Tata Consultancy ist aus dem Rennen

T-Systems-CEO im Gespräch: "Cognizant hätte Charme."

22.02.2008
Der Systemsintegrationssparte drohen Stellenkürzungen unabhängig davon, ob sie verkauft oder in einer Partnerschaft eingebracht wird.

Clemens wollte eine Meldung der COMPUTERWOCHE vom vergangenen Mittwoch nicht bestätigen. Darin heißt es, die T-Systems verhandele exklusiv mit Cognizant. Bis zuletzt seien auch Tata Consultancy Services (TCS) und die kanadische CGI Group mögliche Kooperationspartner gewesen. "Zugegeben, Cognizant hätte Charme - wie andere spekulierte Namen auch. Fakt ist, wir verfolgen mehrere Optionen und werden nach fachlichen und kaufmännischen Kriterien im Vorstand entscheiden", sagte der CEO im Gespräch mit der COMPUTERWOCHE. Auch gebe es noch keinen Beschluss darüber, ob man die Sparte Systermintegration in eine Partnerschaft einbringen oder ob sie veräußert werde. "Es gibt Vorteile für eine Verbindung mit einem Partner, es gibt aber auch gute Argumente für den Verkauf", sagte er. "Die Konditionen für die Optionen liegen auf dem Tisch. Nun ist es eine Frage von - möglicherweise – Tagen, zu bewerten: Was ist die bessere Möglichkeit?"

Aus mehren Quellen aus dem Unternehmensumfeld war dagegen zu erfahren, dass Tata wohl aus dem Rennen ist. Die Gespräche mit dem indischen Anbieter gestalteten sich offenbar schwierig. Die CGI Group habe einen Kauf erwogen. Der sei jedoch an überzogenen Forderungen über garantierte Abnahmemengen der Telekom gescheitert. Die Gespräche mit Cognizant seien weitaus konstruktiver verlaufen. Das amerikanische Management habe mit T-Systems auf Augenhöhe verhandelt.

Cognizant beschäftigt ingesamt rund 55 000 Mitarbeiter, 10 000 davon allein in den USA. Die Branchenkompetenzen beider Unternehmen würden sich ergänzen. T-Systems ist stark in der Automobil- und Finanzindustrie aufgestellt und hat Schwächen im Finanzsektor. Hier kann Cognizant mit Kunden wie UBS und Deutsche Bank punkten.

Clemens machte keinen Hehl daraus, dass er die Systemintegrationssparte gerne im Hause behalten möchte: "Als Unternehmer neige ich eher dazu, Firmenteile nicht zu verkaufen." Aus reiner Not heraus sei eine Veräußerung nicht geboten. Nach wie vor habe T-Systems eine gute und breite Kundenbasis. "Wir haben ein gutes Standbein im Automobilsektor. Das ließe sich ausbauen. Außerdem sind wir in der Telko-Branche sehr gut aufgestellt. Diese Kompetenz wollen wir dem Unternehmen erhalten. Die entscheidende Frage lautet: Wie bekomme ich die Kosten in den Griff?"

Dabei vertraut er offenbar auf den künftigen Partner, der Offshore-Ressourcen beisteuern soll. Die Vor-Ort-Betreuung obliegt T-Systems, die Produktion übernimmt ein Offshore-Anbieter. Mit einer solchen Mischkalkulation könnte T-Systems günstigere Preise anbieten und weitere Kunden gewinnen. Bislang schöpft das Unternehmen nur sieben Prozent des IT-Budgets seiner Kunden ab. Diese Quote möchte Clemens verbessern: "Wir unterhalten zu vielen Unternehmen Geschäftsbeziehungen, machen aber nicht genug daraus. Ich bin davon überzeugt, dass mit einer Partnerschaft mehr Geschäft möglich ist."

Je besser das Modell funktioniert, desto weniger Arbeitsplätze sind in Deutschland gefährdet. Clemens betonte aber, Anpassungen seien unausweichlich. Konkrete Angaben machte er nicht. "Ich kann und will zurzeit keine Zahlen nennen. Das gilt für den Vertrieb, die Produktion und die Querschnittsfunktionen. In der Systemintegration wird es kaum möglich sein, die Anwendungsentwicklung komplett in Deutschland zu halten." T-Systems beschäftigt in der SI-Sparte weltweit rund 15 000 Mitarbeiter, 8000 davon im Inland. Rund 3000 der hiesigen SI-Mitarbeiter sind mit der Anwendungsentwicklung befasst. Für das von Clemens vermutlich bevorzugte Partnermodell sind vor allem die T-Systems-Mitarbeiter mit ausgeprägtem Prozess- und Industrie-Know-how wichtig. Sie müssen die Kundenanforderungen so aufbereiten, dass sie sich von indischen Kollegen umsetzen lassen.

In der Entscheidungsfindung will sich Clemens nicht unter Druck setzen lassen, auch wenn die Ungeduld unter Mitarbeitern und Kunden wächst. "Man muss den Verhandlungsteams Zeit einräumen, einen wasserdichten Vertrag zu entwerfen." Auch bis zur Aufsichtsratssitzung des Telekom-Konzerns am 27. Februar müsse nicht zwingend eine Entscheidung her, wenngleich das Kontrollgremium darüber informiert werde, wohin die Reise geht. "Das Thema war schon auf dem Tisch, als ich Anfang Dezember zur Telekom kam. Auf ein paar Tage mehr oder weniger kommt es nicht an. Ich habe den Mitarbeitern versprochen, dass wir das Thema auf jeden Fall in diesem Quartal zum Abschluss bringen". Und das werde er auch halten, versicherte Clemens. (jha)