T-Systems-Chef Pauly: "Es gibt keine Alternative zum Stellenabbau."

10.10.2006

CW: Die Near- und Offshore-Diskussion verunsichert die hiesigen Mitarbeiter, zudem haben ständige organisatorische Neuerungen für Unruhe im Unternehmen gesorgt. Was machen Sie gegen den wachsenden Unmut?

Pauly: Ich sehe auch, dass die Mitarbeiter wegen des Stellenabbaus nervös sind. Aber wir haben dazu keine Alternative, wenn wir wettbewerbsfähig sein wollen.

Was ständige Umorganisationen angeht: Ich bin vor einem Jahr zur T-Systems gekommen und habe den Mitarbeitern zu verstehen gegeben, dass das Unternehmen häufig genug neu organisiert wurde. Wir haben lediglich kleinere Anpassungen vornehmen müssen: So haben wir den separaten Vertrieb der Systemintegrations-Einheit in den eigentlichen Vertrieb integriert. Auch haben wir die Aufteilung des Segments öffentliche Hand zwischen Enterprise und Business Services aufgehoben und alles in eine Hand gelegt. Außerdem gab es einige Kunden, die von zwei Vertriebseinheiten betreut wurden. Dort mussten wir klare Trennungslinien ziehen. Das sind aber nur kleine Adaptionen. Wir haben in den vergangen zwölf Monaten keine tief greifenden organisatorischen Änderungen gestartet und werden es in absehbarer Zeit auch nicht tun.

CW: Planen Sie Competence-Center für Spezialthemen in Deutschland, so dass weniger Jobs ins Ausland abwandern?

Pauly: Heute betreiben wir fast alle Competence-Center in Deutschland. Erst kürzlich haben wir ein Competence-Center "Mobile Ticketing" für den öffentlichen Personennahverkehr und den Fernverkehr in Hamburg eröffnet. Grundsätzlich können wir die hiesigen Arbeitsplätze nur mit Hilfe von Innovationen sichern.

Dynamic Services ist da ein gutes Beispiel. Kunden können mittlerweile Rechenleistung vom Großrechner tagesaktuell ordern und nach Verbrauch bezahlen. Das Rechenzentrum in Frankfurt, das dieses Angebot betreibt, läuft exzellent. Die Nachfrage ist insbesondere unter großen und mittelständischen Unternehmen erheblich, so dass wir das Rechenzentrum von Woche zu Woche mehr auslasten. Das sichert Arbeitsplätze.

Die Mischkalkulation aus Hoch- und Niedriglohnländer wird uns weniger Arbeitsplätze in Deutschland bescheren. Um es deutlich zu sagen: Wir arbeiten in einem deflationären Markt. Ein Preisverfall von 15 Prozent, in manchen Segmenten sogar von 20 Prozent, lässt sich mit konventionellen Mitteln nicht auffangen.