Netware als Connectivity-Plattform fuer das Kommunikationszeitalter

Supernos von Novell soll ab 1996 Netware und Unix verschmelzen

16.09.1994

ATLANTA - "Back to the roots" lautet das neue Credo von Novell. Der Marktfuehrer in Sachen Netzwerk-Betriebssysteme konzentriert sich wieder auf sein Kerngeschaeft. Unter dem Schlagwort "Pervasive Computing" will Novell die hauseigene Netzwerkplattform "Netware" so ausbauen, dass kuenftig nicht mehr Systeme, sondern nur noch Anwender miteinander verbunden werden.

Executive Vice-President John Edwards kommentierte die neue Strategie bereits als einen Schritt "vom Informationszeitalter ins Kommunikationszeitalter". Die neue Vision des Pervasive Computing beruht im wesentlichen auf den beiden Standbeinen Netware und Unixware, die spaetestens 1996 zu einem "Supernos" verschmelzen sollen, das verteilte Umgebungen unterstuetzt und modular auf dem Gradient-Kernel aufgebaut ist. Bis dahin sieht der derzeitige Migrationsplan noch fuer dieses Jahr eine symmetrische Multiprozessorplattform vor. Urspruengliche Plaene einer "Independent Netware Version", die auf RISC-Systemen laeuft, wurden hingegen zu den Akten gelegt.

Hinter vorgehaltener Hand war in Atlanta auch zu hoeren, dass Rechnerplattformen wie der Power-PC nur noch dann unterstuetzt werden, wenn sie eine installierte Basis von mehr als einer Million Systeme aufweisen. In einem zweiten Schritt, so das Novell-Blueprint, folgt eine Clustered Version mit gemeinsamen Directory-Diensten in Netware und Unixware. Spaetestens im Jahr 1996 soll dann, glaubt man den offiziellen Novell-Verlautbarungen, ein fehlertolerantes, auf verteilte Umgebungen optimiertes System folgen.

Letztere Version duerfte gleichzeitig zu einem Pruefstein fuer die neue Beziehung zwischen Novell und Microsoft werden, denn hiermit begibt sich die Networking-Company in direkte Konkurrenz zu den Microsoft-Plaenen in Sachen Windows NT Advanced Server. Zudem argwoehnen viele Analysten, dass Novell mit dem Supernos wahrscheinlich zu spaet auf den Markt kommen wird, da die Unternehmen die Entscheidung fuer die kuenftigen Client-Server- Plattformen heute und nicht 1996 faellen.

Doch die neue Pervasive-Strategie besteht nicht allein aus Supernos. Neu ist beispielsweise auch, dass sich die Netzwerker mittlerweile vorbehaltlos neben IPX/SPX zu TCP/IP als Standard-protokoll in Sachen Enterprise Networking bekennen. Ein "Advanced Client" soll dabei den Zugang zu unternehmensweiten oder oeffentlichen Netzen wie dem Internet gewaehrleisten.

Unter dem Codenamen "Expose" - basierend auf Corsair, das urspruenglich als Konkurrenz zu Windows konzipiert war - arbeitet man in Provo zur Zeit an einem Client, der Windows, "Windows 95" sowie Unix unterstuetzt und ueber ein dem Mosaic-Browser aehnliches dreidimensionales grafisches Interface verfuegen soll.