DV-Personal-Management-Studie der COMPUTERWOCHE

SW-Häuser: Es mangelt an guten Ideen in der Karriereförderung

11.12.1992

MÜNCHEN (CW) - Bei den meisten Beratungs- und Software-Unternehmen sind Personalfragen Chefsache. Das gilt sowohl für die Personalbeschaffung als auch für die Personalauswahl und -entwicklung. Allerdings herrscht in puncto Aufstiegsmöglichkeiten wenig Phantasie, so die COMPUTERWOCHE-Studie zun Thema DV-Personal-Management.

Zwei Drittel der an der CW-Personal-Management-Umfrage beteiligten, rund 50 Beratungs- und Softwarefirmen, weisen einen Jahresumsatz von weniger als 100 Millionen Mark aus. Die Umfrageteilnehmer aus diesem Sektor sind denn auch zu 30 Prozent Geschäftsführer (im Durchschnitt aller Branchen sind es acht Prozent) und zu 37 Prozent Personalleiter (Durchschnitt 20 Prozent). Das restliche Drittel sind - sofern es diese Position organisatorisch gibt - DV-Leiter, meist jedoch operative Manager des Beratungs- und Softwaregeschäfts.

Für die Personalbeschaffung sind bei rund 40 Prozent der beteiligten DV-Dienstleister die Geschäftsführer selbst zuständig, bei 30 Prozent sind es die Personalleiter, und bei knapp einem Viertel kümmern sich die Linienvorgesetzten um die Beschaffung neuer Mitarbeiter.

Wie bei den meisten Anwenderfirmen wird jedoch diese Aufgabe häufig (40 Prozent) gemeinschaftlich erledigt. Im Durchschnitt aller Branchen ist das bei 58 Prozent der Firmen so.

Häufiger als bei den - meist sehr viel größeren - Anwenderunternehmen gibt es bei den Software- und Beratungshäusern keine festgeschriebene Arbeitsteilung, man verständigt sich von Fall zu Fall.

Enormes Engagement bei den Geschäftsführern

Beim Beschaffungsprozeß fällt das enorme Engagement der Geschäftsführer ins Auge. Wesentlich intensiver als im Durchschnitt (Zahlen jeweils in Klammern) sind die Software- und Beratungsgeschäftsführer in jeder Phase beteiligt: Bei der Erstellung des Anforderungsprofils sind es elf Prozent (vier Prozent), bei der Auswahl des Beschaffungsweges 39 Prozent (18 Prozent), bei der Beauftragung eines Headhunters 15 Prozent (zehn Prozent) und sogar bei der Formulierung der Stellenanzeige elf Prozent (fünf Prozent).

35 Prozent der DV-Dienstleister setzen Personalberater zur Direktsuche von DV-Mitarbeitern ein (Durchschnitt 36 Prozent), und auch die Stellengesuche in den Zeitungen werden intensiv, das heißt von 78 Prozent der Unternehmen, geprüft (Durchschnitt 75 Prozent).

Die Sichtung und Beurteilung der Bewerber ist bei den Beratungs- und Software-Unternehmen ein echtes Joint-venture zwischen operativen Managern, künftigen Fachvorgesetzten, Personalabteilung und Geschäftsführung. In elf Prozent der Fälle entscheidet die Geschäftsführung allein, was bei Anwenderunternehmen so gut wie nie vorkommt.

Um die Stellenanzeigen kümmert sich häufiger als im Durchschnitt aller Branchen die Personalabteilung. Ein Fünftel der Personalleiter formuliert Stellenanzeigen allein (Durchschnitt neun Prozent).

Bei der Personalentwicklung tun sich die Softwerker nicht besonders hervor, obwohl man im Hinblick auf die Bedeutung des Produktionsfaktors Mensch und die geringen Aufstiegsmöglichkeiten hier Ideen und Geld investieren müßte. Es dominieren - wie bei den Anwendern - interne (98 Prozent) und externe (96 Prozent) fachliche Weiterbildungsmaßnahmen.

Etwas intensiver setzen die Beratungs- und Software-Unternehmen das Instrument "Beratungs- und Fördergespräch" (87 Prozent) ein, und auch die Potentialanalyse durch Assessment Center wird von 35 Prozent, das heißt häufiger als im Durchschnitt aller Befragungsteilnehmer (22 Prozent), durchgeführt. Individuelle Karrierepläne gibt es bei der Hälfte der Unternehmen.

Die erfolgs- und wachstumsverwöhnten Beratungs- und Software-Unternehmen haben in der Vergangenheit alle Wachstumszyklen am DV-Personalmarkt ignoriert und ständig Personalbedarf signalisiert. In den letzten zwölf Monaten zeigt auch diese Branche Bremsspuren. Immerhin haben in dieser Zeit noch 96 Prozent der DV-Dienstleister neue Mitarbeiter eingestellt (Durchschnitt 91 Prozent), allerdings fast ein Viertel nur ein bis drei Beschäftigte (Durchschnitt 47 Prozent).

Für die nächsten zwölf Monate haben 83 Prozent DV-Personalbedarf angemeldet (Durchschnitt 46 Prozent). Mehr als zehn neue DV-Spezialisten können nur noch ein Viertel von ihnen verkraften (Durchschnitt zehn Prozent).