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Surfern ist der kommerzielle Hintergrund von Suchmaschinen nicht klar

26.08.2003

MÜNCHEN (COMPUTERWOCHE) - Eine Studie der Konsumerorganisation Consumer Webwatch hat ergeben, dass bis zu 60 Prozent auch der langjährigen Surfer sich nicht darüber im Klaren sind, dass die Treffer in Internetsuchmaschinen nicht ganz zufällig zustande kommen. Drei von fünf Surfern, die bis zu neun Jahre Erfahrung mit dem Internet haben, war nicht bewusst, dass Firmen für einen Service der Suchmaschinenanbieter zahlen, bei dem ihnen mittels einer bestimmten Stichwortauswahl eine prominente Platzierung gewährleistet wird.

Leslie Marable, die Autorin der Studie "False Oracles: Consumer reaction to learning the truth about how search engines work" fand in der Untersuchung Interessantes heraus: Bei 41 Prozent der untersuchten Trefferlistenergebnisse von 15 getesteten Suchmaschinen handelte es sich um so genannte paid placements. Das sind Suchergebnisse in der Trefferliste, die nur deshalb so weit vorn platziert waren, weil die durch solche Suchergebnisse gefundenen Unternehmen dafür gezahlt haben, dass ihnen Suchmaschinenanbieter bei der geschickten Auswahl von Schlüsselbegriffen geholfen haben. Diese wiederum waren verantwortlich dafür, dass bei einer Suchanfrage entsprechende Webpages besonders häufig gefunden wurden. Marable sagte, dass alle in der Studie befragten Surfer sich sehr überrascht gezeigt hätten über die keinesfalls zufällige Trefferauswahl, viele hätten "negative Emotionen" gehabt, als sie über die kommerziellen Hintergründe erfuhren.

Das Problem ist dabei prinzipiell lange erkannt. Die US-Kartellbehörde Federal Trade Commission (FTC) hat bereits im Mai 2002 Richtlinien an alle Webservice-Anbieter herausgegeben, wie diese ihre Suchindizes gestalten sollten. Allerdings handelt es sich bei diesen Richtlinien um freiwillige Verhaltensvorschläge. Kritiker argumentieren, diese hätten die Problematik für Konsumenten eher noch vernebelt, anstatt hier klare Massstäbe zu setzen, wie Privatnutzer und Surfer über die kommerziellen Aspekte der nur scheinbar neutralen Treffersuche informiert werden können. (jm)