Datenbanker läßt den Jaguar frei

Sybase ermöglicht Transaktionen auch über das Internet

11.04.1997

Die Neuerfindung der Transaktionsverarbeitung auf objektorientierter Basis für moderne DV-Umgebungen gilt derzeit als eines der dringlichsten Technologieziele - insbesondere für die kommerzielle Nutzung von Inter- und Intranet. Ohne solche Systeme bleibt unklar, was mit einer Kauforder via Web bei einem - im Internet häufig vorkommenden - Systemabsturz geschieht. Diese Probleme verspricht der jetzt von Sybase vorgestellte Transaktions-Manager "Jaguar" zu lösen, wenn das endgültige Produkt wie geplant im September dieses Jahres freigegeben wird.

Offen für Corba und Active X

Jaguar ist für eine mehrschichtige Client-Server-Architektur konzipiert, bei der die Server-Elemente für die Speicherung und Ausführung der als Komponenten hinterlegten Geschäftsregeln sorgen. Zudem wurden wichtige offene sowie herstellerspezifische Standards insbesondere von Microsoft eingebaut, so daß das Tool mit verschiedenen System-, Datenbank- und Komponententechniken zu Rande kommt. Mit dieser Offenheit ist das Sybase-Produkt Konkurrenztechniken wie etwa Gemstones ebenfalls noch nicht freigegebenem "Gemstone/J", ehemals "Café Noir", überlegen, dessen Transaktionsfunktionen auf Java-Umgebungen spezialisiert ist.

Als Basistechniken kommen dabei neben Java-Applets Microsofts Active-X-Komponenten in Frage. Auch bei der Middleware ist Jaguar offen für Active X und die von der Object Management Group (OMG) stammenden Corba- und IIOP-Standards. Möglich wird das durch den Object Broker "Visibroker" von Visigenic, der beide konkurrierenden Techniken unterstützt und daher von immer mehr Anbietern wie Novell, Oracle und Netscape in Lizenz erworben wurde. Unterstützt werden darüber hinaus Microsofts Datenbank-Schnittstelle ODBC und damit SQL sowie Java Database Connectivity (JDBC).

Ebenfalls für das Web optimiert wurde das Data-Warehouse-Werkzeug "S-Designer", das der Datenmodellierung dient. In der Version 6 lassen sich Data-Warehouse-Modelle und entsprechende Datenschemata über einen Browser erstellen.

Von besonderer Bedeutung für Sybase sind die Pläne, nach Jahren der Abstinenz nun doch Row-Level-Locking einzuführen. Dabei handelt es sich um ein Verfahren, Datensätze nicht mehr nur wie bisher auf Seiten-, sondern auf Tabellenebene zu sperren, wenn weitere Anwender darauf zugreifen wollen.

Die Umorientierung hat für die Sybase-Datenbank zwar zusätzlichen Verwaltungsaufwand und damit möglicherweise kleinere Leistungseinbußen zur Folge, dafür läßt sich das System dann aber zusammen mit betriebswirtschaftlichen Paketen von SAP, Peoplesoft und Baan betreiben. Auf diese Weise erschließt sich der Datenbanker also einen lukrativen Markt, in dem sich allerdings längst Konkurrenten wie Oracle, Microsoft, Software AG und Informix tummeln. Um an der technologischen Spitze mitzuspielen, fehlen Sybase zudem noch Funktionen zur Integration von Multimedia-Daten.