Ruinöser Wettbewerb mit Iomega

Syquest nähert sich dem absoluten Tiefpunkt

21.08.1998

Syquest hat in den vergangenen drei Finanzjahren Verluste geschrieben, Besserung ist nicht in Sicht. Das Unternehmen warnte, im dritten Finanzquartal (Ende 30. Juni) würden ein Umsatzrückgang und ein noch höherer Verlust als im vorhergehenden Jahresviertel (minus 29,9 Millionen Dollar) zu verschmerzen sein.

Im laufenden Quartal sei mit einer weiteren Talfahrt zu rechnen - Syquest werde daher die Ausgaben in Verwaltung, Marketing, Vertrieb und Forschung zurückfahren. Die Produktionsstätte im kalifornischen Fremont soll geschlossen werden, in seiner malaysischen Fabrik will das Unternehmen ebenfalls Kosten senken und viele Mitarbeiter entlassen.

In der Branche wird nun heftig darüber spekuliert, ob das Unternehmen aufgekauft wird und wer als Interessent in Frage käme. Zwar beharrt das Management auf dem Standpunkt, Syquest stehe nicht zum Verkauf, doch mit einer großen Investment-Bank wird über "strategische und finanzielle Alternativen" nachgedacht - ein Vorgang, der die Gerüchteküche anheizte. Syquest produziert Wechselplatten-Laufwerke und Cartridges, die über eine weit höhere Speicherkapazität verfügen als gewöhnliche Floppy-Disks. Die Speichermedien werden überall dort gebraucht, wo große Mengen an Grafik- und Multimedia-Daten anfallen.

Hoffnung auf Privatkunden erfüllte sich nicht

Syquest hoffte dabei auf ein großes Marktpotential auch bei Privatanwendern. Nach Meinung von Marktbeobachtern könnte dies ein Trugschluß sein, da PCs heute mit erheblich größerer Plattenspeicherkapazität oder integriertem Wechselspeicherlaufwerk ausgeliefert werden.

Das Geschäft von Syquest lief in der ersten Hälfte der 90er Jahre sehr gut, bis plötzlich Wettbewerber Iomega auf den Plan trat. Dessen Zip-Laufwerk ist inzwischen weltweit 15 Millionen Mal verkauft. Dem Unternehmen gelang es durch eine geschickte Marketing-Strategie und OEM-Vereinbarungen mit den wichtigsten PC-Anbietern, eine dominierende Marktposition einzunehmen.

Allerdings bekam auch Iomega die saisonalen Schwankungen des PC-Marktes zu spüren: Im zweiten Quartal dieses Jahres sank der Umsatz um zwei Prozent auf 394 Millionen Dollar, ein Verlust von 33,8 Millionen Dollar war zu verdauen. CEO Kim Edwards, der aufgrund spektakulärer Wachstumsraten dabei war, zu einer Management-Legende aufzusteigen, verließ das Unternehmen.

Iomega litt unter dem extremen Preisverfall bei externen Speichermedien. An dieser Misere war Syquest nicht schuldlos. Bereits angeschlagen, hatte der Anbieter Ende 1997 das Laufwerk "Spar-Q" mit einer Kapazität von 1GB zum Preis von 199 Dollar auf den Markt gebracht und damit Iomega den Kampf angesagt. Die Folge war ein ruinöser Preiskampf, der durch die weltweite Flaute im PC-Geschäft noch verschärft wurde.

Obwohl inzwischen beide Unternehmen Schwierigkeiten haben, zweifelt niemand daran, daß Iomega aufgrund der finanziellen Substanz und der laufenden OEM-Verträge mit den wichtigsten PC-Herstellern bessere Perspektiven hat.