Ausstellerrekord ist sicher, Besucherrekord wird erwartet

Systems '98 - Neuanfang in München-Riem

16.10.1998

Die Comdex Enterprise in Frankfurt am Main fand vor wenigen Wochen statt, ohne allzu viele Besucher in ihren Bann zu ziehen. Ernst Kick, bei der Münchner Messegesellschaft verantwortlich für Ausstellungen im Bereich neuer Technologien, sieht darin kein Signal, er will von Messemüdigkeit nichts wissen. Der Trend, den er beobachte, sei die Konzentration der Besucher auf zwei Großveranstaltungen im Jahr: die CeBIT und die Systems.

Das war bisher keine Selbstverständlichkeit. Die Systems war 1996 an ihrem absoluten Tiefpunkt angekommen: Enttäuschende Besucherzahlen und abwandernde Aussteller machten dem Veranstalter zu schaffen. Gemeinsam mit der Industrie und den Fachverbänden wurde ein neues Messekonzept entwickelt, das 1997 erste Erfolge zeigte, aber erst in diesem Jahr zur vollen Blüte reifen soll.

Die Münchner haben ihre Präsentationsfläche gegenüber 1997 um 50 Prozent auf 115000 Quadratmeter erhöht. Ehemals Abtrünnige wie Hewlett-Packard, Compaq, Softlab oder Epson befinden sich wieder unter den Ausstellern. Von 13 Großhallen werden elf komplett belegt. Vorteile ergaben sich für die Organisatoren, weil sie mit dem Umzug die Ausstellungsfläche neu verteilen und dabei mit dem Gewohnheitsrecht zahlungskräftiger Firmen brechen konnten. Je nach Verhandlungssituation ließen sich die Bedürfnisse vieler Aussteller besser berücksichtigen.

Besonders stolz ist Kick auf die Idee, den Firmen Vierjahresverträge anzubieten. "Etwa 90 Prozent der Großkunden haben sich über diesen Zeitraum an die Systems gebunden", freut sich der Veranstalter.

Mit der CeBIT wollen sich die Veranstalter ungeachtet der neuen Größenordnung nicht vergleichen. "Wir setzen ausschließlich auf den qualifizierten Fachbesucher", zieht Kick die Grenze. "Der private Endverbraucher interessiert uns nicht, deshalb bieten wir auch kein Wochenend-Konzept an." Die CeBIT sei von einer "Mischkultur" gekennzeichnet, die beide Zielgruppen einschließe.

Trotzdem brüsten sich die Systems-Veranstalter genauso mit Besucherzahlen wie die Hannoveraner. Ein Rekord werde erwartet, 120000 Personen sollen das Messegelände stürmen. "Wir müssen natürlich auch Zahlen bekanntgeben", versucht Kick zu erklären, - "einfach, weil danach gefragt wird."

Tatsächlich scheint Gigantomanie die Bayern ähnlich zu reizen wie die Norddeutschen. So sollen voraussichtlich ab dem Jahr 2000 die "Medientage München" zeitgleich mit der Systems auf dem neuen Messegelände stattfinden. Eine Verwässerung des Konzepts und den Einfall eines Mischpublikums, das dem der CeBIT vergleichbar ist, fürchten die Veranstalter nicht. "Wir beobachten das Zusammenwachsen von Medien- und Informationstechnik", so Kick, "das ist für unsere Fachbesucher interessant. An Endverbraucher werden wir uns auch dann nicht wenden."

Bleibt die Frage, ob es der Systems in diesem Jahr endlich gelingen wird, den Mief der Provinz abzuschütteln. Seit Jahren heißt es, man wolle nicht nur den süddeutschen Raum, sondern auch Länder Ost- und Mitteleuropas ansprechen. Kick kommentiert: "Diese Positionierung wurde an uns herangetragen. Wir selbst haben sie nicht gewählt."