SYSTEMS '79: Näher an den Endbenutzer?

24.08.1979

Der Countdown für die SYSTEMS 979 (17. bis 21. September) läuft. Die , Münchener Messegesellschaft (MMG) rechnet als Veranstalter mit rund, 30 000 Besuchern - eine durchaus realistische Prognose, präsentiert sich doch das erweiterte SYSTEMS-Angebot (rund 400 Aussteller gegenüber 336 bei der letzten Veranstaltung) auf einer um 40 Prozent vergrößerten Nettoausstellungsfläche (18 100 qm gegenüber 11 200 qm im Jahr 1977). Was erwarten nun Aussteller und Anwender von der "nach der amerikanischen National Computer Conference (NCC zweitgrößten DV-Kongreßmesse der Weit" (MMG-Aussage)? Jochen Beck, PR-Mann bei Bunker Ramo, hofft Antwort auf eine persönliche Frage zu bekommen: "Kann man" sich heute einen Personal Computer kaufen, ohne befürchten zu müssen, daß man morgen zwei mit doppelter Speicherkapazität erhält?"

Rolf Lindlar

Leiter EDV, Rheinisches Genossenschafts-Rechenzentrum EG, Köln

In erster Linie erwarten wir von einer solchen Fachmesse die Bestätigung der bei uns hard- wie softwaremäßig eingeschlagenen Richtung.

In zweiter Linie wollen wir natürlich die im Laufe des Jahres angekündigten Neuerungen und Verbesserungen in den uns wichtigen Bereichen einmal vor Ort kennenlernen, Dies ist auf einer Fachmesse wegen der räumlichen Dichte des Informationsangebotes unseres Erachtens optimal durchführbar, ersetzt natürlich nicht die später stattfindenden intensiveren Gespräche mit den verschiedensten Anbietern.

Schwerpunkte unseres diesjährigen Besuches werden im Bereich der EDV-Hard-/Software folgende Themen sein:

1. Wie serienreif ist der Blasenspeicher? Kann dieses Medium in den nächsten beiden Jahren unsere Überlegungen des weiteren Ausbaus IBM 3350 - 3850 beeinflussen?

2. Wann kommt der "Zoom"-Computer der uns die Leistung nur nach Bedarf bietet und diese auch nur berechnet? (Erste Anzeichen sind bei Amdahl ersichtlich)

3. Wann wird der 132stellige Bildschirm als Teilersatz für Papier-Output zwecks schnellerer Kontrolle des diversen Outputs einsatzbereit sein?

4. Welche Soft-/Hardware-Kombination läßt endlich die Möglichkeit einer Job-Planungs-/Steuerungsoptimierung zu?

Die diesjährige Kombination mit dem EMK halten wir für eine benutzerfreundliche Entscheidung. Befindet sich doch gerade die COM-Branche mit ihren Recordern und Nachbearbeitungsgeräten in einer Phase, vergleichbar mit der der frühen EDV, Mitte der sechziger Jahre (keine SMF-Daten, keine SL-Verarbeitung, keine vollautomatisierte Weiterverarbeitung der Fisches).

Diese Entwicklung beobachten wir sehr aufmerksam, da auf diesem Sektor einer unserer Schwerpunkte liegt.

Insgesamt lohnt sich der Besuch einer solchen Fachmesse immer noch, will man im Bereich des EDV-Services vorne sein und nicht der Entwicklung nachlaufen.

Peter R. Wurr

Inhaber der PRW-Unternehmensberatung, Kördorf/Ts.

Als auf Marketingberatung und Marketing-Services spezialisiertes Unternehmen befürworten wir die Form der SYSTEMS als Mischung aus Fachkongreß und Fachmesse. Denn wir meinen, daß auf diese Weise unsere Kunden - überwiegend Firmen der Computerindustrie - eine gute Möglichkeit haben, sich über die Bedürfnisse der Anwender aus erster Hand zu informieren. Nur so können sie vermeiden, am Markt vorbeizuproduzieren und andererseits die fortschreitende Wandlung des Computer- und Büromarktes vom Verkäufer- zum Käufermarkt mitvollziehen. Der ursprüngliche EDV-Markt, die großen und mittelgroßen Benutzer, haben ihren Erstbedarf und zum Teil bereits ihren Ersatzbedarf gedeckt. Daraus resultiert ein für viele Anbieter hart anmutender, in anderen Branchen jedoch seit langem üblicher Verdrängungswettbewerb. Es muß also den Herstellern primär darum gehen, neuen Benutzergruppen die Informations- und Kommunikationstechniken zu bieten, die sie benötigen und - auch erschwingen Können. Deshalb begrüßen wir insbesondere Seminare zu den Themen Computertechnik im Büro, Textverarbeitung, Personal Computing und Mittelständische Industrie. Dadurch dürften neue Lösungsansätze für die große Zahl von Benutzern aus den freien Berufen, Handwerksfirmen und kleineren Handelsunternehmen gegeben werden.

Für diejenigen unserer Kunden, die als Aussteller an der SYSTEMS teilnehmen, erwarten wir neue und kräftige Impulse für ihre Marketing- und Verkaufsaktivitäten. Zu bedauern ist allerdings die terminliche Überschneidung mit dem "SICOB" in Paris. 1979 scheinen die Messeplaner in dieser Hinsicht eine unglückliche Hand zu haben.

Schließlich dürfen wir auch für unser eigenes Unternehmen konkrete SYSTEMS-Erfolge erwarten, nämlich neue Beratungskunden Messen und Ausstellungen zeigen den Herstellern immer sehr, direkt, ob sie mit ihren Marketingplanungen und -aktionen richtig liegen. Und entgegen der immer noch weit verbreiteten Meinung, nur neue Anbieter am, Markt hätten Bedarf für, unsere Dienstleistungen, stellen dann auch etablierte Firmen fest, daß es Spezialisten gibt, die wirksame Unterstützung bieten. Denn wie der Markt, so ändert sich auch der Erfolg: Er muß ständig neu erarbeitet werden.

Bernhard Schwan

DV-Leiter, Goldbeckbau GmbH & Co" Bielefeld

Für, die diesjährige SYSTEMS haben vor allem die Universitäten eine Demonstration ihrer Ergebnisse angekündigt, in denen erste Praxiserfahrungen der Pilotanwender im Bereich der grafischen Datenverarbeitung berücksichtigt wurden. Da wir der grafischen DV als Arbeits- und Entscheidungshilfe eine große Bedeutung beimesse , tendieren unsere Erwartungen vor allem in diese Richtung. Wir rechnen spezifisch mit interessanten Impulsen, wie - aufbauend auf den Erfahrungen bei Einzelzeichnungen Fertigungszeichnungen, Fassadenzeichnungen und Fundamentpläne computerunterstützt entworfen werden können. Auch hier hoffen wir, daß - die Universitäten ihre Instituts- und Forschungsberichte präsentieren.

Wir möchten in München außerdem einfahren, inwiefern die Programme zum automatischen Zeichnen von Fassaden inzwischen praxisreif geworden sind. Das bei der Messe demonstrierte Angebot könnte uns darüber weitgehend Aufschluß geben.

Konkrete Ergebnisse erwarten wir auch in Hinblick auf moderne Statikprogramme. Hier sollten künftig Grafiken die herkömmlichen Zahlentabellen ersetzen, Dadurch würde der Konstrukteur erkennen, wo Verbindungen zwischen den einzelnen Bauteilen zu legen sind.

Schwieriger dürfte in Zukunft das Problem der Werkstattzeichnungen werden. Wir erwarten von der SYSTEMS auch in diesem Punkt konstruktive Lösungen, die auf die Belange der Stahlbauunternehmen sowie auf die Lagerlängen vorhandener Profile eingehen.

Letztlich möchten wir interessante Aufschlüsse über die grafische Auswertung von vorhandenen Zahlenmaterial mit nach Hause nehmen, vor allem wenn es um Kapazitätsauslastungen und -planungen für Werkstatt und Montage geht.

Ermutigt durch den zunehmenden Einsatz der grafischen Datenverarbeitung hoffen wir, auf der SYSTEMS 79 einen Dialog sowohl zwischen Grafik-Anwendern und den Universitäten als auch von Benutzer zu herstellen zu können,

Hanspeter Steiert

Vertriebsbeauftragter für Mechanismen-Engineering, IKOSS GmbH, Stuttgart

Im 2. Halbjahr 197-8 stand die Entscheidung an, ob IKOSS auf der Hannover-Messe und/oder SYSTEMS präsent sein sollte. Die Entscheidung fiel nahezu einstimmig, ausschließlich auf der SYSTEMS auszustellen. Die Gründe dafür waren nicht nur Kostenüberlegungen, sondern vor allem die Eiwartungen, die wir in die SYSTEMS setzen.

Es ist eine - zwar selten offen ausgesprochene - Tatsache, daß ein Softwarehaus bei einer derartigen Fachmesse einfach "dabeisein muß, Soweit der PR-Effekt.

Der zweite, entscheidendere Punkt ist die Erwartung, auf der SYSTEMS ein sich gezielt informierendes Fachpublikum anzutreffen. Der sich in den letzten Jahren allgemein abzeichnende Trend zur "Fachmesse zeigt, daß dies in anderen Industriezweigen ebenso gesehen wird.

Konkrete Erwartungen verbinden wir mit der Vorstellung unserer neuesten grafischen Software-Systeme sowie der Vorführung eines DV-gesteuerten Hochregallagermodells, Wir glauben, mit diesem Produkt-Mix sowohl den EDV-Fachmann als auch die sicherlich nicht kleine Zahl der zu erwartenden EDV-Anwender aus den technischwissenschaftlichen Bereichen (Forschung, Entwicklung und Konstruktion) ansprechen und von den Möglichkeiten moderner Software-Entwicklungen überzeugen zu können.

Entscheidungen über Kauf oder, Miete technisch-wissenschaftlicher Software werden allerdings während der Messe kaum zu erwarte sein. Deshalb wird der "Messeerfolg" nicht zuletzt vom anschließenden "Follow-up" abhängen. Die dafür erforderlichen Voraussetzungen schaffen zu können, ist somit unsere wesentlichste Erwartung an die, SYSTEM.

Jochen Beck

Marketing-Leiter, Bunker Ramo GmbH, München

Auch auf der SYSTEMS ?79 wird eine Vielzahl von Austellern den Erfolg an der Anzahl und der Größenordnung von Aufträgen messen. Diese Firmen kommen mit klaren Zielsetzungen und Vorstellungen, die sich in Beträgen ausdrucken lassen, nach München. Als Lieferant von Online-Terminalsystemen mit dem Anwendungsschwerpunkt "Geld- und Kreditinstitute" können wir unsere direkten Messe-Erwartungen nicht in Mark beziffern, da zwischen Erstgespräch und Abschluß Zeiträume von einem Jahr und mehr keine Seltenheit sind. Wie in Hannover, so streben wir auch in München in erster Linie Kontakte als Ausgangspunkt für projektorientierte Nachbearbeitung an und sind sicher, daß die SYSTEMS als Fachmesse mit ihren begleitenden Veranstaltungen dafür beste Voraussetzungen bietet. Symposien und Seminare betrachten wir aber nicht nur als Treffpunkt der Fachleute unserer Kunden und Interessenten, sondern wir erhalten daraus regelmäßig Impulse für Verbesserungen und Neuentwicklungen. Unter diesen Gesichtspunkten beobachten wir natürlich auch die Aktivitäten unserer Mitbewerber und die Ausstellungsstände der Zulieferindustrie, deren Bedeutung im OEM-Symposium Rechnung getragen wird.

Im Bereich der Bankenterminals gehen wir davon aus, daß an einigen Produkten noch "ergonomisch gefeilt" und auch von anderen Herstellern noch ein Chip mehr Intelligenz in den einzelnen Arbeitsplatz verlagert wurde.

Gerade bei den ergonomischen Anforderungen befindet sich die Branche in einer Phase, in der die bislang noch lockeren Zügel immer mehr gestrafft werden, es aber sehr schwierig ist, die von den zuständigen Gremien noch nicht definierten Vorstellungen richtig vorauszusehen. Es wäre wünschenswert, wenn hier die SYSTEMS zu einer beschleunigten Normierung beitragen könnte.

Das Glasfiberkabel für den Anschluß von Peripheriegeräten und für die Datenübertragung sowie der Bubble-Speicher als Floppy-Alternative sind technische Möglichkeiten, die kein Terminal-Hersteller mehr ignorieren kann. Es bleibt abzuwarten, ob bereits bei der SYSTEMS kurzfristig lieferbare Anwendungen präsentiert werden.

Ein breites Seminarangebot befaßt sich mit dem Problemkreis der Textverarbeitung im Kreditwesen, also in dem Terminalanwendungsbereich, auf den wir uns spezialisiert haben. Hier ist -es für uns wesentlich, zu erfahren, ob der dezentralen Textverarbeitung, also der Textverarbeitung in den Zweigstellen von den Anwendern, bereits in naher Zukunft die von uns erwartete Aufmerksamkeit geschenkt wird und der Markt die Anforderungen weiter konkretisiert.

Zusätzliche Hinweise erhoffen wir uns auch zu den Plänen der Anwender hinsichtlich Einsatz von X.25 und Teletext, da hier die Post mit ihrem Dienstleistungsangebot zum einen neue Organisationsformen ermöglicht, aber auch neue Anforderungen an die Hard- und Software der Terminals stellt.

Die von den SYSTEMS-Ausstellern gemeldeten Ergebnisse und Konditionen liefern den Konjunktur-Propheten zusätzlichen Input für branchenbezogene und allgemeine Vorhersagen. Man kann gespannt sein, ob die nach wie vor nach unten verlaufende Elektronikpreiskurve durch die nach oben gerichtete Energiepreiskurve beeinflußt wird. Im Mechanikbereich sind jedenfalls schon preissteigende Tendenzen erkennbar. Andererseits kann allgemeiner Kostendruck bei den EDV-Anwendern das Geschäft so beleben, daß durch höhere Stückzahlen Preissteigerungen au gefangen werden können.

Beleben wird sich wohl ganz allgemein auch das Geschäft bei allen Firmen, die Rechnersysteme für die Energieeinsparung anbieten.

Und nach dem Motto "Computereinsatz nicht nur am Arbeitsplatz" erwarte ich für mich ganz persönlich von der SYSTEMS eine Hilfe zur Beantwortung der Frage: "Kann man sich heute schon einen Heimcomputer kaufen, ohne befürchten zu müssen, daß man für das gleiche Geld morgen schon zwei mit doppelter Speicherkapazität erhält."