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T-Aktie bricht weiter ein

24.05.2002

MÜNCHEN (COMPUTERWOCHE) - Die Aktie der Deutschen Telekom fiel am gestrigen Donnerstag erstmals unter die Marke von zwölf Euro. Nachdem die Rating-Agentur Moody's Investors Service ihre Bewertung der Kreditwürdigkeit des Konzerns sowie deren US-Tochter Voicestream von "stabil" auf "negativ" zurückgestuft hatte, stürzte der Kurs gegen Mittag auf 11,76 Euro. Bis Börsenschluss erholte sich die T-Aktie etwas und schloss bei 12,14 Euro. Am heutigen Freitag rutschte das Papier aber weiter nach unten und notierte um 14 Uhr bei 12,10 Euro.

Grund für die schlechte Benotung der Kreditwürdigkeit waren Zweifel der Rating-Agentur, dass die Telekom ihren Schuldenberg von 67 Milliarden Euro abbauen kann. So habe die umsatzkräftigste Sparte Festnetz im ersten Geschäftsquartal 2002 nicht das prognostizierte Wachstum erzielt und könnte sich in Zukunft sogar rückläufig entwickeln. Bei dem am Mittwoch bekannt gegebenen Quartalsverlust in Höhe von 1,81 Milliarden Euro war das Festnetzgeschäft T-Com die eindeutige Schwachstelle. Hier gingen der Umsatz von 7,5 auf 7,44 Milliarden Euro und das Ergebnis vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen (Ebitda) von 2,68 auf 2,47 Milliarden Euro zurück. Das Finanzergebnis der Sparte fiel von minus 100 Millionen auf minus 447 Millionen Euro. Vor diesem Hintergrund forderte Moody's die Telekom auf, den Bereich T-Com schneller als geplant zu restrukturieren. Seit Wochen mehren sich die Gerüchte über einen baldigen Abbau von bis zu 20 000 der insgesamt rund 118 000

Stellen in der Festnetzsparte (Computerwoche online berichtete). Die Telekom wollte aber bislang keine Stellungnahme dazu abgeben.

Der magentafarbige Riese wehrte sich gegen die schlechten Prognosen für die Festnetzsparte: Man gehe im Gegenteil davon aus, dass T-Com das operative Ergebnis und den Umsatz weiter steigern werden, hieß es. Das Bonner Unternehmen könne im Bereich Festnetz mit ISDN und DSL gleich zwei Erfolgsgeschichten vorweisen.

Die langfristige Bonitätseinschätzung beließ Moody's jedoch bei "Baa1", was in Schulnoten ausgedrückt in etwa einer Note drei entspricht. Auch die Rating-Agentur Standard & Poor's erklärte, man werde die derzeitige Bewertung von "BB+" mittelfristig beibehalten. Grund für die unveränderte Note war, dass die Telekom mit dem Bund als Hauptaktionär relativ gut abgesichert sei. Allerdings sah sich die Telekom gezwungen, ihre für Donnerstag angesetzte Emission von Anleihen erneut zu verschieben. Um den Schuldenberg abzubauen, wollte der Bonner TK-Konzern bereits in der vergangenen Woche Anleihescheine im Wert von rund fünf Milliarden Euro ausgeben (Computerwoche online berichtete). (mb)