Suns Public Grid kommt später als erwartet

09.05.2005
Der Aufbau von Rechenzentren liegt hinter den Zeitplänen zurück.

Sun-Chef Scott McNealy war auf der Quartalskonferenz Network Computing 2005 Quarter 2 (NC0502) in Washington in seinem Element. Ausführlich stellte er die Entwicklung seines Unternehmens vom Workstation-Hersteller zum Network-Computing-Spezialisten und jetzt zum Grid-Anbieter dar. Zwar konnte er keine neuen Produkte vorweisen, was ihn aber nicht daran hinderte, seine Version vom "Public Grid" in aller Länge vorzutragen. Die Anwender sollten aufhören, eigene Rechenzentren zu be- treiben, und sich stattdessen die IT-Ressourcen aus einem Internet-basierenden Grid holen. McNealy: "Der Ausstieg ist so einfach wie aus einem Taxi."

Die Zukunft der Datenverarbeitung, so der Sun-Chef, liege wegen viel niedrigerer IT-Kosten im Public Grid. Wann dies aber Realität werden könnte, wollte McNealy nicht vorhersagen - aus gutem Grund. Der Aufbau des "Sun Grid" fällt hinter den Zeitplänen zurück, und es gibt Probleme mit den Rahmenbedingungen.

Das Unternehmen will das Sun Grid mit sechs regionalen Rechenzentren eröffnen. Diese sollen wie ein Strom- oder Wasserversorgungsbetrieb Rechnerleistung anbieten. Die Nutzungsgebühr soll einen Dollar pro CPU-Stunde und zusätzlich einen Dollar monatliche Speichergebühr für 1 GB betragen. Die Kapazitäten des Grid sollen sogar an der elektronischen Börsen Archipelago gehandelt werden. Eine weitere Besonderheit des Sun-Angebots besteht darin, dass das Sun Grid von jedem Unternehmen genutzt werden kann (Public). Grid-Angebote von IBM und Hewlett-Packard sind hingegen auf die spezifischen Bedürfnisse einzelner Firmen zugeschnitten.

Das Sun Grid hätte in den ersten Monaten dieses Jahres aktiviert werden sollen, doch bisher gibt es nur Regionalrechenzentren in Virginia, New Jersey und London. "Wir können nicht starten, bevor wir eine substanzielle Zahl von CPUs haben", erklärt Aisling MacRunnels, Senior Director Utility Computing bei Sun. Bisher benutzen nur einige ausgewählte Kunden eine "Early-Access"-Version des Sun Grid. Offiziell soll es jetzt im Juli dieses Jahres den Betrieb aufnehmen.

Probleme bereiten nach Angaben des Sun-Managers Dan Hushon die Benutzerschnittstelle des Grid-Angebots und die Regelung des Supports. In der Diskussion sind weiterhin die Nutzungsverträge und insbesondere Haftungsfragen. Nach Analysten-Einschätzung verzögert sich der Aufbau auch, weil Sun aufgrund schlechter Geschäftsergebnisse Personal entlassen hat. (ls)