Kein Spaß mehr an der Programmiersprache?

Suns oberster Java-Mann wirft das Handtuch

13.08.1999
MÜNCHEN (CW/IDG) - Mit einem so schnellen Rückzug von Alan Baratz hatten die wenigsten gerechnet. Dabei hatte Sun Microsystems den 44jährigen erst im Juli zum President der neuen Abteilung Software Products and Platforms gemacht. Baratz, der damit die volle Verantwortung über Java, Solaris und Suns Entwicklungswerkzeuge bekommen hatte, wechselt in wenigen Tagen zur Investment-Firma Warburg, Pincus & Co.

War es der neue Posten, oder hat ihm Java generell keinen Spaß mehr gemacht? Diese Frage stellen sich Beobachter nach Baratz'' Ausstieg. Für die zweite These spricht, daß die Pionierzeiten der Programmiersprache vorbei sind und es nun Geld zu verdienen und das stressige Tagesgeschäft zu bewältigen gilt. Sun steht gerade im Zusammenhang mit Java vor einigen schwierigen Aufgaben. Der Hersteller steckt mitten im Lizenzstreit mit Microsoft, will Java zu einem internationalen Standard machen, die Open-Source-ähnliche Initiative "Java Community Process" in die richtigen Bahnen lenken und sich einer Reihe von Konkurrenten erwehren, die Java kopieren oder nach eigenen Wünschen modifizieren wollen.

Drei Jahre hatte Baratz die Abteilung Java Software geleitet und den ehemaligen Hardware-Anbieter Sun Microsystems tiefer als je zuvor in den Softwaremarkt getrieben. Davor hatte er für IBM als Director of Strategic Development und als CEO der Delphi Internet Services gearbeitet, die zum Imperium von Medienmogul Rupert Murdoch gehören. Marktbeobachter bewerten seinen Weggang als großen Verlust für das Unternehmen, zumal "Alan praktisch der CEO von Java war", so Anne Thomas, Analystin bei der Patricia Seybold Group.

Seine Nachfolge übernimmt vorerst John Kannegard, General Manager der Java Platform Division. Allzu lange soll er diese Funktion nicht behalten. Sun will die Suche nach einem Nachfolger für Baratz "aggressiv" vorantreiben.