SYSTEMS am Rande

06.04.1979

Ein Automobil-Salon ist keine "Anti-offensiv-fahren"-Veranstaltung, eine EDV-Messe wie die Münchner SYSTEMS kein Forum für Computerstürmer. Dies vorweg.

Da findet Professor Dr. Heinz L. Müller-Lutz, Mitglied des SYSTEMS-Fachbeirates, denn auch vollstes Verständnis, wenn er klarstellt: "Die SYSTEMS ist eine Kongreßmesse, die den Computer und seine Anwendungen behandelt - nicht die Konsequenzen." Nur: Wenn schon die Rechner-Anwendungen im Vordergrund stehen sollen, dann bitte die "richtigen" - solche, die den Anwender weiterbringen, nicht den Anbieter. Mit dieser Maßgabe sind Zweifel am Aktualitätsbezug der SYSTEMS-Themen (vgl. Seite 1) angebracht.

Doch Gerd vom Hövel von der veranstaltenden Münchner Messe- und Ausstellungsgesellschaft ist mit einer Beschwichtigungsformel fix zur Hand: Die Dynamik der Elektronik-Märkte erfordere geradezu eine ständige Marktbeobachtung und Marktanalyse, um das Messeangebot und die Kongreßthemen "den Marktwünschen der Anbieter und der Nachfrage permanent anzupassen". Nachgefragt: Wie hat der SYSTEMS-Beirat eigentlich die Wünsche der Nachfrage ermittelt? Oder andersrum: Stehen Themen wie "Arbeitsplatz-Architektur", "Software für Kleincomputer", "Moderne Kommunikationstechniken" und "Perspektiven des Personal Computing" auf der Wunschliste der Benutzer wirklich obenan?

Müssen sie wohl. Denn die Auswahl erfolgte - vom Hövel beim Wort genommen-nicht zufällig. Und schließlich spricht Müller-Lutz für eine Anzahl von Benutzergruppen. Er weiß, wovon Anwender träumen, und hält deshalb "Ausbildung in der EDV", "Betriebssysteme" und "Normung" für Randthemen der Datenverarbeitung, mit denen sich folgerichtig auch nur die "Sonstigen Fachseminare" der SYSTEMS zu beschäftigen hätten. Das sieht, um auf die Eingangsthese zurückzukommen, allzu sehr nach Industriefreundlichkeit aus - und müßte, zumindest für die übernachste SYSTEMS, eigentlich Konsequenzen haben.