Halbjahreszahlen übertreffen Erwartungen der Analysten

T-Online kauft spanischen Internet-Provider Yacom

08.09.2000
DARMSTADT (CW) - T-Online-Aktionäre konnten letzte Woche erstmals wieder aufatmen. Nach einer eher positiven Halbjahresbilanz und der Übernahme des spanischen Online-Dienstes Yacom, ist das Papier des Internet-Providers in der Wertschätzung der Analysten stark gestiegen.

Einen Überraschungscoup landete T-Online am vergangenen Montag. Während die Medien nach dem Abgang von T-Online-Vorstand Wolfgang Keuntje noch mit einer gewissen Häme über ein Scheitern der Auslandsexpansionen in Sachen Freeserve und Yacom spekulierten, machte T-Online Nägel mit Köpfen. Der Online-Anbieter verkündete die Übernahme des spanischen Internet-Service-Providers (ISP) Yacom.

Der Online-Dienst, der auch in Portugal aktiv ist, kostet T-Online rund 550 Millionen Euro. Davon zahlen die Darmstädter 100 Millionen Euro in bar. Die restliche Summe erhalten die bisherigen Yacom-Großaktionäre Jazztel und Jazztel Telecom in Form von T-Online-Aktien.

Mit der Übernahme der Nummer zwei im spanischen Markt gewinnt T-Online mehr als 2,3 Millionen registrierte Kunden, von denen rund 400000 den Provider auch als Internet-Access nutzen. Nach ihren eigenen Berechnungen kommt die T-Online-Gruppe, neben Deutschland bisher auch in Frankreich, Österreich sowie bald in der Schweiz aktiv, mit der Neuerwerbung auf rund 6,4 Millionen Nutzer, die über die Gruppe ins Internet gelangen. Ferner habe man über zwei Millionen weitere registrierte User. Nach Angaben der Darmstädter erreicht T-Online so 53 Prozent der Bevölkerung im Euro-Raum.

Bereits vor Bekanntgabe des Überraschungs-Deals hatte T-Online die Analysten mit der Halbjahresbilanz milde gestimmt: Die Zahlen lagen über den Erwartungen, und etliche Analysten bewerteten die T-Online-Aktie danach bereits als "Outperformer".

T-Online verbesserte in Deutschland im ersten Halbjahr das operative Ergebnis von drei Millionen auf 30 Millionen Euro. Zudem hat das Unternehmen seinen Umsatz mit 353 Millionen Euro fast verdoppelt. Insgesamt schrieb T-Online jedoch rote Zahlen. So wies der Konzern einen Verlust von 179 Millionen Euro aus, was einem negativen Ergebnis vor Steuern, Zinsen und Abschreibung von minus 11,7 Millionen Euro entspricht. Für das negative Ergebnis sind vor allem die Übernahme des französischen Internet-Anbieters Club Internet sowie die Kosten für den Börsengang im ersten Halbjahr verantwortlich.

Positiv verlief dagegen die Kundenentwicklung. Laut Detlev Buchal, der nach dem Weggang von Keuntje kommissarisch die Geschäfte des Unternehmens leitet, stieg die Zahl der Benutzer auf sechs Millionen. Zudem bleibe jeder Kunde mittlerweile 50 Prozent länger im Internet und surfe im Schnitt mehr als 7,3 Stunden pro Monat. Angesichts der jüngst eingeführten Pauschaltarife geht Buchal davon aus, dass das Minutenaufkommen im dritten Quartal deutlich über dem heutigen Niveau liegt.