Sparkassen Informatik löst Altanwendungen ab

System-Management sichert Verfügbarkeit

08.08.2003
Die Sparkassen Informatik betreut die komplexe IT-Infrastruktur von etwa 250 Sparkassen. Professionelle System-Management-Tools werten System- und Anwendermeldungen aus und helfen so dabei, eine hohe Verfügbarkeit sicherzustellen und Prozesse zu verbessern. Auch der zentrale Helpdesk setzt auf dieser Lösung auf. Von Immo Gehde*

Für Finanzinstitute wie die Sparkassen spielt die Verfügbarkeit ihrer Anwendungen und IT-Komponenten eine wichtige Rolle. Um dieses Ziel zu erreichen, ist die Sparkassen Informatik bestrebt, die Hard- und Softwarestrukturen der Finanzinstitute flächendeckend zu standardisieren.

Eine zentrale Aufgabe stellt in diesem Zusammenhang die Entwicklung und Einführung des einheitlichen Sparkassen-Gesamtsystems "OSPlus" (One System Plus) in mehr als der Hälfte der Sparkassen in Deutschland dar. Bereits jetzt nutzen 135 Sparkassen das Gesamtsystem, weitere 115 werden derzeit umgestellt. Bis 2006 sollen rund 139000 Anwender mit dem neuen System arbeiten und die parallel in mehreren Rechenzentren betriebenen, spartenspezifischen Altanwendungen abgeschaltet sein.

Umfangreiche Infrastruktur

An die Einführung von OSPlus knüpfen die von dem IT-Dienstleister betreuten Sparkassen ganz konkrete Erwartungen: Nach Abschluss der Umstellung aller Niederlassungen rechnen sie durch Wegfall des mehrfachen Pflege- und Weiterentwicklungsaufwands ab dem Jahr 2005 mit jährlichen Einsparungen von bis zu 180 Millionen Euro.

Insgesamt betreut der Dienstleister in den angeschlossenen Sparkassen mehr als 3800 Windows-NT-Server-Systeme mit bankspezifischen Anwendungen und etwa 120 Datenbanksysteme. Hinzu kommen fast 10000 Geldautomaten und rund 12500 Kontoauszugsdrucker. Für die Verwaltung der IT-Systeme in den Niederlassungen sowie der zentralen Systeme hat der Dienstleister gemeinsam mit den einzelnen Sparkassen und BMC Software spezielle Lösungen entwickelt, die eine hohe Verfügbarkeit gewährleisten sollen. "SYS-Watch" und "SYS-DBA" basieren auf der System-Management-Suite "Patrol" und überwachen neben den Server- und Kundenselbstbedienungssystemen auch die Datenbanken.

Ein professionelles Service-Management ergänzt diese Lösungen und gewährleistet die Rückkoppelung zwischen IT und Nutzern. Dabei wird die Überwachung einzelner Komponenten auf Serviceebene mit einer entsprechenden Helpdesk-Lösung für das Problem-Management verknüpft.

Mit SYS-Watch bietet die Sparkassen Informatik ihren Kunden ein Instrument an, mit dem sich dezentral installierte Hardware, Peripherie- und Betriebssysteme sowie Applikationen, aber auch Kundenselbstbedienungssysteme wie Geldautomaten und Kontoauszugsdrucker überwachen lassen. Abgestimmt auf die neue System- und Anwendungslandschaft in den Sparkassen, sichert das Tool durch frühzeitige Fehlererkennung und -behebung den störungsfreien Betrieb der Systeme. Neben dem Monitoring der Client-Server-Systeme draußen in den Sparkassen überwacht es auch die internen Server.

SYS-Watch ist modular aufgebaut: In der Konfigurationsdatenverwaltung, die Patrol für das Monitoring der Systeme benötigt, werden sämtliche zur Überwachung der Client-Server-Systeme nötigen Informationen in einer zentralen Datenbank vorgehalten. Von dort aus lassen sie sich per Mausklick an die Geräte verteilen. Mit Hilfe von Softwareagenten misst die Software zyklisch die Zielsysteme, wobei einzelne Komponenten auf den lokalen Systemen überwacht werden.

Die daraus resultierenden Ergebnisse werden fortlaufend interpretiert und analysiert. Eine kritische Zustandsänderung eines Parameters auf einem System kann - abhängig vom Schweregrad des Fehlers - eine automatische Aktion auslösen: Bei für den dauerhaften Betrieb unkritischen Fehlern erfolgt eine direkte Korrektur; in allen anderen Fällen wird die verantwortliche Person in der Sparkasse durch Medien wie SMS, E-Mail, Telefon, Fax oder Cityruf benachrichtigt. Da-rüber hinaus kann automatisch ein Ticket im Service-Management-System erzeugt werden.

Das System identifiziert kritische Komponenten und unterstützt so die Problemanalyse und -verfolgung. Die Daten lassen sich über eine grafische Oberfläche für die Ressourcenplanung auswerten. So haben Verantwortliche die gesamte Sparkassen-IT bis hin zum Befüllungszustand der Geldautomaten im Blick.

Ganzheitliche Überwachung

Mit der Bereitstellung einer Management-Lösung für die zahlreichen dezentralen Datenbanksysteme bietet die Sparkassen Informatik auch im Client-Server-Umfeld einen umfassenden Service. Das Dienstleistungsprodukt SYS-DBA automatisiert und zentralisiert alle Aufgaben der Client-Server-Datenbankverwaltung. Dabei bedient es sich der Überwachungsfunktionen von SYS-Watch, sichert die dezentralen Datenbanken und stellt diese bei Bedarf wieder her. Darüber hinaus beinhaltet das Produkt Mechanismen, um die Reorganisation von Datenbanken zu steuern oder ihre Verfügbarkeit zu erhöhen. Auch die Bearbeitung auftretender Fehler wird unterstützt.

SYS-Watch und SYS-DBA ergänzen einander und stellen die Basis für eine ganzheitliche Überwachung der mit OSPlus betriebenen IT-Systeme dar. Die zentrale Konfiguration sichert die Offenheit der Gesamtlösung. "Wir nehmen nur einen einmaligen Eintrag in der Konfigurationsdatei vor und müssen nicht auf sämtliche Einzelsysteme der angeschlossenen Sparkassen zugreifen; Verteilaufwände, Tests und ein kompliziertes Fein-Tuning entfallen dadurch", erläutert Andreas Brünen, Abteilungsleiter Monitoring-Produkte der Sparkassen Informatik.

Monitoring und Automatisierung bieten den Sparkassen einen erheblichen Mehrwert. Dabei muss aber auch eine Rückkoppelung zu den Nutzern und den Geschäftsprozessen gewährleistet werden. Im Rahmen der Vorbereitungen auf die Einführung von OSPlus hat der IT-Dienstleister die Serviceprozesse neu definiert und eine Lösung für das Service-Management eingeführt. Die Entscheidung fiel auf das "Action Request System" (ARS) von Remedy: "Damit können Arbeitsabläufe selbst entwickelt und schnell produktiv gesetzt werden", erläutert Markus Gövert, Abteilungsleiter des Sparkassen Service Center.

Das Projekt zur Anpassung des ARS an die neuen Strukturen begann Anfang 2002. In der ersten Phase ging es darum, Bearbeitungsroutinen zu definieren und anzupassen. Gemeinsam mit den Sparkassen wurde das Grobkonzept entworfen und innerhalb eines halben Jahres durch den IT-Dienstleister umgesetzt. Bis Ende 2002 wurden weitere Module für die Unterstützung eigener Serviceprozesse innerhalb der Sparkassen entwickelt und die zugehörigen Dokumentationen erstellt.

Vorteil Flexibilität

Einer der Vorteile der Lösung liegt in ihrer Flexibilität: So werden nicht nur die für den IT-Dienstleister relevanten Trouble-Tickets eingestellt, sondern auch solche, die den internen oder technischen Service der Sparkassen betreffen. Jedes Ticket erhält eine eindeutige Bearbeitungsnummer, außerdem wird der Bearbeitungsstatus in der zentralen Datenbank des ARS dokumentiert.

Dabei sind auf verschiedenen Ebenen eigene Prozesse definiert worden. Nutzeranfragen, die sich beispielsweise auf einfache Probleme wie das Auswechseln einer Tonerkartusche beziehen, wickeln die Sparkassen eigenständig ab. Die Sparkassen Informatik kommt ins Spiel, wenn komplexere IT-Sachverhalte betroffen sind.

ARS dient nicht nur als Schnittstelle zu den Kunden der Sparkassen Informatik, sondern auch zu den Tools für das Infrastruktur-Management. Hier ist Patrol die Ticket-Quelle mit angeschlossenem Prozess. Die Tickets werden an ein Problem-Management-Team weitergereicht. Dieses ist auch dafür zuständig, durch präventive Maßnahmen drohende Ausfälle von Netzkomponenten, Jobabbrüche oder Probleme im Host-Bereich zu verhindern.

Allerdings erfordert bei weitem nicht jedes Ticket eine Aktion. Dazu Gövert: "Viele Tickets dienen der Dokumentation oder werden gebündelt. Auf diese Weise lassen sich beispielsweise Aufschlüsse über die Leistung einer Speicherplatte und die längerfristige Notwendigkeit des Upgrades gewinnen." (ave)

*Immo Gehde ist freier Autor in Köln.

Das Unternehmen

Die Sparkassen Informatik versorgt als größter IT-Dienstleister der Sparkassen-Finanzgruppe rund 250 Sparkassen in Baden-Württemberg, Hessen, Rheinland-Pfalz und Nordrhein-Westfalen. Die rund 2300 Mitarbeiter erbringen für die Sparkassen ein umfassendes Angebot an IT-Dienstleistungen: Die Palette reicht von der Entwicklung und Bereitstellung der IT-Anwendungen über den Aufbau, den Betrieb und die Wartung von Netzwerken sowie der technischen Infrastruktur bis hin zu Beratung, Support und Rechenzentrumsbetrieb.