Umstrukturierung zeigt anscheinend Wirkung

Sybase fährt nach langer Durststrecke einen kleinen Gewinn ein

31.07.1998

Nicht nur Analysten sind vom positiven Abschneiden im zweiten Quartal überrascht: "Mit einem Gewinn hatten wir erst im dritten Vierteljahr gerechnet," erklärte Sybase' Chief Executive Officer (CEO) John Chen. "Die neue Organisation und Konzentration auf drei Produktbereiche hat sich anscheinend schon früher ausgezahlt als wir dachten", freut sich der Topmanager des Softwarehauses.

Verkaufszahlen stagnieren

Das in Emeryville, Kalifornien, ansässige Unternehmen kann allerdings seit zwei Jahren keinen erheblichen Umsatzzuwachs verzeichnen. Um die Kosten zu senken, leitete Sybase-Chef Mitchell Kertzman deshalb nach den Verlusten von 55 Millionen Dollar im Geschäftsjahr 1997 (Umsatz: 903 Millionen) Restrukturierungsmaßnahmen ein - rund 600 Mitarbeiter mußten daraufhin das Unternehmen verlassen.

Bis zum Ende des ersten Quartals 1998 blieben Kertzmans Maßnahmen jedoch ohne Wirkung: Der Verlust für diesen Zeitraum betrug insgesamt 81,2 Millionen Dollar, wovon 52 Millionen für den Umbau der Organisation aufgewendet wurden.

Erfolg mit neuer Produktstrategie

Als Folge davon verstärkte Kertzman das Management-Team und berief John Chen als zweiten CEO an seine Seite. Gleichzeitig konzentriert sich das Softwarehaus auf die Märkte für eingebettete Systeme, mobile Datenbanken und Data-Warehouse-Lösungen. Zudem wird ein stärkeres Gewicht auf das Internet-Computing gelegt, in dessen Bereich die Entwicklungs-Tools fallen. Positiv sei auch das Geschäft mit der Middleware Component Transaction Server (CTS) verlaufen.

Die Sybase-Niederlassung hierzulande ist von den Turbulenzen des Frühjahrs verschont geblieben, sagt Joachim Kessel, PR-Manager bei Sybase. In Deutschland habe man gegen den sonstigen Unternehmenstrend auch in den vorangegangenen Quartalen schwarze Zahlen geschrieben und die Mannschaft sogar aufgestockt. Genaue Zahlen wollte er jedoch nicht nennen.

Auch für die nächsten Quartale erwartet Sybase eine positive Bilanz. Hoffnungsträger ist die Datenbank "Adaptive Server Enterprise", deren neue Version mit einem Sperrmechanismus auf Datenbankzeilenebene (Row Level Locking) ausgestattet ist. Damit kann das Produkt als Datenbank für Standardsoftware eingesetzt werden. Chen hofft dadurch auf zusätzliches Geschäft. Anbieter wie Peoplesoft, Siebel, Lawson und Baan sind derzeit damit beschäftigt, die Engine für ihre Enterprise-Resource-Planning-(ERP-) Systeme zu zertifizieren. Weiterer Umsatzmotor soll die kürzlich vereinbarte Kooperation mit der Intuit Inc. sein, einem Anbieter von Finanzsoftware für den Bereich Small Office, Home Office (Soho). Ziel der Zusammenarbeit ist es, Intuits Anwendungen mit dem "Financial Server" von Sy- base zu verbinden. Intuit-Anwender sollen dadurch die Möglichkeit erhalten, Finanztransaktionen online mit ihrem Kreditinstitut auszuführen.