Innere Kündigungen sind nicht mehr zufinanzieren

Synergie-Management sorgt für effektives Arbeiten im Team

17.04.1992

*Otto Siegel und Christiana Soravia sind Geschäftsführer der gleichnamigen Unternehmensberatung in München.

Spitzenleistungen werden immer weniger von einzelnen Genies und immer mehr von Teams erbracht, die synergetische Qualität haben. Ist Synergie im Management eine neue Verpackung für alte Inhalte? Otto Siegel und Christiana Soravia* verneinen diese Frage und begründen, warum Führungskräfte auf diese Form des Managements nicht verzichten sollten.

Der Begriff Synergie bedeutet Zusammenarbeit in einer neuen Qualität: In einem synergetischen Team arbeiten motivierte Mitarbeiter zusammen, unterstützen sich und probieren Neues aus. Voraussetzung dafür ist gegenseitiges Vertrauen. Läßt sich das praktizieren?

Es ist der einzig praktikable Weg, um das Vergeuden der menschlichen Potentiale zu verhindern. Machtkämpfe, Positionsgerangel, Imagekampagnen, aber auch innere Kündigung und Resignation bei vielen Mitarbeitern sind nicht mehr finanzierbar. Auch die Scheu, Neues wirklich zu tun und hemmende Gewohnheiten in der Praxis zu ändern, gehören in diese Liste.

Wie kann ein neuer Ansatz aussehen? Im Team werden erstaunlich viele Aktionen von Sympathie oder Antipathie gesteuert. Darin drückt sich das Beziehungsgeflecht aller Mitarbeiter untereinander aus. Diese dynamischen Vorgänge heißen auch "informelle Strukturen". Sie existieren im gesamten Unternehmen.

Wer kennt das nicht, daß Mitarbeiter Informationen dann geben oder zurückhalten, wenn es taktisch günstig erscheint, Diskussionen sich im Kreise drehen, weil keiner eine Entscheidung verantworten will, oder ehrliches Feedback nicht stattfindet, um den Chef ins Leere laufen zu lassen? Beschönigend heißen diese Prozesse Mikropolitik, sie sind aber nichts anderes als alte Gewohnheiten und Verhaltensweisen, die bis zum Ritual erstarrt sind.

Verborgene Fähigkeiten der Mitarbeiter wie Teamgeist, Spaß an der Arbeit, Verantwortungsbewußtsein, Entscheidungsfreude sowie Mut zum Risiko lassen sich in relativ kurzer Zeit entwickeln .

Informelle Strukturen im Team können ab diesem Zeitpunkt von allen verantwortlich gestaltet werden. Die Werkzeuge dafür sind Ehrlichkeit, Direktheit, Schnelligkeit, Vertrauen und ganzheitliches Lernen. Jede Erfahrung formiert sich zu einem Ganzen, das mehr wird als die Summe der Teile: das ist Synergie. Sie wird zum Erlebnis im Team und damit reproduzierbar.

In einem Basisseminar "Synergie im Management" läßt sich die Grundlage für langfristige Wachstumsprozesse im Fühsrungsteam schaffen. Daher ist kontinuierliche Betreuung nötig, um die gewünschte Zielrichtung einzuhalten.

Dem dienen in erster Linie zwei Synergieberater im Team, die während des Basisseminars diese Aufgabe übernehmen. Sie sind eine Art Synergie-Controller und sorgen für eine externe Unterstützung. Nach den gemachten Erfahrungen läßt sich diese neue Führungsqualität nur einführen, wenn sie vom oberen Management getragen wird.