Die Betriebssystem-Strategie der Handyhersteller geht auf

Symbian gräbt Microsoft das Wasser ab

05.09.2003
MÜNCHEN (CW) - Das Wachstum des britischen Joint Ventures Symbian schlägt alle Rekorde. Neben dem wirtschaftlichen Erfolg ist dies auch ein strategischer Triumph über Microsoft, dessen Smartphone-Betriebssystem noch ein Ladenhüter ist. Damit scheint das Kalkül führender Handyhersteller, eine Dominanz der Redmonder zu verhindern, aufzugehen.

Klappern gehört zum Handwerk: "Zunächst wollten wir eine Million Einheiten pro Jahr absetzen," tönt Peter Bancroft, Vice President Communications von Symbian, "das nächste Ziel liegt bei einer Million pro Monat, und wenn wir eine Million pro Woche erreichen, dann wird es interessant." Grund, sich so weit aus dem Fenster zu lehnen, hat Bancroft allemal: Der Absatz von Smartphones, die mit dem Betriebssystem von Symbian ausgestattet sind, hat sich im ersten Halbjahr dieses Jahres nahezu verzwölffacht. Gingen in den ersten sechs Monaten 2002 gerade mal 230000 Geräte über den Ladentisch, so waren es in diesem Jahr knapp 2,7 Millionen Stück. Gemessen am weltweiten Handymarkt, der in diesem Jahr auf 440 bis 460 Millionen Geräte geschätzt wird, ist diese Summe zwar noch bescheiden, doch allein die Geschwindigkeit, mit der die Briten wachsen, ist enorm und dürfte Microsofts Ambitionen in diesem Markt deutlich abkühlen. Die Analysten von Ovum rechnen beispielsweise damit, dass im Jahr 2007 rund 100 Millionen Handsets unter Symbian, aber nur 22 Millionen Geräte unter Microsofts "Windows für Smartphones" laufen werden.

Lizenzeinnahmen explodieren

Obwohl das 1998 von Psion, Ericsson, Nokia und Motorola gegründete Gemeinschaftsunternehmen den Preis je Lizenz von 13,50 Dollar im zweiten Quartal 2002 auf zunächst 7,25 und mittlerweile auf fünf Dollar gesenkt hat, stiegen die Lizenzeinnahmen im Jahresvergleich um mehr als das Sechsfache von 1,2 Millionen auf 10,2 Millionen Pfund (rund 16 Millionen Dollar). Einschließlich Beratungshonoraren und anderen Erlösen kletterte der Gesamtumsatz der Briten gegenüber der Vergleichsperiode 2002 um 121 Prozent auf 21,1 Millionen Pfund (rund 33,2 Millionen Euro).

Für das Londoner Unternehmen ist das erst der Anfang: Wegen der zunehmenden Verbreitung von Smartphones rechnet die Company in den kommenden Monaten mit einem ähnlich hohen Wachstum. Aktuell werden zehn Modelle mit Symbian-OS von drei Lizenznehmern angeboten, weitere 26 Mobiltelefone von insgesamt neun Lizenznehmern befinden sich derzeit noch in der Entwicklung. Bis 2005 will die Company, die ihre Ergebnisse nicht veröffentlicht, schwarze Zahlen schreiben. (rs)