US-Anbieter des Vertragsbruchs angeklagt:

SW-Entwickler bringen Uccel vor Gericht

10.04.1987

SANTA CLARA (CWN) - Wegen Vertragsbruchs und Betrugs muß sich jetzt die Uccel Corp. vor Gericht verantworten. Dem Unternehmen wird vorgeworfen, die Cambridge Systems Group Inc. mit einer nichtlegalen Zielsetzung aufgekauft zu gaben.

Prinzipiell, so die Staatsanwaltschaft im kalifornischen Santa Clara, sei es Uccel bei der Übernahme vor allem darum gegangen, das von Cambridge entwickelte Softwaresystem ADC2 aus dem Markt zu nehmen, um auf diese Weise das eigene Produkt UCC-7 besser verkaufen zu können. Vor den Kadi zitiert wurde auch Cambridge Systems, vor allem in Person des ehemaligen Präsidenten Shawn McClaren, der jetzt für Uccel tätig ist.

Als Kläger treten die ADC2-Entwickler Richard Heuser und Raymond Mayo auf. Unter dem Firmennamen Productivity Software Inc. hatten die beiden Softwerker im Dezember 1986 ihr für MVS- und MVS/ XA-Umgebungen ausgelegtes Jobplanungs- und Produktionsprotokollsystem an Cambridge Systems verkauft. Bereits zwei Monate nach der offiziellen Übernahmeerklärung informierte Uccel die rund 130 ADC2-Kunden, daß die Vermarktung des Programmpakets demnächst eingestellt werde und der Support für das jüngste Release dieses Produkts nur bis Ende 1988 sichergestellt sei.

Mit dieser Erklärung, so die Anklage, habe Uccel den ursprünglich mit Productivity Software abgeschlossenen Vertrag verletzt und die beiden ADC2-Entwickler um die Lizenzgebühren gebracht, die in dem Abkommen vereinbart waren. Die Staatsanwaltschaft fordert, alle Rechte an ADC2 wieder in den Besitz von Heuser und Mayo zu überführen und Uccel künftig jeglichen Kontakt mit den ADC2-Kunden zu untersagen

Die Verteidigung kontert, daß niemals die Absicht bestanden habe, durch die Übernahme von Cambridge Systems ein beim Kunden akzeptiertes Produkt aus dem Markt zu nehmen. Vielmehr sei sogar der Support für das Uccel-eigene System UCC-3 eingestellt worden, um das Automated Storage Management System des aufgekauften Unternehmens besser vermarkten zu können. Zwei Planungspakete für den Mainframe-Bereich zu unterstützen, würde jedoch die finanziellen Möglichkeiten von Uccel übersteigen.

Von dem Rechtsstreit profitieren dürften vor` allem amerikanische Softwareanbieter, die Alternativlösungen zu ADC2 anbieten. Viele von ihnen haben den bisherigen Uccel-Kunden bereits Angebote unterbreitet, ihre Pakete kostenlos zu konvertieren. Eine ähnliche Umstellungshilfe will jetzt auch Uccel für die User verfügbar machen.