Hersteller lüftet Geheimnis um Niedrigenergie-Prozessor

Suns neuer Gemini-Chip basiert auf alter Technik

22.08.2003
PALO ALTO (CW) - Sun Microsystems hat einige Details zum "Gemini"-Entwicklungsprojekt veröffentlicht. Geplant ist demzufolge ein stromsparender Prozessor für Blade-Server, der auf der bereits 1995 vorgestellten Ultrasparc-IIi-Architektur basieren wird. Er soll im kommenden Jahr produktionsreif sein.

Auf der Fachmesse für Hochleistungsprozessoren "Hot Chips", die Mitte August auf dem Gelände der Stanford University in Palo Alto veranstaltet wurde, gewährten Sun-Verantwortliche den Teilnehmern einen Blick in die Entwicklungslabors. Unter dem Codenamen Gemini entsteht dort derzeit ein Niedrigenergie-Prozessor für Blade-Server, und bei den Arbeiten gilt offenbar das Prinzip: ein Schritt zurück und zwei vor.

Denn die Ingenieure verwenden für den Gemini-Chip den bereits 1995 entworfenen Ultrasparc-IIi-Kern und nicht die aktuellen Versionen Ultrasparc III oder IIIi. Allerdings packen die Experten gleich zwei Kerne in einen Chip. Sun folgt damit dem jüngsten Trend in der Mikrochip-Branche, Leistungssteigerung nicht allein durch höhere Taktzahlen zu erzielen. Der Gemini-Prozessor, der mit bis zu 1,2 Megahertz getaktet sein soll, begnügt sich daher auch mit einer maximalen Leistungsaufnahme von geschätzten 32 Watt, durchschnittlich erwartet Sun einen Wert von 25 Watt. Ein üblicher Zwei- oder Drei-Gigahertz-Prozessor verbraucht zwischen 100 und 200 Watt, die Kühlung ist entsprechend aufwändig.

Die beiden Kerne des Prozessors teilen sich einen 1,0 MB großen L2-Cache (Level 2). Zudem integriert die Neuentwicklung die System-Bus-Schnittstelle "JBus". Angeblich soll der neue Doppelchip viermal mehr leisten als ein einzelner Kern, so Suns Marketing-Manager Halan McGhan, weil sich durch die parallele Bearbeitung die Wartezeiten der Prozessoren effektiver nutzen ließen. Beflügelt von diesen Aussichten, arbeitet Sun bereits an einem Gemini-Nachfolger. Unter dem Codenamen "Niagara" entsteht ein Baustein, der acht Prozessorkerne integrieren soll. Erste Geräte mit Niagara-Chips erwartet Sun im Jahr 2006. (jha)