T-Systems ändert Partnersuche

16.08.2007
Der Auftragseingang bricht im zweiten Quartal ein.

Die schon vor sechs Monaten angekündigte Suche der Deutschen Telekom nach einem Partner für das Großkundengeschäft von T-Systems hinterlässt Spuren. Insbesondere im zweiten Quartal 2007 sackte der Auftragseingang des IT-Dienstleisters um knapp 33 Prozent von 3,95 Milliarden Euro auf 2,66 Milliarden Euro ab. Für das gesamte erste Halbjahr sehen die Zahlen nicht ganz so übel aus: Der Vertrag mit dem britischen Energieversorger Centrica hat den Absturz gebremst.

Weniger Neuaufträge

Auch der Umsatz war rückläufig, er reduzierte sich im ersten Halbjahr um 6,4 Prozent auf 5,87 Milliarden Euro, wobei die Einnahmen mit externen Kunden nur um 2,9 Prozent zurückgingen. "In der überproportionalen Senkung der internen Umsätze kommt der Beitrag klar zum Tragen, den T-Systems zu den internen Kostensenkungen leistet", erläuterte Telekom-Chef Ren?© Obermann im Rahmen einer Analystenkonferenz. Marktbeobachter werten dagegen insbesondere den Einbruch des Auftragseingangs bei T-Systems als Reaktion der Kunden auf die anhaltende Debatte um die Zukunft des Unternehmens. "Die Partnersuche lähmt T-Systems", warnte beispielsweise Thomas Reuner, Research Director beim Marktforschungshaus IDC.

Presseberichte, wonach die Telekom Schwierigkeiten habe, Interessenten für T-Systems zu finden, dementierte der Finanzchef Karl-Gerhard Eick. Man hätte unter mehreren potenziellen Partnern für T-Systems wählen können, sagte der Finanzvorstand des TK-Konzerns. Es sei definitiv nicht so, dass die Telekom niemanden hätte an Bord nehmen können. Indirekt räumte Obermann jedoch Verzögerungen ein: "Bei der Auswahl geht Qualität vor Schnelligkeit", betonte er. Wann das Unternehmen Ergebnisse präsentieren wird, wollte er indes nicht sagen. Möglicherweise werde man erst Ende des Jahres einen Partner finden. Ursprünglich wollte T-Systems die Suche Mitte des Jahres beendet haben.

"Wir werden unseren Geschäftskunden auch künftig netzwerkzentrierte ICT-Dienste anbieten, also IT- und TK-Lösungen aus einer Hand", sagte Obermann. Doch gerade die Verknüpfung von Kommunikations- und IT-Diensten hat, Meldungen aus dem Unternehmensumfeld zufolge, potenzielle Partner abgeschreckt. So haben etwa EDS und Capgemini abgewinkt.

Zwei Bereiche zur Disposition

Die Telekom hat inzwischen reagiert und möchte nun nur noch die Bereiche Systemintegration und Applikationsentwicklung in eine Partnerschaft einbringen. Entsprechende Zeitungsberichte bestätigte Obermann. Zum Kerngeschäft der Telekom zählt er alle Services, die die Kommunikation zwischen Menschen, Maschinen und Computern unterstützt (Security, Voice over IP, Smart Desktop, RZ-Betrieb, Call-Center-Lösungen etc.). "In der Anwendungsentwickung fühlen wir uns nicht so gut aufgestellt, dass wir an den langfristigen Erfolg glauben. Hier suchen wir einen Partner", klärte der Telekom-Chef auf.

Die Marktbeobachter können sich mit diesem Schwenk durchaus anfreunden, zumal damit die Partnersuche einfacher fallen dürfte. "Applikationsentwicklung ist das Kerngeschäft aller Offshorer, daher ist es durchaus denkbar, dass ein indischer Provider zum Zuge kommt", sagte IDC-Analyst Reuner.

Schwaches Heimatgeschäft

Wie T-Systems zeigte auch der gesamte Telekom-Konzern insbesondere im Inlandsgeschäft erhebliche Schwächen. "Magic America", kommentierten beispielsweise die Analysten von Ovum die Halbjahreszahlen des Carriers. Während die amerikanische Mobilfunktochter kräftig zulegte, verbuchte die Telekom auf ihrem Heimatmarkt zum Teil deutliche Abschläge in allen Geschäftsbereichen Festnetz, Mobilfunk und Geschäftskunden. Dennoch übertraf der Konzern mit dem Quartalsergebnis die Erwartungen der Analysten. Der Umsatz kletterte von 15,13 Milliarden auf 15,58 Milliarden Euro, während der Überschuss um 40,3 Prozent auf 608 Millionen Euro absackte. Zum Umsatzplus verhalf dem Unternehmen neben T-Mobile USA die Konsolidierung der polnischen PTC sowie der zugekauften Unternehmen Gedas und tele.ring. (jha)