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Systeme fallen aus - Manager zahlen

14.11.2005
Die leitenden Angestellten der Tokioter Börse erhalten mehrere Monate lang deutlich weniger Gehalt.

Wenn die IT-Systeme einer Börse versagen, läuft dort nichts mehr. Diesen Super-GAU erlebte die Tokyo Stock Exchange Inc. am 1. November: Für viereinhalb Stunden musste sie den Aktienhandel aussetzen. Die Folgen dieses Umsatzausfalls sollen die verantwortlichen Manager jetzt im eigenen Portemonnaie zu spüren bekommen.

Laut einer offiziellen Mitteilung des Aktienhandelsunternehmens wird dessen Präsident, Takuo Tsurushima, in den kommenden sechs Monaten nur die Hälfte seines üblichen Salärs erhalten. Etwas glimpflicher kommen Finanzchef Sadao Yoshino und der für die IT verantwortliche Managing Director Tomio Amano davon: Ihre Zuwendungen werden ein halbes Jahr lang um 30 Prozent gekappt. Fünf weitere Manager müssen ebenfalls befristete Gehaltskürzungen hinnehmen.

Diese Strafaktion ist umso bemerkenswerter, als die Börse bereits einen Schwarzen Peter für den Systemausfall gefunden hatte: den Computerlieferanten Fujitsu Ltd. Dessen Mitarbeiter hätten, so die Beschuldigungen, falsche Anweisungen erteilt, als sich nach einem Upgrade des Handelssystems im Oktober ein Software-Bug bemerkbar machte und ein Patch eingespielt werden musste. Da der Fehler die jeweils zum Monatsende erfolgende Datenkompression betraf, wurde er nicht vor dem Start des Systems am Morgen des 1. November evident.

Möglicherweise werden auch die verantwortlichen Fujitsu-Mitarbeiter die Konsequenzen ihres Fehlers tragen müssen. In einem öffentlichen Statement äußerte der Präsident des Konzerns, Hiroaki Kurokawa, sein "ernsthaftes Bedauern über die Unannehmlichkeiten", die der Vorfall für die verschiedenen Beteiligten nach sich gezogen habe. Auf dem nächsten Vorstands-Meeting werde beraten, ob und inwieweit die leitenden Mitarbeiter - er selbst eingeschlossen - auf Teile ihres Entgelts verzichten müssten. (qua)