Superminis: Wer sie kennt, will sie nicht missen

09.07.1982

Mühsam bahnen sich die Superminis ihren Weg zum kommerziellen Anwender. Obwohl sie den meist teureren Universalrechnern gleichwertig sind, müssen die 32-Bit-Rechner noch immer gegen Akzeptanz-Probleme ankämpfen. Die Flexibilität eines Minis wurde dagegen im Hause Hornung & Wandel sehr schnell bekannt. Auch als die Kapazitätsgrenze erreicht wurde, entschied sich die Geschäftsleitung dennoch nicht für eine Großanlage. Ebenfalls zum Supermini griff der /370-erfahrene Rolf Dreier, als IBM ihm keine Alternative für den Einstieg in die Dialogverarbeitung anbieten konnte. Mittlerweile ist sogar noch ein zweiter Mini hinzugekommen.

Rolf Dreier, Abteilungsleiter Org./DV, Schmidt-Agence AG, Basel (VAX 11/780)

Der Einstieg zur Lösung umfangreicher EDV-Abrechnungssysteme im Hause Schmidt-Agence AG hat im Jahre 1973 mit der Installation des EDV-Systems IBM 370/135 (384 KB Hauptspeicher, 360 MB Disk, vier Bandstationen) begonnen.

Nach Maßgabe der betrieblichen Notwendigkeit wurden auf diesem batch-orientierten System Applikationen entwickelt, mit der Zielsetzung, die Abteilungen von den von der Routinearbeit zu entlasten.

In der Folge entstand beim Anwender der berechtigte Wunsch nach EDV-Unterstützung auch im dispositiven Bereich.

Unsere Planungsaktivitäten waren 1977 auf zwei Ebenen ausgerichtet. Einmal war mehr EDV-Verarbeitungskapazität zu beschaffen (quantitativer Ausbau), und zum anderen sollte diese Mehrkapazität auch den Einstieg in die Dialog-EDV (qualitativer Ausbau) ermöglichen.

Die Realisierung dieser Ziele hätte die Installation einer größeren IBM-Anlage vorausgesetzt, deren Technologie aus dem Jahre 1970 stammt. Alternativen im Sinne einer zeitgerechten Computergeneration hatte IBM im Jahre 1977 weder anzubieten noch anzukündigen.

In dieser Situation war es naheliegend, nach Lösungswegen mit anderen Computerherstellern zu suchen. Mehrere Alternativen wurden nach einem umfangreichen Evaluationsverfahren erarbeitet und bewertet. Besonders geeignet war ein Produkt der Firma Digital Equipment Corporation: das Computersystem VAX 11/780. Dieses System besticht nicht nur durch seine 32-Bit-Architektur, seine technische Konzeption oder seine Ausbaufähigkeit, auch das einheitliche VMS-Betriebssystem überzeugt. VMS ist von Anfang an als ein Betriebssystem sowohl für Batch als auch für Dialoganwendungen konzipiert worden.

Die positiven Erfahrungen, auch hinsichtlich der Zuverlässigkeit des Systems haben uns zusätzlich motiviert, ein zweites DEC-System zu installieren. Mit dem Einsatz dieser VAX 11/780 seit Februar 1982 wird die Ablösung der bestehenden Batch-Anlage vollzogen. Diese Umstellung ist in rund vier bis acht Wochen abgeschlossen.

Die Peripherien der beiden Systeme sind wahlweise dem anderen Rechner zuschaltbar, ebenso sind beide Prozessoren mit einem Communication-Link miteinander gekoppelt. Das Softwarepaket DECnet regelt den Datenverkehr beider Anlagen.

Naturgemäß ist das Angebot von kommerziell einsetzbarer

Standardsoftware bescheiden. Die eigenen Softwarespezialisten werden gehörig strapaziert, um dieses Manko wenigstens teilweise zu decken. Auch die kommerziell ausgerichtete Softwareunterstützung des Herstellers hält sich sehr in Grenzen. Ohne eigenes, mühsam selbst erarbeitetes Fachwissen steht dem "Mini-Neueinsteiger" ein eher steiniger Weg bevor.

Hat man diese unliebsamen Begleitumstände erst einmal im Griff, so wird man im Computer-Alltag durch ein durchdachtes und leistungsfähiges EDV-System belohnt, das außerdem auch das Budget mit einem sehr vorteilhaften Preis/Leistungskoeffizienten beeinflußt.

Karl-Heinz Hartmann, Leiter Org./DV, Bürstner Wohnwagenwerk GmbH, Kehl (VAX 1 1/780)

Im Rahmen einer durch das Wachstum unseres Unternehmens notwendig gewordenen Reorganisation bestehender Programme sowie des notwendigen Einsatzes eines leistungsfähigeren Rechners untersuchten wir zunächst die Möglichkeiten, Standardpakete einzusetzen. Wir mußten jedoch feststellen, daß aus dem Markt angebotene, standardisierte Lösungen unsere branchen- und betriebsspezifischen Aufgabenstellungen, beispielsweise in der Auftragsbearbeitung, nur unzureichend abdeckten. Anpassungen an betriebliche Erfordernisse wären nur mit verhältnismäßig hohem Aufwand möglich und die Vorteile, die ausgetestete Standardsoftware zweifelsfrei bietet, in Frage gestellt gewesen. Außerdem hätte sich sicherlich die spätere Wartung dieser modifizierten Standardlösungen als problematisch erwiesen.

Da wir Programmentwicklung grundsätzlich nur in Zusammenarbeit mit einem Softwarehaus betreiben, waren letztlich zwei Fragen zu untersuchen und abzuklären.

1. Welches Softwarehaus ist in der Lage aufgrund seines Mitarbeiterprofils in quantitativer und qualitativer Hinsicht unsere Vorstellungen einer gesamtbetrieblichen. Lösung (zum Beispiel Einplanen der Schnittstellen für die spätere Integration einer Kostenrechnung, die momentan noch extern erstellt wird) innerhalb eines angemessenen Zeit- und Kostenrahmens zu realisieren, stufenweise einzuführen und die Mitarbeiter der Fachbereiche zu schulen und einzuweisen.

2. Welche Voraussetzungen an Hardware und an Unterstützung durch das Betriebssystem in Verbindung mit einer Datenbank sind erforderlich, um anspruchsvolle Anwendungen im Dialog mit zufriedenstellenden Antwortzeiten zu fahren.

Diese Forderungen werden nach den bisher gemachten Erfahrungen durch unser eingesetztes System erfüllt (2 MB Hauptspeicher, virtuelles Betriebssystem, 32-Bit-Architektur, 25 Bildschirmarbeitsplätze in der jetzigen Ausbaustufe, Möglichkeit der Erweiterung beziehungsweise Aufrüstung, günstiges Preis-/Leistungsverhältnis etc.).

In engem Zusammenhang mit der getroffenen Entscheidung, diesen Rechner der Minicomputer-Klasse einzusetzen, stand sicherlich die Wahl des Softwarehauses. Von dieser Seite wurde ein relationales Datenbanksystem (Voraussetzung 32-Bit Rechner) angeboten, das bereits auf diesem System mit Erfolg im Einsatz ist.

Erworbene Erfahrungen im Rahmen der Programmentwicklung auf diesem Rechner und Kenntnisse des Betriebssystems des Softwarehauses ermöglichten weiterhin, daß das Gesamtprojekt auf der Basis der gemeinsam erarbeiteten Grobkonzeption zu einem für unser Unternehmen vertretbaren Festpreis angeboten wurde.

Weitere Aussagen beispielsweise über die Verfügbarkeit der Hardware oder Qualität der Software lassen sich zum jetzigen Zeitpunkt nur bedingt machen, da lediglich Teilbereiche des Projektes realisierbar sind.

Letztlich kann nur der Einsatz der Gesamtlösung im betrieblichen Alltag die bisher positiven Erfahrungen bestätigen.

Werner Ludewig, Geschäftsführer, BCD Beratung und Computerdienst GmbH, Frankfurt

Vor einiger Zeit war es möglich, die Anlagen von der Kapazität her noch einigermaßen zu klassifizieren. Erst mit dem Erscheinen der Minicomputer haben sich Definitionsschwierigkeiten ergeben, die, wie mir scheint, hausgemacht sind.

Inzwischen ist die Entwicklung so weit fortgeschritten, daß bereits ein lückenloser und fließender Übergang zu den Anlagen der Mainframer vollzogen ist. Es ist das Kuriosum eingetreten, daß die Entwicklung zu leistungsfähigen Computern nicht von oben nach unten, sondern umgekehrt vollzogen wurde. Ihren Gebrauchswert haben diese Anlagen unter Beweis gestellt, vor allem dann, wenn Anforderungsprofil den Möglichkeiten der Anlage entsprach. Hinsichtlich der Kompatibilität mit Anlagen anderer Hersteller sind noch etliche Wünsche offen.

Hierin liegt ein wesentlicher Grund für Akzeptanz bei Umsteigern bei dem Einsatz als Satelliten-Rechner und, mit Einschränkung, bei der Installation von DFÜ.

Ein wesentlicher Grund ist die vom Anwender empfundene mangelnde Unterstützung durch den Anbieter in der Weitergabe von Erfahrungswerten im Bereich der Organisation, der Programmierung und Projektinstallation. Der häufige Verweis auf Softwarehäuser bei gleichzeitiger Risikoverlagerung birgt eine gewisse Unsicherheit beim Käufer.

Diese wird noch unterstützt durch die Tatsache, daß das Preisverhältnis Hardware zu Software sehr stark auseinanderklafft. Durch den Verweis auf ein Drittunternehmen wird dem Käufer die Möglichkeit erschwert, den Paketpreis" in seinem ganzen Umfang beim Abschluß zu kennen.

Wenn also von einer Akzeptanzbarriere gesprochen werden kann, dann doch deshalb, weil

1. es dem Käufer erschwert wird, den "Gegenstand' Computer beim Kauf umfassend beurteilen zu können,

2. die vollständigen Angaben der Kosten für das gesamte Projekt "EDV-Installation" unbekannt bleiben,

3. die Risikodelegation an andere unabhängige Unternehmen mit eigenen Kosten-, Termin- und Realisierungsvorstellungen,

4. die mangelnde Aufwärtskompatibilität die potenten Umsteiger beim bisherigen Hersteller verbleiben läßt,

5. die Schnittstellenprobleme hier und dort die Anwendung der angebotenen Geräte im Verbund mit Großrechnern nicht zu lassen. (Dies gilt ebenfalls für DFÜ-Kommunikation).

6. die Werbung animiert dagegen weniger informiert. Die Interessenten haben das Empfinden, hier wird mit Erfahrung und Kenntnis gespart.

Es muß aber auch gesagt werden, daß es überwiegend viele Anbieter gibt, denen Vertrauen entgegengebracht werden kann und auch sollte.

Viele neue Anwendungsmöglichkeiten haben, sich ergeben, für die diese Geräte prädestiniert sind. Das sind die Textverarbeitung, Graphik (CAD/CAM) und die Steuerung und Überwachung von technischen Prozessen.

Es ist eine Wachstumsbranche, in der sich viele tummeln, aber nur wenige berufen sind.

Klaus Zimmermann, Leiter der EDV Fa. Hornung & Wandel, Kirchentellinsfurt (TI 990/12)

Vor rund acht Jahren wurde in unserem Hause der erste Computer installiert. Wir wollten keine externe EDV über ein Rechenzentrum, sondern ein Einplatzsystem, bildschirmorientiert für Auftragsbearbeitung, Finanz- und Lohnbuchhaltung. Die Flexibilität eines solchen Minis wurde schnell erkannt. So wurden die Anforderungen der einzelnen Abteilungen immer größer. Der Mini, damals noch eine Logabax "LX 4600", lief fast rund um die Uhr.

Die Expansion der heutigen Firmengruppe "Hornung &Wandel" erforderte zweimaligen Systemwechsel leider - ohne jegliche Kompatibilität. Im Herbst 1980 war die Kapazitätsgrenze der Datenmenge und der Arbeitsplätze mal wieder erreicht. Die Frage tauchte auf, ob auf eine Großanlage umgestiegen werden sollte. Gefordert waren Dialogverarbeitung mittels DBMS (Datenbanksystem), 400 Millionen Daten im direkten Zugriff, acht Terminals - davon vier über DFÜ, dazu ein Betriebssystem, das Kinderkrankheiten hinter sich hat. Das wichtigste war, ein Preis-/Leistungsverhältnis zu finden, das im Budget auch untergebracht werden kann. Unsere Entscheidung hieß TI 990/12 - heute wissen wir, daß es die richtige Entscheidung war. Neben der oben beschriebenen Konfiguration sind noch drei Drucker, ein Kernspeicher von 512 KB und ein Diskettenlaufwerk voll im Einsatz. Ob Material berechnet, fakturiert oder prima Nota für die Finanzbuchhaltung gefahren wird, alles läuft dezentral vom Arbeitsplatz der Mitarbeiter über Dialogverarbeitung.

Unsere Bedenken wegen eventueller Zeitverzögerungen am Terminal wurden bald zerstreut. Wir haben aktuelles Update, sofortige Information, komfortables Betriebssystem und eine stabile Hardware. So stellen wir uns ein leistungsfähiges EDV-System vor.

Um die Anwendersoftware selbst zu schreiben, fehlten uns die Voraussetzungen. Wir wandten uns an ein Software-Unternehmen in Reutlingen. Textile Programmpakete waren vorhanden, die unseren Wünschen entsprechend angepaßt, aber auch teilweise neu geschrieben wurden. Mit Fibu und Lohn sind derzeit rund 350 bis 400 Anwendungsprogramme installiert, die ein komfortables Abarbeiten der Datenmengen ermöglichen. Daß auch bisherige EDV-Laien ihren Bearbeitungsbereich reibungslos abwickeln können, war das gesetzte und danach erreichte Ziel. Mit Menü und Bildschirmsteuerung wird eine flexible Führung durch die Programme ermöglicht. Die Software reicht heute unter anderem von der Auftragsbearbeitung bis zur Fakturierung, Material-/Kapazitätsberechnung und Bestandsführung. Für besonders eilige Fälle steht dank dem DBMS noch "Query" zur Verfügung.