Zahlen überzeugen die meisten Finanzanalysten

T-Online erzielt Rekordumsatz

21.03.2003
HANNOVER (ajf) - Der Internet-Provider T-Online hat das Geschäftsjahr 2002 mit neuen Rekorden abgeschlossen. Sowohl die Einnahmen als auch die Erträge wurden deutlich gesteigert.

Von der Branchenkrise war 2002 bei T-Online nicht viel zu merken, denn die Telekom-Tochter konnte im abgelaufenen Geschäftsjahr alle wichtigen Finanzkennzahlen verbessern. Der Konzernumsatz der Darmstädter stieg um 39 Prozent von 1,14 Milliarden Euro im Jahr 2001 auf nun 1,54 Milliarden Euro. Der Großteil davon resultiert immer noch aus dem Zugangsgeschäft; im Gegenzug wurden die so genannten Non-Access-Einnahmen etwa aus den Bereichen E-Business, Werbung und bezahlten Inhalten deutlicher gesteigert: Sie stiegen um 76 Prozent gegenüber dem Vorjahreswert auf 339,2 Millionen Euro, während die Umsätze mit Internet-Zugängen um 31,4 Prozent auf 1,24 Milliarden Euro angewachsen sind.

Breitband boomt

Ende des Jahres 2002 belief sich die Zahl der Kunden in Europa auf 12,2 Millionen. Der Anstieg im Jahresvergleich fiel mit 15 Prozent allerdings geringer aus als das Wachstum der Gesamtumsätze. Von allen T-Online-Surfern verfügten 2,8 Millionen oder 23 Prozent über einen Breitbandanschluss. Mit 2,6 Millionen stammt der überwiegende Teil davon aus Deutschland.

Das Ergebnis vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen (Ebitda) summierte sich im Gesamtjahr auf 103,5 Millionen Euro. Darin enthalten ist ein Erlös von 27,3 Millionen Euro aus dem Verkauf des T-Motion-Anteils. Im Jahr zuvor hatte das Ebitda mit minus 189,3 Millionen Euro noch tief in den roten Zahlen gelegen. Dort befinden sich nach wie vor die ausländischen Beteiligungen, etwa Club Internet in Frankreich oder Ya.com aus Spanien. Diese konnten ihren Ebitda-Verlust 2002 zwar deutlich verringern, jedoch schlossen sie immer noch mit insgesamt knapp 90 Millionen Euro im Minus ab. Verbessert wurde das Konzernergebnis nach HGB von minus 797 Millionen auf minus 459,3 Millionen Euro. Nach US-GAAP betrug das Ergebnis minus 205 Millionen Euro.

Für einen Ausblick auf das laufende Jahr griff T-Onlines Finanzvorstand Rainer Beaujean auf die Umsatzprognosen der Analysten zurück, die von Einnahmen zwischen 1,9 Milliarden und 2,1 Milliarden Euro ausgehen: "Hier fühlen wir uns sehr wohl", sagte er vor Journalisten in Hannover. Die Ebitda-Prognose der Finanzgemeinde von 160 Millionen bis 180 Millionen war dem Manager jedoch "zu konservativ" geraten. Für 2003 erwartet T-Online ein Ebitda von 180 Millionen bis 210 Millionen Euro, also rund zehn Prozent der prognostizierten Einnahmen.

Geändert werden soll die Strategie zur Gewinnung von Neukunden. Man wolle sich verstärkt auf die "Qualität" und weniger auf die Quantität konzentrieren, sagte Beaujean. Besonderes Augenmerk werde auf diejenigen Kunden gelegt, "die weniger preissensibel sind", also für digitale Inhalte bezahlen würden. Einen signifikanten Durchbruch in diesem Bereich soll es erst 2004 geben: "Der Kunde muss lernen, damit umzugehen", so Beaujean.

Die Finanzszene reagierte überwiegend positiv auf die Ergebnisse. In der Studie vom 14. März 2003 empfiehlt Independent Research den Anlegern die Aktie von T-Online zu "Kaufen". Der Konzern könne sich eigenständig am Markt etablieren und werde nicht von der Deutschen Telekom gestützt. Auch die Analysten von Goldman Sachs halten das Papier unverändert für einen "Outperformer", allerdings bestehe mit einer möglichen Platzierung weiterer Aktien ein geringes Restrisiko. Ihre Kollegen von Dresdner Kleinwort Wasserstein hatten bereits vor Bekanntgabe der offiziellen Zahlen die Aktie des InternetUnternehmens zum Kauf empfohlen. Sie schätzen, dass ein Kursziel von zwölf Euro erreichbar ist.

Analystenschelte musste der Titel allerdings von den Experten der "Prior Börse" einstecken. Sie halten das Papier mit einem Kurs von rund 5,60 Euro für überhöht und betrachten einen Wert von 1,30 Euro für angemessen. Begründet wird diese Skepsis vor allem mit überteuerten Zukäufen im In- und Ausland. Neben der Beteiligung am maroden Direct-Broker Comdirect seien auch in Frankreich und Spanien Firmen zu "Mondpreisen" erworben worden, schreiben die Analysten in ihrer Mitteilung vom 14. März. Ihr Fazit: Die T-Online-Aktie sei eine "teure Nummer aus dem T-Laden".