Symantec: Mit Volldampf in Richtung SaaS

13.10.2008
Von Herrmann Gfaller 
Die Ankündigung, den britischen Sicherheitsdienstleister MessageLabs für 695 Millionen Dollar zu übernehmen, war der Höhepunkt von Symantecs Hausmesse "Vision + Manage Fusion" in Den Haag.

Symantec-CEO John Thompson gab sich überrascht: Er habe die Einigung mit MessageLabs erst Ende des Jahres erwartet. Für eine Inszenierung spricht jedoch, dass der CEO bereits im Vorfeld der Ankündigung wiederholt mögliche Akquisitionen angedeutet und sich klar für das SaaS-Modell (Software as a Service) ausgesprochen hatte. "Alle Software, die wir haben, hätten wir auch gerne als Service in der Cloud", verriet Thompson. Der Umstieg auf SaaS müsse aber rasch erfolgen, "sonst macht uns ein Mitbewerber damit Konkurrenz".

Für den künftigen SaaS-Geschäftszweig gibt es bereits konkrete Pläne. So wird die jetzige MessageLabs-Führung unter CEO Adrian Chamberlain nicht nur an Bord bleiben, sondern den neuen Services-Bereich federführend verantworten. Auch das direkte und indirekte Vertriebsmodell bleibt entgegen der im Symantec-Geschäft bislang bevorzugten Partnerorientierung erhalten.

Die Integration der Produkte

Was die Produkte betrifft, werden Symantecs Anfang 2008 unter der Bezeichung "Protection Network" eingeführten SaaS-Ansätze in das Angebot von MessageLabs aufgenommen. Dabei handelt es sich um Services für Disaster Recovery, Backup und Remote Control für amerikanische Mittelständler. Nach und nach sollen Archivierung, Schutz gegen Datenverluste, ein Compliance-Service und schließlich Endpoint-Management, sprich: fast die gesamte Produktpalette, folgen. Zwar dürften sich die Techniker erst nach dem für Ende dieses Jahres erwarteten Transaktionsabschluss an einen Tisch setzen, doch sind bereits deutliche Gemeinsamkeiten erkennbar. So stammt MessageLabs' E-Mail-Security-Service von demselben Produkt ab, das Symantec vor vier Jahren erworben hat und inzwischen wieder unter der früheren Bezeichnung "Brightmail Gateway" in der Version 8 anbietet.

Symantec nutzt die Finanzkrise

Thompson sieht in der aktuellen Krise durchaus Chancen. Jetzt sei der ideale Zeitpunkt, kleinere innovative Firmen zu erwerben, die meist von weniger sicheren Finanzquellen abhingen. Mit Blick auf die anstehende Akquisition des britischen Unternehmens MessageLabs äußerte sich der Symantec-Chef zudem davon überzeugt, dass Europa derzeit der beste Ort für Barinvestitionen sei.

Vor allem aber kann Symantec von den Erfahrungen des SaaS-Pioniers und dessen weltweiter Vertriebs- und Rechenzentrumsinfrastruktur profitieren. Der Sicherheitsanbieter selbst ist mit seinen Services in den USA noch kaum präsent. Nun hofft Symantec, mit seinen Produkten - auch wenn sie noch nicht zu Services umgebaut wurden - die weltweit rund 19 000 Firmenkunden von MessageLabs zu erreichen. (kf)

Übernahmedetails

MessageLabs: führender Anbieter im Markt für Messaging-Security-Services (E-Mail, Web, Instant-Messaging).

Kaufpreis: 695 Millionen Dollar in bar.

Umsatz: 145 Millionen Dollar im Fiskaljahr 2008 (Ende: 31.Juli; Wachstum gegenüber Vorjahr: 20 Prozent).

Kundenbasis: 19 000 Firmenkunden in 86 Ländern.

Infrastruktur: 14 Datenzentren in Nordamerika, Europa, Asien und Australien.

Größe: 512 Mitarbeiter in zehn Ländern und zwölf Niederlassungen.

CEO: Adrian Chamberlain - wird die künftige SaaS-Einheit bei Symantec leiten.

Firmensitz: Gloucester (Großbritannien).

Transaktionsabschluss: voraussichtlich Ende 2008.