diese Wärme lässt sich in Kälte umwandeln, mit der wiederum das Rechenzentrum gekühlt werden kann. Horstmann erklärte, dass im RZ der T-Systems etwa die Hälfte des gesamten Energieverbrauchs allein für die Kühlung der Systeme verbraucht werde und die anderen 50 Prozent beim eigentlichen Betrieb benötigt werden.

Erhebliche Kosteneinsparung

Bernd Kraus, Leiter Business Process Outsourcing bei T-Systems, sagte, insgesamt unterhalte T-Systems für seinen IT-Betrieb eine Rechenzentrumsfläche von über 70.000 Quadratmetern und betreibe mehr als 35.000 Server, die insgesamt rund 150.000 MIPS Rechenleistung und eine Gesamtkapazität an Massenspeichervolumen von 5,1 Petabytes bereitstellen. Damit würden 840.000 Anwender administriert.

Kraus rechnete vor, wie sich der Kostenfaktor Energie bis zum Jahr 2010 für T-Systems auswirken würde, wenn das Unternehmen kein nachhaltiges Energiemanagement betreibe, wie es jetzt im Pilotversuch mit den Biogas-Brennzellen unternommen werde. Danach hatte der Anteil der Stromkosten an den gesamten Ausgaben für den Open-Source-Betrieb im Jahr 2004 noch 29 Prozent betragen. Ein Faktor wie Miete schlug mit 34 Prozent zu Buche. Ohne nachhaltiges Energiemanagement würden die Kosten für Energie nach den Worten von Kraus bis zum Jahr 2010 auf 38 Prozent ansteigen. Bei Nutzung alternativer Energien würde der Kostenblock Strom hingegen nur mit 20 Prozent ins Gewicht fallen.

Die jetzt in Betrieb genommene Biogas-Brennstoffzelle könnte das T-Systems-RZ mit 250 Kilowatt an Leistung versorgen. Ein Rechenzentrum benötigt insgesamt pro Jahr zehn Megawatt Leistung. (jm)