Das Minus weitet sich aus

T-Online sucht nach einer Lösung

07.09.2001
MÜNCHEN (CW) - Der Internet-Provider T-Online hat das erste Halbjahr tief in den roten Zahlen abgeschlossen. Probleme gibt es vor allem mit den ausländischen Beteiligungen, die für zwei Drittel der Verluste verantwortlich sind. Nun geistert das Schlagwort vom "Internet-Mediennetzwerk" durch die Vorstandsetage.

Die Telekom-Tochter konnte ihren Umsatz in den ersten sechs Monaten verglichen mit dem Vorjahr um 53 Prozent auf 539 Millionen Euro steigern. Dabei weiteten sich die Verluste vor Steuern, Zinsen und Abschreibungen massiv aus: Lag das Ebitda vor einem Jahr noch bei minus 11,7 Millionen Euro, beträgt der Verlust inzwischen 123,3 Millionen Euro. Nach minus 66,4 Millionen Euro im ersten Quartal 2001 schlug von April bis Juni ein negatives Ebitda von allerdings"nur" 56,9 Millionen Euro zu Buche.

Dieser positive Trend werde nach Angaben des T-Online-Finanzvorstandes Rainer Beaujean anhalten. Daher könne das Unternehmen im nächsten Jahr voraussichtlich ein positives Ergebnis vor Steuern, Zinsen und Abschreibungen ausweisen. Ein Grund hierfür ist das absehbare Ende der verlustbringenden Flatrate im schmalbandigen Bereich, die Mitte Dezember abgeschaltet wird. Von 500 000 Kunden sei die Zahl der Nutzer bis Ende Juni auf 290 000 gesunken, so T-Online. Insgesamt verfügte der Internet-Provider zum gleichen Zeitpunkt über 9,2 Millionen Nutzer.

Gegen den Branchentrend legte das Geschäft mit Online-Werbung zu. Nahm das Unternehmen im ersten Quartal noch 31 Millionen Euro oder elf Prozent der Umsätze damit ein, betrug der Wert im zweiten Quartal schon 36,5 Millionen Euro oder 14 Prozent. Daran will T-Online anknüpfen und das Portalgeschäft ausbauen. Spätestens im vierten Quartal sollen Inhalte gegen Geld angeboten werden. Der strategische Schwenk wurde zur CeBIT angekündigt, der Content stammt vom "ZDF" und der "Bild"-Zeitung. Um zu demonstrieren, wie wichtig dieser Schritt sei, spricht der T-Online-Vorstand nicht mehr nur von einem "Internet-Medienhaus", sondern von einem "Internet-Mediennetzwerk", das er spannen wolle. Die Nutzer seien bereit, für hochwertige Inhalte Geld auszugeben, hieß es bei Deutschlands größtem ISP.

Weniger gut sieht es hingegen bei den ausländischen Beteiligungen des Unternehmens aus. Vor allem die französische Tochter Club Internet ist stark defizitär, weshalb an einer "strategischen Neuausrichtung" des Engagements gearbeitet werde. Rund zehn Prozent der Umsätze, aber zwei Drittel des Ebitda-Verlustes stammen bei T-Online aus dem Ausland. Weitere Töchter hat der Provider in Spanien, der Schweiz und Österreich. Man müsse im internationalen Geschäft einen langen Atem haben, so Vorstandschef Thomas Holtrop. In zwei Jahren sollen die Gesellschaften jedoch den Break-even erreicht haben.

Wenig überzeugt zeigten sich sowohl die Börse als auch die Finanzanalysten vom Halbjahresergebnis und dem Ausblick. Der Aktienkurs gab in den Tagen nach der Bekanntgabe des Ergebnisses nach und näherte sich dem Allzeittief von 7,15 Euro. Mit dazu beigetragen haben Investmentbanken, die ihre Kursziele fürT-Online reduzierten. So senkte Lehman Brothers seine Erwartung von 8,50 auf 7,50 Euro, J.P. Morgan verringerte die Prognosen von 10,50 auf 6,30 Euro pro Anteilschein und ABN Euro riet, die Aktie zu verkaufen.